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Dorfmanns Senf

Herbert Dorfmann hat auf Twitter einen Fauxpas geliefert, der noch für Empörung sorgen wird. Der SVP EU-Parlamentarier teilt gegen Hans Heiss und Albert Pürgstaller aus.
Herbert Dorfmann
Foto: Ute Schweigkofler
Es ist Freitag, um 13.41 Uhr als Hans Heiss auf Twitter eine paar Gedanken zur aktuelle Lage in der Südtiroler Volkspartei postet.
Der langjährige grüne Landtagsabgeordnete schreibt:
 
„Vielleicht darf das Volk von Südtirol bis Anfang kommender Woche doch noch auf eine Entscheidung und klärende Äußerung der politischen Verantwortungsträger hoffen? Im Sinne der verbleibenden Glaubwürdigkeit und restlichen Handlungsfähigkeit wäre dies wohl nicht zuviel verlangt.“
 
Fast genau 24 Stunden später erhält Hans Heiss eine prominente Antwort.
Herbert Dorfmann, SVP-Europaparlamentarier und amtierende Obmann des SVP-Bezirks Eisacktal schreibt:
 
„Es wäre auch nicht zu viel verlangt, wenn endlich jene, die kein politisches Mandat mehr haben, aufhören würden, täglich ihren Senf zum politischen Tagesgeschäft mitzuteilen. Das gilt übrigens für alle Seiten.“
 
Man muss sich die Antwort des SVP-Spitzenfunktionärs vergegenwärtigen.
Wahrscheinlich meint Dorfmann, dass auch der SVP interne Richtungsstreit und die Schlammschlacht unterm Edelweiss, Privatgespräche sind, die nicht wiedergegeben und kommentiert werden dürfen.
Dass diese Antwort nicht gerade die feine englische Art eines Politikers ist, der sich gerne weltgewandt zeigt, merken unzählige User an. Denn unter dem Dorfmann-Tweet bricht verständlicherweise ein Sturm der Entrüstung aus.
Die Antworten auf die Unbeherrschtheit reichen von „Ganz schlechter Stil Herr Europaparlamentarier von Ebners Gnaden!“ über „Da liegen wohl die Nerven blank“ bis hin zu „Der Oligarchenlobbyist duldet keine Widerrede!“.
 
 
 
Dabei geht in der Diskussion ein Aspekt bisher unter. Dorfmann letzter Satz: „Das gilt übrigens für alle Seiten.“
Es ist ein Aussage, die eindeutig auf einen verdienten und honorigen Parteikollegen gemünzt ist, der aus demselben Bezirk stammt, wie Dorfmann: Albert Pürgstaller.
Der ehemalige Vorsitzende der SVP-Arbeitnehmer, der von 1998 bis 2005 für die SVP im Südtiroler Landtag saß und von 2005 und 2015 Brixner Bürgermeister war, hat sich am vergangenen Freitag in einem langen Interview mit Salto.bz äußerst kritisch zu den Machenschaften um die SAD-Affäre und die mangelnde Aufklärung innerhalb der SVP geäußert. „Es ist höchst an der Zeit, dass ein Reinigungsprozess stattfindet“, sagt der ehemalige Arbeitnehmerchef wörtlich.
 
 
 
Diese klare Stellungnahme eines SVP-Arbeitnehmervertreters scheint innerhalb der SVP-Führung gar nicht goutiert zu werden. Denn die amtierenden Arbeitnehmervertreter Waltraud Deeg, Magdalena Amhof und Helmut Renzler bereitet sich lieber auf die Übernahme neuer Ämter vor, als auf eine lückenlose Aufklärung der SAD-Affäre zu pochen. In diesem Schmusekurs mit der Anti-Kompatscher-Fraktion werden Pürgstallers Äußerungen als lästiges Störfeuer wahrgenommen. Genauso wie es jetzt Herbert Dorfmann gezwitschert hat.
Auch Hans Heiss hat dem SVP-Europaparlamentarier auf Twitter geantwortet:
 
„Ich fürchte, lieber Herbert, genau diese Haltung der Arroganz ist Teil Eures Problems, aber ein wenig auch Dein persönliches.“
 
Der Senf wird damit jetzt schärfer.