Ambiente | Schutz

"Schade um jeden einzelnen Baum"

Rudi Maurer von der Umweltschutzgruppe Vinschgau über die Pläne um den Palabirn-Anger in Lichtenberg: "Es hat nie eine Diskussion in der Öffentlichkeit gegeben."

Herr Maurer, war die Aufregung der Umweltschutzgruppe in Sachen Palabirn-Anger in Lichtenberg voreilig vorgebracht?
Rudi Maurer: Absolut nicht. In der Öffentlichkeit hat man von der Sache kaum etwas gehört bevor wir nicht drauf hingewiesen haben, dass dort das für Südtirol einzigartige Palabirn-Ensemble einer Wohnbauzone weichen sollten.

Der Prader Bürgermeister Karl Bernhart beteuert, dass der Großteil der Bäume erhalten bleiben sollen.
Also zuerst einmal: Wir haben nie behauptet, dass alle elf Bäume gerodet werden sollen. Und dann ist es so, dass der Bürgermeister selbst vor kurzem noch gar keine Auskunft geben konnte, wie viele überhaupt gefällt werden sollen. Am 20. Oktober gab es in Prad eine Gemeinderatssitzung. Dort hat ein Bürger während der Fragestunde wissen wollen, wie viele es denn sein werden. Seine Frage konnte ihm aber niemand beantworten, auch der Bürgermeister wusste es nicht.

Sieben der Palabirn-Bäume sollen als Naturdenkmal ausgewiesen werden, kündigt Bernhart an. Ein Erfolg für die Umweltschützer?
Schauen Sie, es wäre schade, auch wenn nur zwei Bäume wegkommen würden. Denn der Anger dort in Lichtenberg mit den elf Bäumen bildet eine Einheit, eine Familie sozusagen. Darüber hinaus hat uns ein Experte bestätigt, dass alle Bäume kerngesund, zum Teil 200 Jahre alt sind und noch 300 Jahre weiter wachsen können. Daher wäre jeder einzelne Baum, der gefällt werden muss, ein Verlust. Wenn möglich, sollten alle erhalten bleiben.

Der Bürgermeister wirft den Umweltschützern vor, nie das Gespräch mit ihm gesucht zu haben. Was sagen Sie dazu?
Wir haben auch nie etwas vom Bürgermeister gehört. Wenn, dann waren es nur schwammige Aussagen. Erst der Druck, der durch die und in der Öffentlichkeit entstanden ist, hat etwas gebracht. Wie auch der Fall der Oberen Au in Glurns gezeigt hat.

Bleiben wir in Prad: Sieben der Bäume sollen unter Schutz gestellt werden. Für jene, die gerodet werden, kann man sich vorstellen, neue Palabirn-Bäume zu pflanzen.
Das ist auch nicht so einfach, wie man sich das vielleicht vorstellt. Die Aufzucht und die Pflege sind kein leichtes Unterfangen. Palabirn-Bäume brauchen einen gewissen Standort, ausreichend Wasser und genügend Platz. Daher macht es nicht viel Sinn, alte gesunde Bäume durch junge zu ersetzen.

Die Umweltschützer und mittlerweile auch die Grünen fordern eine sinnvolle alternative Lösung für den Palabirn-Anger. Wie könnte eine solche ausschauen?
Es gäbe mehrere Möglichkeiten. Erstens muss man sich schon einmal fragen, ob es überhaupt eine neue Feuerwehrhalle für Lichtenberg braucht. Die ist ja sehr umstritten. Es gibt viele leerstehende Häuser im Ort und neben der bereits bestehenden Halle eine leerstehende Sennerei. Diese könnte bei dem Platzmangel, mit dem für die neue Hallte argumentiert wird, doch nutzen?

Und was wäre für Sie eine ideale Nutzung des Palabirn-Angers?
Der Anger ist eine Chance für Lichtenberg. Die Fraktion möchte ja gern an den Radweg angeschlossen werden. Da könnte das Palabirn-Ensemble eine zusätzliche Attraktion sein. Ein Erlebnis für die Radfahrer und Erholungssuchende. Mit Kleinvieh, einem Holzzaun, und einem Picknickplatz etwa.

Sie geben die Hoffnung also nicht auf? Inzwischen hat sich ja auch Landesrat Theiner zu Wort gemeldet...
Mir als Umweltschützer liegt die Erhaltung des gesamten Palabirn-Angers, so wie er ist, am Herzen. Und wer sagt, dass man jetzt nicht eine Salamitaktik anwendet und sagt, wir fällen nur zwei Bäume, in einigen Jahren nicht aber wieder hergeht und weitere fällt? Ich bin sehr überzeugt, dass unsere Aktionen geholfen haben. Bisher wurde von der Gemeindeverwaltung wenig getan, um eine breitere Diskussion zu ermöglichen. Und schon die Erkenntnis, dass nun einige Bäume unter Schutz gestellt werden sollen, ist ein erster Schritt. Jetzt müssen wir schauen, wie es weitergeht.