Economia | Industrie

Big is beautiful

Sie muss bis heute um eine Anerkennung der Südtiroler ringen: die heimische Industrie. Am Mittwoch machten sich viele für sie stark – mit verschiedenen Motiven.

Wir kennen sie die Klagen der großen Betriebe, die sich auf den Weltmärkten behaupten müssen und in der Heimat von hohen Kosten und Bürokratie hergebremst werden. Doch nicht nur das. So stolz mancher auf Seilbahnen und Schneekanonen, Waffeln und High-Tech-Messgeräte made in South Tirol sein, Ganz unverkrampft ist das Verhältnis der Südtiroler zu ihren Großbetrieben immer noch nicht. Mit dazu bei trägt nicht nur der lange Schatten des Faschismus, sondern auch der Mief der alten SchwerIndustrie mit rauchendem Kaminschlot. Ein Bild, das nur mehr in den seltensten Fällen der Realität entspricht – und dennoch auf jenen Straßenschildern weitergetragen wird, die in Südtirol auf Gewerbezonen hinweisen.

Diesem Imageproblem rückte der Unternehmerverband nun gemeinsam mit der Fakultät für Design der Universität Bozen zu Leib: Dort wurden am Mittwoch 18 Projekte präsentiert, mit denen Studentinnen und Studenten versuchten, den Wandel der Industrie auch symbolisch nachzuvollziehen.  Eine Projekt, das für die Unternehmer einen zweifachen Nutzen hat, wie Verbandspräsident Stefan Pan erklärte: Einerseits, um zu verstehen, welches Bild sich junge Menschen heute von der Industrie machen, andererseits, um ein neues Piktogramm zu entwerfen, das die Werte einer modernen und jungen Industrie wiederspiegle.

Die Piktogramme, die dabei herauskamen, sind noch bis Donnerstag dieser Woche an der Universität Bozen (Saal F3.05) ausgestellt. Noch unkomplizierter können sie auf der Facebook-Seite des Unternehmerverbands angesehen werden, auf der auch eine Abstimmung über das beliebteste Piktogramm stattfindet.

Ebners Loblied

Doch nicht nur an Bozens Universität waren Südtirols Großbetriebe am Mittwoch ein Thema: Auch die Handelskammer bzw. ihr Präsident Michl Ebner sang den Großbetrieben - bzw. laut internationalen Standards mittelgroßen Betrieben – im Land am Mittwoch ein Loblied. Mit über 23.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seien die KMU des verarbeitenden Gewerbes noch vor Landwirtschaft, Dienstleistungssektor, Handel, Handwerk oder Tourismus von zentraler Bedeutung als Arbeitgeber. „Größere Betriebe erlauben es zahlreichen hoch spezialisierten Fachkräften und AkademikerInnen, aber auch BerufswiedereinsteigerInnen und niedriger qualifizierten Arbeitskräften in relativer Nähe zu ihrem Wohnsitz zu arbeiten, was eine große Steigerung der Lebensqualität mit sich bringt und der Abwanderung aus peripheren Gebieten entgegenwirkt“, unterstreicht Michl Ebner.

Einen Hinweis, warum die Handelskammer ausgerechnet nun für die Bedeutung der Industrie die Werbetrommel rührt, gibt der letzte Absatz der Pressemitteilung: „Ein wesentlicher Standortfaktor ist außerdem gerade für die Mittel- und Großbetriebe eine gute Erreichbarkeit und es sollte ein Anliegen der Politik sein, diese zu fördern und so die wirtschaftliche Vielfalt und Ausgewogenheit zu erhalten.“

Ein äußerst dezentes Lobbying für den Flughafenausbau also - von jener Institution, die Arno Kompatscher bei den Kosten für die umstrittene Infrastruktur unter die Arme greifen will.  Doch es ist nicht nur der Flughafen, mit dem Südtirols Industriebetriebe gefördert werden können. Das zeigt sich in diesen Tagen in Brixen, wo der Stadtrat am Dienstag ein Verfahren zur Änderung des Bauleitplans zugunsten einer Erweiterung der beiden Traditionsbetriebe Alupress und Duka eingeleitet hat. Rasche Antworten, sichere Zeiten und schnelle Abläufe – diese Kombination habe wesentlich zur Entscheidung der Unternehmen beigetragen, ihre Betriebe in Brixen zu erweitern. „Die Vereinfachung der Beziehungen zwischen öffentlicher Verwaltung und Unternehmen kostet nichts, aber führt – wie in diesem Fall – zu großartigen Ergebnissen“, jubiliert Unternehmerverbands-Präsident Pan. Doch auch die Sozialpartner freuen sich über die Positiv-Meldung, die neue und sichere Arbeitsplätze verspricht. „Dies zeigt, dass der Standort Südtirol für international tätige Firmen durchaus interessant ist und dass die Gemeindepolitiker in Brixen ihre Hausaufgaben gemacht hat“, kommentiert Klaus Schier, Fachsekretär der Metaller im ASGB.