Steine werfen am Verdiplatz
Der Inhaber des "Good look hairs" ist unmittelbarer Nachbar des Erotikladens. Ahmed Aziz aus Pakistan betreibt seinen Frisörbetrieb seit 8 Jahren, bei ihm lassen sich Südtiroler wie Ausländer die Haare schneiden, allerdings ausschließlich Männer. Er kennt den Inhaber des "Sexy Shop" Giovanni Lo Iacono gut und stellt sich gerne für ein gemeinsames Foto mit ihm zur Verfügung. "Es gab sogar mal eine Petition der Hausbewohner als der Erotik-Shop hier vor 6 Jahren einzog," sagt Aziz, "ich habe damals nicht gegen ihn unterschrieben und auch heute sage ich, lass den arbeiten, der arbeiten will." Er selbst ist Muslim und hat nichts gegen ein Erotikgeschäft. An einen religiös motivierten Anschlag glaube er nicht.
Giovanni Lo Iacono fühlt sich wohlgelitten unter den muslimischen Geschäftsleuten am Verdiplatz; über eine "islamische Bedrohung" wie gewisse politische Instanzen sich bemüßigt fühlen, kundzutun, schüttelt er den Kopf. Dass der junge steinewerfende Mann religiöse Sentenzen von sich gegeben hätte, kann Lo Iacono nicht bestätigen, er war natürlich sofort an Ort und Stelle, nachdem sein Schaufenster krachend einbrach. "Ich hab ihn noch gefragt, warum er das gemacht hat, doch er gab keine Antwort", berichtet Lo Iacono ein weiteres Mal.
Die Geschäftsstraße am Verdiplatz ist ein fragiler Ort, genauso wie die Garibaldistraße nordwärts davon. Es ist die Gegend der Telefonbuden und Halal-Metzgereien, der pakistanischen Lebensmittelgeschäfte und der Kebeb-Röstereien. Für viele ein bunter und sympathischer Flecken in Bozen, für andere gefährliches Kleinkriminellenplaster. Doch kriminell für wen?
Wandert man etwas weiter die Marconistraße südlich hinunter Richtung Polizeiquästur, und tritt auch in die Läden ein, hört man die Beschwerden der Geschäftsinhaber. Auch bei ihnen sei es in den vergangenen Jahren zu Einbrüchen und eingeschlagenen Türen und Fenstern gekommen. Im Internet-Shop von Zubair gab es letztes Jahr zwei Einbrüche, Kassa und Computer hätten die Diebe mitgenommen. Natürlich habe er eine Anzeige gemacht, doch passiert sei nicht viel. Er wisse wenig, wer dahintersteckt, er habe jedoch Angst, so wie alle Geschäftsleute in der Straße. Es sei eben eine wenig kontrollierte Gegend, die Polizei schicke zwar Patrouillen, doch sei man nie ganz sicher, ob man als ausländischer Geschäftsmann beschützt oder kontrolliert würde.
Multikulturelles Südtirol
Finde den Artikel interessant, vor allem, dass man mal eine Perspektive von den "anderen" Geschäftsleuten in der Gegend erhält. Wäre schön mehr Artikel über unsere ausländischen Mitbürger zu lesen!
Wer ohne Schuld .......
Warum lange nach Gründen und Hintergründen suchen?
Wie heißt es in der Bibel bei der Sünderin: Wer ohne Schuld, werfe den ersten Stein. Dieser Steinewerfer wird sich eben unschuldig gefühlt haben und basta.