Ambiente | Wald & Wild
„Jäger, Ihr müsst mehr schießen!“
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„Wir haben, was den Rotwildbestand betrifft, leider ein sehr großes Ungleichgewicht, weil der Schutz der Wälder vor Wildschäden nicht mehr überall gewährleistet ist“, berichtet Günther Unterhiner und betont: „Wir müssen unbedingt die Kurve kriegen.“ Der Direktor der Landesabteilung Forstwirtschaft spricht damit ein gravierendes Problem an, das eine wichtige Komponente im Kampf gegen den Klimawandel darstellt: und zwar die Ressource Wald.
Vom Standortpotential, sprich vom möglichen Vorkommen verschiedener Baumarten, sei Südtirol zwar begünstigt und biete Lebensraum für viele verschiedene Baumarten, allerdings sei der Ausfall aufgrund der hohen Wilddichte enorm. Besonders beliebt beim Wild sind Tanne, Zirbe, Bergahorn und Vogelbeere. Verbisschäden führen zu einer Schwächung der Bäume, wenn nicht gar zum Absterben. Geschwächte Waldbestände wiederum sind anfällig für Borkenkäferbefall – eine unheilvolle Wechselwirkung. „Wir haben bezogen auf die fünf Hauptbaumarten in diesem Jahr bei vieren einen stärkeren Borkenkäferbefall feststellen müssen“, so Unterthiner. Bei der Fichte sei dieses Phänomen bereits bekannt, jetzt seien aber zunehmend auch die Lärchen-, Zirben- und Kiefernbestände davon betroffen. Die einzige Baumart, die sich bis dato einigermaßen wehrhaft und unbeeindruckt gezeigt hat, ist die Tanne. Anteilsmäßig liegt der Tannenbestand in Südtirols Wäldern allerdings nur bei rund drei Prozent. „Ein Wald mit Tannenbestand, der sich resistent gegenüber Schädlingen wie den Borkenkäfern zeigt, ist insgesamt stabiler und resistenter gegenüber Ereignissen wie verheerenden Wetterphänomenen“, erklärt der Abteilungsdirektor. Ein reiner Fichtenbestand dagegen sei sehr problematisch: Sind die Bäume geschwächt und vom Borkenkäfer befallen, wird sich das Problem auf die gesamte Waldfläche ausbreiten. „Wir dürfen dieses Potential nicht durch falsche Entscheidungen aufs Spiel setzen oder zerstören“, betont Unterthiner und spricht damit die Abschusspläne für das Wild an. Zwar lautet der Appell an die Jägerschaft, diese zu hundert Prozent zu erfüllen, „was allerdings nicht immer gelingt, aus welchen Gründen auch immer.“
Ein Waldeigentümer könnte sogar eine Entschädigung für durch Wild verursachte Schäden am Baumbestand einfordern, falls die Abschussplanerfüllung beim Schalenwild unter 85 Prozent. Liegt die Quote darüber, kann das Revier nicht für Verbissschäden haftbar gemacht werden. Beim Jagdverband sei das Verständnis und die Einsicht vorhanden, bei der Jägerschaft hingegen nicht immer, wie der Abteilungsdirektor erklärt. Die Abschusspläne seien danach ausgerichtet, eine Zunahme des Wildbestandes zu verhindern. Wird das Soll allerdings nicht erreicht, dann erhöht sich der Tierbestand immer weiter – zum Schaden für die heimischen Wälder.
Die Zusammenarbeit zwischen Forstwirtschaft und den Jägern ist nicht immer gegeben, obwohl wir uns gegenseitig brauchen.
„Die Zusammenarbeit zwischen Forstwirtschaft und den Jägern ist nicht immer gegeben, obwohl wir uns gegenseitig brauchen“, merkt Unterthiner denn auch an und beklagt, dass der Schalenwild-Bestand während der vergangenen Jahre stetig zugenommen habe. Besonders betroffen sei der Ober-Vinschgau, seit einiger Zeit zudem der Mittel-Vinschgau und das obere Pustertal. Die Lösung der Landwirte heißt Zäune errichten, um ihren Besitz zu schützen. Diese Maßnahme verstärkt das Problem allerdings nur, da das Wild noch mehr in den Wald gedrängt und darauf konzentriert wird. „Diese Entwicklungen sind absolut nicht nachhaltig!“, so Unterthiner, der erklärt, dass die Forstabteilung zwar auch in der zuständigen Kommission, welche die Abschusspläne vorgibt, vertreten sei, allerdings liege die Jagdbewirtschaftung nicht in den Händen der Forstabteilung, sondern in jenen der Jägerschaft – „einer sehr traditionsbewussten Garde“. „Es ist nicht Aufgabe der Forstabteilung ein neues Konzept auszuarbeiten, allerdings müssen wir feststellen, dass man mit dem derzeitigen System im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Holzweg ist. Wir riskieren eine langfristige Schädigung der Wälder“, so Unterthiner.
Wald mit Wild
Den Vorwurf, die Jägerschaft halte sich nicht an vorgegebene Abschusspläne, möchte Benedikt Terzer, Geschäftsführer des Südtiroler Jagdverbandes, nicht so stehen lassen. Verbissschäden werden hierzulande hauptsächlich durch das Rotwild verursacht, die größte heimische Schalenwildart. Wie Terzer erklärt, nehmen derzeit in Mittel-Europa generell die Rotwildbestände zu. Da die lernfähigen Tiere im Laufe des Jahres große Distanzen zurücklegen, müsse man diese Tierart großräumig betrachten und bewirtschaften.
Man dürfe deshalb nicht nur Südtirol alleine betrachten, sondern auch die Situation in den Nachbarländern. Dort herrschen mitunter große Unterschiede in den Sicht- und Bewirtschaftungsweisen. Während in Österreich und Deutschland der Fokus sehr stark auf den Wald gerichtet ist und die Devise gilt: „Wald vor Wild!“, sei es in Italien genau umgekehrt, berichtet Terzer. Das habe dazu geführt, dass beispielsweise die Wildbestände im Trentino und in Belluno höher sind als in Nord- und Südtirol. Trotz höherer Bestände gebe es im Trentino und in Belluno jedoch keine großen Diskussionen über Wildschäden. Der natürliche Einfluss, den die Pflanzenfresser nun mal auf den Wald haben, wird dort einfach toleriert. „Als Südtiroler Jagdverband vertreten wir die Ansicht, dass weder das eine noch das andere Extrem richtig ist. Wir plädieren für einen Mittelweg und sind der Meinung, dass es Wald mit Wild geben muss“, so Terzer, der erklärt, dass in Südtirol bereits seit Jahrzehnten ein sehr ausgewogenes Jagdsystem angewendet wird, das den Dialog sucht. In der Kommission, welche die Abschusspläne erstellt, sind nämlich auch die Interessensgruppen der Land- und Forstwirtschaft vertreten, „und das auch noch sehr stark“, wie Terzer betont. Damit soll sichergestellt werden, dass die verschiedenen Bedürfnisse berücksichtig werden; die Jägerschaft hat nur zwei Stimmen in der sechsköpfigen Kommission, während Land- und Forstwirtschaft vier Vertreter stellen. Steigen die Wildschäden, fordern die Vertreter der Land- und Forstwirtschaft eine Anpassung der Abschusspläne. Diese seien laut Terzer in den letzten Jahren landesweit angehoben worden, insbesondere im Vinschgau, „und die Jäger tun ihr Bestes, um diese auch zu erfüllen: Im staatsweiten Vergleich liegt Südtirol bei der Erfüllung der Abschusspläne im Spitzenfeld, auch wenn man nicht jedes Jahr und nicht überall die geforderten Hundert Prozent erreichen könne“. Schließlich handle es sich beim Rotwild um eine sehr intelligente, sensible und lernfähige Tierart, die umso scheuer wird, je mehr gejagt wird.
„Die Forderung der Land- und Forstwirtschaft an die Jäger, ‚Ihr müsst mehr schießen!‘ ist deshalb nicht so einfach zu erfüllen. Je höher die Abschusspläne sind, desto schwieriger wird es, ihnen auch nachzukommen“, so der Geschäftsführer des Jagdverbandes. Außerdem gestalte sich in manchen Gebieten die Erfüllung der Abschusspläne infolge von Windwurf und Schneedruck schwieriger als üblich, da diese Flächen oft schwer einsehbar sind. Und nicht zuletzt müsse man sich vor Augen halten, dass die Zahl der Freizeitnutzer, die zu jeder Tages- und Nachtzeit im Wildlebensraum unterwegs sind, stark zugenommen habe, sodass das Wild immer weniger Ruhe habe und infolgedessen auch immer scheuer werde, erklärt Terzer.
Die Forderung an die Jäger: Ihr müsst mehr schießen! ist deshalb nicht so einfach zu erfüllen.
Angesprochen auf die Verbissschäden und das Problem des Borkenkäferbefalls erklärt der Geschäftsführer des Jagdverbandes, dass man dem Wild nicht die Schuld für alle Probleme geben dürfe. Rund 61 Prozent der Waldbäume in Südtirol sind Fichten, welche oftmals im selben Altersstadium und somit sehr anfällig für Borkenkäferbefall sind. „Fichtenwälder wurden jahrzehntelang gefördert, bis sich in der Forstwirtschaft erst relativ spät die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass Mischwälder resistenter gegen Borkenkäfer, Windwurf und Schneedruck sowie klimafitter sind und eine höhere ökologische Tragfähigkeit haben. Trotz aller Herausforderungen sind die Südtiroler Jäger bemüht, ihr möglichstes zu tun, um die Stabilität und die verschiedenen wichtigen Funktionen der Südtiroler Wälder zu erhalten“, so Terzer.
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Troppi cervi che causano
Troppi cervi che causano danni al bosco? Le popolazioni di ungulati (cervo e capriolo) crescono perché gli animali selvatici vengono foraggiati artificialmente dall'autunno alla primavera successiva, con lo scopo di aumentarne il numero. Per i cacciatori questo significa aumentare gli animali da abbattere e più trofei da appendere alla parete nella successiva stagione di caccia.
Alimentando artificialmente gli ungulati, sono i cacciatori stessi a creare squilibri nell'ambiente e, indirettamente, danni alle foreste.
Invece di chiedere piú uccisioni di cervi, perché non sospendere il foraggiamento artificiale del cervo, specie in continua espansione, e lasciare che sia l'ambiente naturale (disponibilità di cibo limitata, inverni rigidi, abbondanti nevicate, predatori naturali) a regolare il numero di animali presenti nell'ambiente?
Maggiori informazioni sul foraggiamento di cervi e caprioli nella pagina internet dell'Associazione cacciatori Alto Adige:
https://www.jagd.it/wildfuetterung/
In risposta a Troppi cervi che causano di Luigi Mariotti
Sicuramente il sig. Mariotti
Sicuramente il sig. Mariotti confonde la situazione dell'Alto Adige con quella di alcune parti dell'Austria. Da noi il foraggiamento del cervo è vietato dall'ordinamento forestale. L'autorità forestale può ammetterlo solo in casi rarissimi e del tutto particolari, per esempio in caso di nevicate assolutamente eccezionali. In queste condizioni estreme anche molti animalisti reclamano e promuovono attività di sostegno della selvaggina.
Inoltre, il sito web indicato dal sig. Mariotti nel suo commento non è quello dell'Associazione Cacciatori altoatesini. Il link indicato porta ad un testo dell'azienda forestale austriaca “Österreichische Bundesforste”, scaricato e copiato dal gestore di un sito privato. Per chi volesse informarsi sulle attività dell'Associazione Cacciatori Alto Adige questo è l'indirizzo web del sito ufficiale: https://jagdverband.it/it/
Es gibt für jede Tierart eine
Es gibt für jede Tierart eine optimale Dichte. Selbst in Nationalparks stellt sich diese nicht immer ohne äußeres Zutun ein. Das Problem sind u.a. die fanatischen Tierschützer, v.a. wenn ihnen die ökologischen Grundkenntnisse fehlen.
In risposta a Es gibt für jede Tierart eine di Dietmar Nußbaumer
Ökologische Grundkenntnisse?
Ökologische Grundkenntnisse? Zuerst das natürliche Gleichgewicht zerstören, dann auf die Kanzel steigen und die Wahrheit herunterpredigen.
In risposta a Ökologische Grundkenntnisse? di Dominikus Ande…
In einer stark vom Menschen
In einer stark vom Menschen geprägten Umwelt gibt es kein “natürliches Gleichgewicht”.
Le informazioni sul
Le informazioni sul foraggiamento di cervi e caprioli si trovano sulla pagina internet "Südtiroler Jagdportal" dei cacciatori dell'Alto Adige:
https://www.jagd.it/wildfuetterung/
In Alto Adige il foraggiamento degli ungulati é previsto dal Regolamento provinciale sulla caccia 2021.
"10.3 Foraggiamento di ungulati selvatici.
Come da prescrizione del regolamento di esecuzione alla legge forestale, in tutte le riserve è di regola vietato il foraggiamento degli ungulati, esclusi i caprioli. Su eventuali eccezioni riguardanti il foraggiamento del cervo decide l’ispettorato forestale territorialmente com-
petente, con il consenso del proprietario del terreno. Le stazioni di foraggiamento del capriolo in zone in cui è presente anche il cervo devono essere rese inaccessibili a quest’ultimo.
Caprioli e cervi possono essere foraggiati solo con fieno grezzo e asciutto ottenuto localmente."
Frage mich, warum die
Frage mich, warum die Tierschützer nicht die Forstleute und Landwirte attackieren. Laut Artikel verlangen ja gerade diese (und nicht die Jäger) mehr Abschüsse…