Kunst, Hand und Werk
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Es ist kein besonders schöner Raum, in dem man die zweisprachig präsentierte Ausstellung “Etruschi. Artisti e artigiani” zeigt. Das netteste Wort, das uns einfallen würde, ist „funktional“, was auch die deutsche Übersetzung der Ausstellungstexte auf den Punkt bringt. Verliert man sich trotzdem in den ausgestellten Exponaten? Werden die Etrusker lebendig gezeigt?
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Mit derselben, kompakten Form eines Halbmondes, der bei der Ägyptischen Ausstellung im Vorjahr dem Museo Egizio in Turin als Struktur gedient hatte, verteilen sich die Exponate auf den Raum. Dass man diese Formel, die man im Vorjahr noch durch die zyklischen Abläufe rund um den Nil begründen konnte, einfach für die gezeigte Auswahl von Objekten übernimmt – mehrheitlich Grabbeigaben – rechtfertigt das Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia aus Rom heuer nicht. Die kleine Gastvitrine wurde etwas reicher als für die Ägypter geschmückt. Kuratorisch gestaltet haben die Ausstellung im übrigen Maria Paola Guidobaldi und Valentina Belfiore. Unter den von ihnen ausgewählten 26 Exponaten im kleinen Raum sind, werbewirksam, auch „Artefakte“, die noch nie ausgestellt wurden. Für die Abwesenheit der Etruskischen (Grab-)malerei entschuldigt man sich aus Platzgründen. Eher symbolisch läuft eine Präsentation von verschieden gut aufgelösten Dokumentationsfotos als Bildbeispiele, abgelöst mit Wischeffekten. Rechts daneben sehen wir die Inschriften auf den Goldblechen von Pyrgi, die im Heiligtum an das Opfer des Etruskerfürsten Thefarie Velianas erinnert, welches er der Göttin Uni erbracht hat. In der Ausstellung ist eine Kopie der bemerkenswerten Bleche zu sehen.
Beim Lesen der Texte der Ausstellung ist auch der aufmerksame Blick der Kuratorinnen zu schätzen, die einen guten Kompromiss zwischen spannenden Details an den Stücken anmerken, beziehungsweise Kürze wahren. Vor dunkelrotem Hintergrund lesen wir, dass zwar einerseits bei den Grabgefäßen, welche die Asche halten, wenige Details zwischen einem toten Mann und einer toten Frau unterscheiden, andererseits aber auch schon – wen wundert‘s – in den Gebieten über die Toskana, Umbrien und das Latium, große Ungleichheit herrschte. Der Zerrspiegel der Geschichte, den wir zu sehen bekommen, kommt mit dem hilfreichen Warn-Hinweis, dass uns die erhaltenen Zeugnisse vor allem in das Leben der Oberschichten blicken lassen können, wo sich in einem Zeitraum von mehreren hundert Jahren der Reichtum konzentrierte. Übrig bleibt natürlich ein allzu schönes Bild. Spannend ist auch zu sehen, wie in den 500 abgebildeten Jahren (6. bis 1. Jahrhundert vor Christus) zunehmend auch Einflüsse von außen ihren Weg nach Etrurien fanden. Gerade in der Keramik finden sich auch Beispiele für Amphoren, die in Griechenland eigens für den Export gefertigt und in Ober- und Mittelitalien Verwendung fanden. So sind es Gastgeschenke, rituelle Objekte und Kunsthandwerk, am Übergang zur Künstlerschaft. Für einige Stücke auf Ton finden sich getrennte Schöpfer: Einem Töpfer und einem Maler gehört jeweils separat Respekt gezollt und so signierte man, wie die Kollegen aus Griechenland. Bei dieser Tätigkeit verweilt die Ausstellung auch und kann schöne Stücke vorweisen.
Von Montag bis Samstag kann die Ausstellung “Etruschi. Artisti e artigiani” noch bis 2. Februar zwischen 10 und 13 Uhr, sowie zwischen 14:30 und 18:30 Uhr im Bozner Centro Trevi besucht werden. Letzter Einlass 18 Uhr. Wer ein Smartphone in die Ausstellung mitbringt, kann auch auf einen Audioguide zurückgreifen.