Pans Vermächtnis
Sieben Jahre lang war er die wichtigste Stimme der Südtiroler Industrie. Kurz vor der Amtsübergabe an den bisherigen Vize-Präsidenten Federico Guidiceandrea zog Stefan Pan am Freitag in Bozen Bilanz über seine siebenjährige Präsidentschaft. Ein Zeitabschnitt, in der sich nicht nur die Konjunkturlage erheblich verbessert hat und nach den langen Jahren der Krise selbst in Italien erstmals über wachsende Investitionen wieder Vertrauen in die wirtschaftliche Zukunft demonstriert wird, wie Pan unterstrich. Der scheidende Unternehmerverbandspräsident zeichnete auch ein äußert positives Bild der Entwicklungen in Südtirol und seines Verbandes.
„Südtirol als Vorzeigezimmer und Brückenbauer für ein starkes Europa“, waren zwei der Motive, die darin auftauchten. Krise hin oder her – zumindest der überzeugte Europäer Stefan Pan hat seinen Glauben an diesen „einzigartigen und reichen Kontinent“ nicht verloren, in dem sieben Prozent der Weltbevölkerung 50 Prozent der globalen Wohlfahrt stellen. Das wohlhabende Südtirol mit seinem kulturellen und sprachlichen Reichtum ist dafür Aushängeschild, ist Pan überzeugt. Und kann, wie es der Unternehmerverband nicht zuletzt dem mit European Business Forum demonstriert habe, Entwicklungen anstoßen, um das europäische Potential noch besser zu nutzen. „Vor sieben Jahren noch hatten die deutschen und italienischen Unternehmerverbände nicht einmal miteinander gesprochen“, sagte er. Heute dagegen gäbe es dank der wiederholten Wirtschaftsgipfel in Bozen zahlreiche Arbeitsgruppen und einen regelmäßigen Austausch, der die einmalige Funktion der Provinz als Bindeglied zwischen Nord und Süd noch weiter gestärkt habe.
Gestärkt wurde laut Pan auch die Rolle des Verbandes als Ideengeber für Exzellenz. Nicht nur dank so mancher Höchstleistungen seiner Betriebe in Forschung oder Export, sondern auch dank eines breit angelegten Dialogs. Vor allem mit den Sozialpartnern habe sich der Austausch dank des monatlich abgehaltenen Sozialpartnertisches weiter verbessert, mit den Schulen im Land und der Universität bestehe ein intensiver Austausch. In Sachen duales Modell habe Südtirol in den vergangenen Jahren italienweit Samen gesät – indem es mit der Weitergabe seiner Erfahrungen an andere Regionen wie die Lombardei maßgeblich zu neuen Ausbildungsmodellen beigetragen habe, die auch konkrete Antworten auf die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Italien seien.
Das rosige Bild, mit dem sich Pan von seiner Funktion verabschiedet, ergänzte er aber auch durch so manche kritische Aspekte, die dem Potential des Landes weiterhin im Weg stünden. „Auch Erfolgsmodelle können scheitern, wenn nicht vor allem in guten Zeiten an ihrer Effizienz gearbeitet wird“, unterstrich Stefan Pan einmal mehr die Notwendigkeit, die Mittel des Landeshaushaltes so einzusetzen, dass genügend Luft für Investitionen bleibe. Als unzureichend kritisierte der scheidende Unternehmerverbandspäsident die bisherigen Ergebnisse der Sanitäts- und Verwaltungsreform. „Mehr Mut zum Mut“ lautet Pans Vermächtnis an die Landesregierung in dem Zusammenhang.
An das gesamte Land und seine Menschen lancierte der Industrielle zum Abschied ein Plädoyer für mehr Offenheit. Schluss mit dem Kampf zwischen Groß und Klein, ist eine der Aufforderungen, die Pan dabei gegen zu viel Nabelschau und Selbstgefälligkeit mitgab. „Wir brauchen große und kleine Kreisläufe“, ist er überzeugt. „Und nur weil es uns im Kleinen gutgeht, dürfen wir uns nicht vor der Welt verschließen.“ Als erschreckend bezeichnete Stefan Pan auch das Ergebnis der jüngsten Studie zur Zweisprachigkeit an Südtirol Oberschulen. Um Sprachen gut zu lernen, müssten sie als "Ort der Heimat, als Zuhause empfunden werden“, ist er überzeugt. „Wenn unsere Jugend das bei der Zweitsprache offenbar immer noch nicht so empfindet, müssen wir uns fragen, warum das so ist.“ Denn auch die große Nachfrage, die es europaweit für Südtirols dreisprachige Universität gibt, macht laut Pan klar, welchen Reichtum die Chance bietet, mehrsprachig aufzuwachsen. Angst ist ein schlechter Berater, schloss der Unternehmerverbandspräsident sein Offenheits-Plädoyer. „Zeigen wir, dass wir vor keiner Grenze und vor keinen Menschen Scheu haben und setzen wir auf konkrete Maßnahmen.“ Wie zum Beispiel auf Investitionen für und in Afrika, die nun von der Europäischen Union konkreter angedacht würden. „Überlassen wir nicht den Chinesen mit ihren fehlenden Sozialstandards einen ganzen Kontinent, sondern leben wir dort das europäische Modell vor.“
Starke Worte zum Abgang, die wohl nicht die letzten bleiben werden. Denn als Vize-Präsident der Confindsutria und Verantwortlichen für die europäischen Regionen wird Stefan Pan seinem Verband weiter erhalten bleiben, versprach er. Und auch in Zukunft nicht leise sein.