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Foto: © Oswald Stimpfl
Gita | Ausflug der Woche

Auf den Tartscher Bühel

Tartsch ist ein kleines Dorf im Obervinschgau, zwischen Mals und Schluderns. Die alte Straßensiedlung hat einiges zu bieten.

Länge: 2,7 km

Gehzeit: 45 min

Höhenmeter: 40

Anfahrt: Tarsch liegt an der Vinschgauer Staatstraße, Parkplatz beim Michlwirt. Öffis: Bushaltestelle nahe am Startpunkt


Der Hügel südlich von Mals zieht schon von Weitem die Blicke auf sich. Nach der Ortschaft zu seinen Füßen ist er als Tartscher Bühel bekannt, die Einheimischen nennen ihn einfach „Tartscher Bichl“. Die karge, felsige, von struppigem Gras, einzelnen Büschen und Bäumen bewachsene, mythen- und sagenumwobene markante Kuppe zwischen Glurns und Mals erhielt ihre Form durch die Kraft der Gletscher, welche das Gestein abhobelten. Archäologische Grabungen wiesen Brandopferstätten und Wohnhöhlen aus vorchristlicher Zeit und Reste einer vorrömischen Wallburg nach. Neben römischen Münzen, Schalensteinen und Eisenbeilen wurden ein 2.500 Jahre altes Hirschhorn mit rätischer Inschrift sowie Reste eines Hauses aus dem 4. oder 3. Jh. v. Chr. gefunden.

 

Der aussichtsreiche Tartscher Bühel kann auf einem einfachen, aber äußerst lohnenden Spazierweg, dem „Bichlsteig“, in 45 Minuten umrundet werden. In wenigen Gehminuten erreichen wir, von der Vinschgauer Staatsstraße aus, die mystische Anhöhe, lassen den Autoverkehr hinter uns und tauchen in eine andere, stille Welt ein. Die Aussicht auf den oberen Vinschgau, das von einer Mauer umgürtete Städtchen Glurns und die schneebedeckte Ortlergruppe ist grandios. Parkplatz und Start ist an der Nordseite von Tartsch beim „Michlwirt“ neben der Dorfkirche, an der Staatsstraße (Markierung „Bichlsteig“). Auch beim Friedhof an der Nordostecke finden sich Parkplätze, Zustiegsmöglichkeiten zum Rundweg und Hinweisschilder.

 

St. Veit am Bichl

 

Auf der Anhöhe steht einsam und frei an der Stelle eines vermuteten heidnischen Opferplatzes die romanische Kirche zum hl. Vitus aus dem 11. Jh., es ist eines der ältesten Gotteshäuser weitum. Im Inneren finden sich mehrere Schichten von Fresken, teils schlecht, teils nur bruchstückhaft erhalten: in der Apsis Christus als Richter, Evangelistensymbole, Apostel und ein Mäanderfries, im Schiff die Vituslegende mit erklärenden Schriften. Zu erkennen ist, wie der hl. Vitus im Kessel mit siedendem Öl gemartert wird. Im Volksglauben wird der Kessel mit einem Nachttopf in Verbindung gebracht, und flugs wurde Vitus (Veit) zum Patron der Bettnässer, der bei Harndrang angerufen wurde: „Heiliger Sankt Veit, weck mich zur rechten Zeit!“ Mit ihrer Umfassungsmauer erinnert die Kirche an eine Wehrburg und bietet einen äußerst stimmungsvollen Anblick.

 

Die Kraft des Wasser

 

Weiter südlich von Tartsch, kurz vor Schluderns mit seinem historischen Dorfkern und den engen Gassen, genießt man einen prächtigen Blick auf das zum Greifen nahe eisgepanzerte Ortlermassiv. Eine Figurengruppe aus glänzendem Metall an der Straße zwischen Schulderns und Tartsch – ein Mann zügelt zwei scheuende Pferde – symbolisiert die gebändigte Kraft der weißen Energie, des mit Wasserkraft erzeugten Stroms. Es stimmt schon nachdenklich, dass wegen der Energiegewinnung ein ganzes Dorf – Graun – in den Fluten des Reschenstausees versank. Heute ragt nur mehr der Kirchturm als mahnendes Denkmal aus dem Wasser und muss als stimmungsvolles Motiv unzähliger Fotos und Postkarten herhalten.

 

Einkehrtipp

 

Gasthaus Michlwirt

Leider hat das alte, sorgsam restaurierte Fuhrmannswirtshaus sehr unregelmäßige Öffnungszeiten, erkundigen Sie sich rechtzeitig darüber. Tartsch 35, Mals, Tel. 328 3638861, www.michlwirt.it, Mo.–Fr. 11–14, Sa und So. Ruhetag.

 

Pizzeria Biergarten Remo

Tartsch 5, 39024 Mals - Tartsch, Tel. +39 0473 835210, www.restaurantpizzeriaremo.com

Mittags 12 - 14 und abends von 17.30 - 23.00 Uhr geöffnet, Mi und Do Ruhetag

 

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