Economia | Kluge Köpfe

Was bringt die Genie-Finanzierung?

Der Plan der Landesregierung, hochqualifizierte Arbeitskräfte für hiesige Unternehmen zu bezuschussen, stößt bei denen auf Skepsis. Wir haben nachgefragt.

Einen Innovationsschub soll es geben, eine kleine Adrenalinspritze für die hiesige Wirtschaft. Bei der Neueinstellung von hochqualifizierten Arbeitskräften will das Land 50 Prozent der Personalkosten für zwei Jahre bezahlen. Dafür hat die Landesregierung ein Budget von 1,6 Millionen Euro lockergemacht. Eine konkrete Antwort auf die langjährige Forderung des Unternehmerverbandes, doch mehr für die Innovation im Land zu tun. Dort zeigte man sich auch sehr erfreut über die Maßnahme: "Das erhöht das know-how der Betriebe, denn ein intelligenter Mitarbeiter ist ein Mehrwert," so die Stellungnahme des Präsidenten Stefan Pan.

Doch wem kommen die geplanten Neueinstellungen zugute? Welche Südtiroler Betriebe profitieren von der Bezuschussung solch "hochqualifizierter Arbeitskräfte"? Gemeint sind in der Bestimmung der Landesregierung jene Gutausgebildeten, die ein Fachlaureatabschluss oder ein Doktorat in technisch-wissenschaftlichen Disziplinen wie Architektur, Biologie, Biotechnologie, Chemie, Informatik oder Mathematik mitbringen und dazu noch 5 Jahre Berufserfahrung haben. 

"Die neue Regelung klingt prinizipiell interessant, doch glaube ich nicht, dass sich dadurch für unseren Betrieb etwas ändert," sagt Petra Laimer, Unternehmerin und Geschäftsführern eines Bozner Betriebes für Strom- und Wassertechnik, mit 14 Beschäftigten. "Wir beschäftigen eher Abgänger der Gewerbeoberschule oder der Berufsschule, gerne auch Ingenieure, wenn diese bereit sind, im Bereich Verkauf oder in unserem Kompetenzzentrum zu arbeiten, also auch Reparaturen auszuführen." Eher sieht die Unternehmerin Schwierigkeiten darin, überhaupt qualifiziertes Personal zu bekommen. "Die technischen Berufe die für uns passen, werden in Südtirol nicht ausgebildet, es gibt kaum Elektromechaniker für unsere speziellen Bereiche." 

Für Petra Laimer und ihren mittelständischem technologischen Betrieb sind die "hochqualifizierten Arbeitskräfte" also nicht gedacht. Wie sieht es bei einem Informatikunternehmen aus, das die Bezeichnung "hochqualifiziert" bereits in der Präsentation auf der homepage verwendet?

Christoph Moar und sein Informatikunternehmen erstellen Softwarekonzepte, das Team besteht aus Diplomingenieuren und Informatikspezialisten. Die neue Bestimmung zur Bezuschussung von "klugen Köpfen" kennt er bereits, doch sei das kaum ein Kriterium, neue Mitarbeiter einzustellen. "Natürlich könnten auf diese Weise konkret innovative Projekte angedacht werden und die Bereitschaft zu investieren, kann auch steigen." Die Hemmschwelle, neue Mitarbeiter anzustellen, sieht Moar vielmehr in anderen Faktoren: "Neben den Kosten ist es einfach so, dass man als kleiner Betrieb den Mitarbeiter kaum mehr los wird, das ist das Problem."

Die Herausforderung für das Informatikunternehmen bestehen ebenfalls darin, überhaupt qualifiziertes Personal zu bekommen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Akademiker mit 5-jähriger Erfahrung von Deutschland oder Österreich nach Südtirol ziehen, der Arbeit wegen." Da müsste schon ein weiterer Pluspunkt dazukommen, meint Moar. "Ich kenne einige die der Liebe wegen hergezogen sind, aber das war auch schon der wichtigere Grund."

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Willy Pöder Gio, 08/28/2014 - 14:28

Der Kaufleute- und der Industriellenverband durften ihre Kelle ins Steuerfass tauchen und daraus schöpfen: die einen zwecks Unterstützung der Nahversorger mit Hungerumsätzen, die anderen, zwecks Einkauf von Elementen von hohem IQ-Wert, um das innerbetriebliche Innovationspotential zu entfalten.
Das beides mit den Verbänden abgesprochene Maßnahmen sind, geht unverkennbar aus deren Erklärungen hervor. Alle anderen Interessenverbände, einschließlich der Gewerkschaften, möchten nun ebenfalls zur Kelle greifen und aus dem Steuertopf das jeweilige Wellentief zuschöpfen.
Man darf also gespannt sein, was den Politiker/-innen dazu an genialen Lösungen noch alles einfallen mag. Gemessen an dem, was jüngst diesbezüglich beschlossen wurde, kann man der Provinzregierung nur empfehlen, die Chance auf Förderung zwecks Rückführung IQ-erprobter Politiker/-innen zu nutzen. Wäre ja nur für zwei Jahre!
Der Bürgermeister von Innichen, Werner Tschurtschenthaler, ist schon mal vorausgegangen. Er holt eine Nichtgewählte in den Ausschuss, anstatt auf eine kritisch-unbequeme, gewählte Vertreterin zurückzugreifen.

Gio, 08/28/2014 - 14:28 Collegamento permanente