Mehr Arbeit - weniger Rente für Frauen
Laut Jahresbericht des nationalen Fürsorgeinstituts INPS beziehen in Südtirol Männer im Durchschnitt eine Rente von 1.254 Euro, Frauen dagegen nur 614 Euro. Der haarsträubende Unterschied ist immer noch Resultat einer nicht vorhandenen Frauenarbeitspolitik in Italien, aber auch eines sich nur langsam ändernden Selbst (- und Fremd)verständnisses von Frauen, Beruf und Familie.
Das beitragsbezogene System
Immer noch sind es Frauen, die beruflich zurückstecken, um daheim Kinder und immer öfter auch kranke Eltern sowie Angehörige zu pflegen. Wurden diese Auszeiten vor 2012 noch vom bis dahin geltenden Rentensystem und seinen verschiedenen Baby- und Mindestrenten aufgefangen, gelten nun andere Gesetze. „Seit 1. Jänner 2012 gilt das neue beitragsbezogene System,“ erklärt Gottfried Tappeiner, Präsident von Pensplan Centrum, „und das bedeutet, dass nicht mehr die Höhe des 5-10 Jahre vor Renteneintritt aktuellen Gehalts ausschlaggebend ist, sondern die Beiträge die im Lauf eines Arbeitslebens eingezahlt werden.“ Ein junger Mann, der seinen Arbeitsplatz mit 25 antritt und kontinuierlich bis 65 Jahren durcharbeitet, hat kaum Probleme, eine gute Rente zu beziehen. Jedoch die Frauen, die im Durchschnitt zwischen Beruf, Haushalt, Erziehungs- und Pflegearbeit täglich immerhin 75 Minuten mehr arbeiten, haben hier ein Problem.
Büßen für die Lücken
„Es sind diese Lücken, die den Frauen diese halbierten Rentenansprüche bescheren,“ meint Tappeiner, denn geringere Beiträge ergeben im neuen Rentensystem auch deutliche niedrigere Auszahlung; Regionalassessorin Martha Stocker warnt die Frauen davor, die Situation auf die leichte Schulter zu nehmen. Das Familienpaket der Region federt zwar vieles ab und gibt Sicherheit in den Jahren der Kindererziehung bzw. Pflegezeit von Angehörigen, doch im Alter bleiben die Frauen dann allein auf ihren sehr minderen Ansprüchen sitzen. Deshalb startet Pensplan gemeinsam mit dem Landesbeirat für Chancengleichheit eine Sensibilisierungskampagen für Frauen und ihre Renten unter dem Motto „Entscheide heute für morgen“. Frauen können an den jeweiligen Schaltern ihre persönliche Vorsorgeposition analysieren lassen, wie es mit der staatlichen Rente aussieht und wie eine Zusatzrente geplant werden kann.