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Die neuen Gattererpreise

Im Namen von Claus Gatterer gibt es nun zwei Journalistenpreise. Einer mit Preisgeld. Einer ohne.
Claus Gatterer
Foto: Gatterer9030

Über viele Jahre diente der Prof. Claus Gatterer-Preis für „sozial engagierten Journalismus“ als feines Aushängeschild eines Berufsstandes, der laut Meinungsumfragen genauso wenig geschätzt wird, wie jener des Politikers.
Ein neuer Preis im Sinne des Sextner Journalisten soll nun besser machen, was die früheren Preismacher vom Österreichische Journalist*innen Club (ÖJC) einfach nicht mehr imstande waren. Der zunächst ernannte Gatterer-Preisträger 2019 Markus Wilhelm war es gewesen, die obskure ÖJC-Preispolitik vor zwei Jahren gehörig in Frage zu stellen, indem er zum längst fälligen Gegenschlag in Richtung Veranstalter und Sponsoren ausholte. 

Der neue Preis

Heute wurde der neue Claus Gatterer-Preis vorgestellt. Er wird vom Land Südtirol gestiftet und vom österreichischen Presseclub Concordia, der Michael Gaismair Gesellschaft Bozen mit Unterstützung der Gemeinde Sexten verliehen. Das Preisgeld beträgt 10.000 Euro.


Zu Beginn der Pressevorstellung kam der Schutzpatron höchstpersönlich zu Wort. In einem kurzen Zusammenschnitt – mit anschaulichem Gatterer-Archivmaterial aus dem 2007 von Thomas Hanifle gestalteten Dokumentarfilm –, wurde nostalgisch vergegenwärtigt, für welchen Journalismus Claus Gatterer kämpfte – obwohl er „an sich kein Kämpfer war“, wie Zeitzeuge und Journalist Peter Huemer nach der filmischen Einspielung formulierte, „aber er ist immer in Kämpfe verstrickt gewesen, [...] er ist ihnen nicht aus dem Weg gegangen.“


„Fernsehen sollte nicht von Mächtigen für Mächtige gemacht werden“. Mit diesem Gatterer-Motto eröffnete Autor, Journalist, Filmemacher und Gatterer-Schüler Kurt Langbein seine Wortspende am Podium: „Für Gatterer machte politischer Journalismus nur Sinn, wenn er sich nicht in der Beschäftigung mit Politkern erschöpft. Die Demokratie braucht Informationen und Argumente, die Hintergründe und Auswirkungen von Politik und Defizite bei Menschenrechten sichtbar macht. Für Claus Gatterer war der Zustand aller Minderheiten der entscheidende Gradmesser des Zustandes der Gesellschaft. Fremde, Arbeitslose, ethnische, soziale und religöse Minderheiten: da war Gatterer parteiisch, war im Zweifel auf Seiten der Schwachen.“

 

Der alte (neue) Preis

Die Gatterer-Preismacher*innen vom Österreichische Journalist*innen Club (ÖJC) haben hingegen bereits gestern in einer Aussendung ihr neues Konzept für die Verleihungen der von ihnen „vergebenen Journalistenpreise“ bekanntgegeben. Darin heißt es: „Künftig wird immer zu Jahresende der Österreichische Journalist*innentag veranstaltet. Der Ablauf sieht ein Symposium zu aktuellen Themen des Journalismus vor. Im Rahmen einer feierlichen Abendveranstaltung wird dann jährlich der Österreichische Journalistenpreis in fünf Kategorien vergeben.“ Die fünf Kategorien sind:
New Media Journalism Award – Auszeichnung für besondere Leistungen im Online/New Media Journalismus 
Europäischer Journalisten Preis – Auszeichnung im Sinne des Europa-Gedankens 
Prof. Claus Gatterer-Preis – für sozial engagierten Journalismus 
Dr. Karl Renner–Publizistikpreis - für das Lebenswerk, sowie der 
Dr. Karl Renner-Solidaritätspreis
Weiter heißt es, dass der ÖJC „die Unabhängigkeit des Journalismus vor politischer und wirtschaftlicher Einflussnahme“ schützen möchte, indem „es künftig keine Sponsoren für die Österreichischen Journalistenpreise geben“ wird und daher „auch kein Preisgeld.“

Wie auch immer diese preisgeldfreie Neudefinition des ÖJC einzuordnen ist: im Vordergrund stehen soll – für beide Preise – ein vielleicht in vielerlei Hinsicht wiederzuentdeckender Mut für Qualitätsjournalismus, so wie es Peter Huemer im Sinne Gatterers bei der heutigen Pressekonferenz formulierte: „Claus Gatterer war ein mutiger Journalist, der arge Konsequenzen eines Konflikts vorhersehen konnte“, auch „eine mögliche Niederlage, vor der er sich vielleicht auch fürchtete. Aber trotzdem hat er nicht nachgegeben und ist seinem Weg treu geblieben. Das ist Mut. Claus Gatterer war ein tapferer Mensch!“