Sweet Dreams Are Made Of This
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Nicht eine, sondern gleich drei Geschichten erzählt Yorgos Lanthimos in seinem neuen Film Kinds of Kindness, der nur wenige Monate nach Poor Things erschien und abermals Emma Stone in einer Hauptrolle zeigt. Eine Rolle stimmt natürlich nicht, vielmehr sind es drei verschiedene Figuren, die die Schauspielerin hier verkörpert. Denn in den drei Kurzgeschichten, die hintereinander eine Laufzeit von knapp drei Stunden ergeben, spielen immer dieselben Schauspieler*innen verschiedene Figuren. Prominenter noch als Stone tritt Jesse Plemons auf. Ihm gehört dieser Film, er ist der Star, und nicht einmal der heimliche.
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Dreimal Luftholen
In der ersten Geschichte spielt Plemons einen Mann, der unter der Fittiche eines Älteren steht, gespielt von Willem Dafoe. Plemons Figur hat scheinbar keinen eigenen Willen, respektive darf ihn nicht durchsetzen. Von der Herrschaft seines Bosses will er sich lösen.
In Geschichte zwei macht sich Plemons als Polizist Sorgen um seine Frau. Erst verschwindet sie, später taucht sie wieder auf. Aber irgendwas ist nun anders, es kommt die Frage auf, ob das wirklich die echte Verschollene, oder nicht eher eine Doppelgängerin ist.
Das Finale bildet die Erzählung rund um eine Frau, Emma Stone, die einer Sekte angehört und sich auf die Suche nach einem passenden Führer, einer passenden Führerin macht. An ihrer Seite wieder Plemons, und auch die anderen Darsteller*innen des wiederkehrenden Ensembles: Willem Dafoe, Margaret Qualley, Hong Chau, Mamoudou Athie, Joe Alwyn.
Lanthimos setzt in diesem Film dreimal an, Großes zu erzählen, hört dann aber im entscheidenden Moment damit auf und lässt die jeweilige Geschichte mal mehr, mal wenige offen enden. Das kann frustrieren, weil man wissen möchte, wie es weitergeht, wirkt verschwenderisch und wenig Ideen-ökonomisch, gleicht aber auch kurzen Ausflügen in den Kopf des griechischen Autorenfilmers, ehe man selbigen wieder verlässt.
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Rückbesinnung
Kinds of Kindness spielt wieder in der Gegenwart. Sowohl Poor Things als auch The Favourite waren Historienfilme, mehr oder weniger historisch, versteht sich. Schon allein wegen der Zeit, in der der neue Film spielt, aber auch aufgrund der Handlungen seiner Geschichten, erinnert er mehr an frühere Werke des Regisseurs. The Killing of a Sacred Deer, The Lobster etc. fallen hier ein. Die Inszenierung von Poor Things war verspielter und exzentrischer, in Kinds of Kindness weicht sie dem kühleren Stil, für den Lanthimos bekannt wurde. Präzision und Eiseskälte im Angesicht von absurden Situationen sind sein Spezialgebiet, dem er sich in diesem Film erneut widmet. Sein Ensemble spielt durch die Bank großartig und fügt sich, auch dank der angenehm unangenehmen Dialoge, gut in diese Welt ein. Eine Welt, die der unseren gleicht, aber doch leicht verschoben wirkt. Wie sich Menschen miteinander unterhalten, wie sie aufeinander reagieren und interagieren – das alles fühlt sich stets etwas anders als, als wir das kennen. Trotz allem schwelgt der Film nicht in der Nostalgie früherer Werke, sondern wirkt modern und aktuell.
Kinds of Kindness verlangt wieder mehr von seinem Publikum. Der Film provoziert mit teils drastischen Bildern und noch drastischeren Subtexten. Dabei stehen die drei Geschichten nicht losgelöst für sich selbst. Es verbindet sie Themen wie Machtmissbrauch, Verlust und Suche. Garniert mit dem typischen, schwarzen Humor funktioniert der Film auch als Komödie – ganz nach dem eigenen Empfinden. Eine Komödie nach Lanthimos Art, der aktuell bereits den nächsten Film vorbereitet, abermals mit Emma Stone in einer wichtigen Rolle.
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(c) Searchlight