Società | Muttersein

Die Mutterhölle

"Ich saß in einem Leben, das ich verabscheute." Simone Liedtke ist Illustratorin von Kinderbüchern. Über ihr Muttterdasein schreibt sie einen mutigen Blogbeitrag.

Zu Hause erwachte die Kleine allmählich, und mit dem Erwachen kam das Schreien. Ich wickelte sie ins Tragetuch und trug sie herum, Tag und Nacht, drinnen und draussen, auf und ab. An hinlegen war nicht zu denken. Ab und an heulte ich ebenfalls ein paar Stunden mit, dann riss ich mich wieder am Riemen. Da hatte ich zum ersten Mal den Wunsch, das Kind zurückzugeben. Wieso war ich nicht so glücklich wie die anderen neuen Mütter? War ich abnormal? «Chunt scho guet. Es chunt so vil zrugg, wirsch gseh!» Doch es kam nicht gut, und zurück kam nichts. Was sollte auch? Eine Erklärung? Eine Entschuldigung? Liebe? Liebe war da. Ich liebte mein Kind, weil die Natur es so eingerichtet hatte. Doch diese Liebe machte mich nicht glücklich.

Als meine Töchter 2 und 4 Jahre alt waren, hatte ich vier Jahre nicht mehr richtig geschlafen und jegliche Freude verloren. Ich sass in einem Leben fest, das ich verabscheute. Alles, was mir früher wichtig gewesen war – mein Job, mein Haus, meine Unabhängigkeit – war weg. Ich gab es zu: Ich bereute es zu tiefst, mich für Kinder entschieden zu haben. Die Liebe zu meinen Kindern war zwar da, aber das machte das Dilemma nur grösser. Ich redete mit meinen engsten Freunden. Man nahm mich nicht ernst. «Du scho wieder. Gang mal ins Spa!» und immer wieder «Chunt scho guet!»

 

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