„Ich sehe keinen Krieg“
Salto.bz: Herr Tiefenthaler, wer sich gegen Bär und Wolf zur Wehr setzt, muss sich auch gegen menschliche Wolfsnaturen wenden, die bei Nacht und Nebel ihren Hass in giftiger Weise ausleben. Diese Botschaft haben die Grünen nach dem Glyphosat-Übergriff auf einen Vinschger Bio-Bauern unter anderem an die Adresse des Bauernbunds gerichtet.
Leo Tiefenthaler: Und der Bauernbund hat diese Anschläge - wie übrigens auch Landesrat Arnold Schuler – noch am Montag aufs Schärfste verurteilt. Ich hoffe, dass man die Täter bald ausfindig macht und bestraft.
Ist dieser Vorfall für Sie ein Indiz, dass der Krieg zwischen Bio-Bauern und konventionellen Bauern weitergeht?
Ich sehe hier überhaupt keinen Krieg zwischen Bio-Bauern und konventionellen Bauern oder besser gesagt integriert-produzierenden Bauern. Denn es gibt bei uns keine konventionelle Landwirtschaft mehr, die ist gesetzlich verboten. Wir haben ja weit über 1000 Bio-Bauern in Südtirol und die meisten von ihnen haben überhaupt keine Probleme mit ihren Nachbarn. Nur weil es ab und zu einzelne Konflikte gibt, würde ich niemals von Krieg sprechen.
Wenn ein Teil einer Apfelanlage mit Glyphosat vergiftet wird, können aber durchaus kriegerische Assoziationen aufkommen.
In diesem Fall haben wir keine Ahnung, wer das war. Also, ich würde schon damit aufpassen, Vorurteile zu schüren und hier gleich auf einen Konflikt zwischen Bio-Bauern und integrierten Bauern zu schließen. Man könnte auch ganz andere verdächtigen. Deshalb: Achtung mit Vorverurteilungen.
Landeshauptmann Arno Kompatscher hat in einem Schreiben an den TV-Sender Arte in Zusammenhang mit der dort ausgestrahlten Mals-Dokumentation von „effektvollen Inszenierungen“ gesprochen. Können Sie das teilen, also haben Sie das Gefühl, dass die Stimmung teilweise geschürt wird?
Leider ja. Auch immer wieder mit Falschaussagen. Das tut sicher nicht gut, das tut übrigens auch dem Bio-Anbau nicht gut. Ich glaube, dass wir hier gemeinsam Lösungen suchen und auf einer sachlichen Ebene bleiben müssen statt die Stimmung derart anzuheizen. Wie zum Beispiel mit diesem Plakat in München, wo man dann draufgekommen ist, dass darauf ein biodynamischer Anbauer zu sehen ist. Da sieht man, mit welcher Professionalität vorgegangen wird. Nur mit Stimmungsmache – und das bringt uns in Südtirol sicher nicht weiter. Meine Bitte ist deshalb auch, dass sie die Leute nicht von außen einmischen sollen. Wir werden dieses Problem, sofern es überhaupt eines gibt, schon selber lösen.
Das Bild, dass nun zuletzt über die Arte-Doku oder in Alexander Schiebels Buch über Mals von Südtirols Landwirtschaft gezeichnet wird, ist wahrscheinlich nicht in Ihrem Sinne. Gibt es dazu nun Krisensitzungen im Bauernbund, fürchten Sie, dass solche Publikationen dem Image der Südtiroler Äpfel schaden?
Bis jetzt haben wir sicher kein Problem damit. Wenn jemand unbedingt Südtirol schlecht machen will, kann er das natürlich tun. Ich sage immer: Es gibt keine Medienfreiheit mehr, das ist Narrenfreiheit. Und das ist schade, weil hier nicht mehr objektiv berichtet wird. Doch ich würde sagen, es ist für einen Menschen nicht gut, wenn er schlecht über jemanden reden muss, um sich selber besser darzustellen.
Doch auch ein Wirtschaftsnetzwerk wie das Global Forum Südtirol karrt mittlerweile Bio-Pioniere nach Südtirol und sagt: Hier sind die Antworten. Erwächst daraus nicht ein Handlungsdruck?
Wir handeln seit Jahren und seit Jahrzehnten. Und im Rahmen der integrierten Produktion ist es uns gelungen, von vielen Pflanzenschutzmitteln wegzukommen...
"Ich würde schon damit aufpassen, Vorurteile zu schüren und hier gleich auf einen Konflikt zwischen Bio-Bauern und integrierten Bauern zu schließen. Man könnte auch ganz andere verdächtigen."
Aber dennoch wird immer noch stark mit Chemie gearbeitet....
Auch in der biologischen Landwirtschaft wird mit Chemikalien gearbeitet. Doch in Südtirol arbeiten wir seit bald 28 Jahren mit integriertem Pflanzenschutz, vom italienischen Gesetzgeber vorgeschrieben wurde das erst vor drei Jahren. Wir sind schon drei Schritte weiter, wir machen integrierte Produktion, wir kontrollieren zum Beispiel auch die Düngung, die nur nach Bodenuntersuchungen ausgebracht werden darf, wir kontrollieren das Beregnungswasser. Alles freiwillig, weil das ist noch nicht gesetzlich vorgeschrieben. Wir lassen übrigens auch die Unterkünfte und Entlohnungen der Erntehelfer kontrollieren, das ist auch wichtig, als menschlich-soziales Thema. Wir sind also in vielen Bereichen schon einige Schritte weiter als es der Gesetzgeber vorschreibt.
Das heißt, Südtirol ist in Sachen nachhaltige Landwirtschaft top?
Wir sind sehr weit fortgeschritten. Es hat in den vergangenen Jahren auch sehr viele Umstellungen auf Bio-Landwirtschaft gegeben und dieser Trend wird sich fortsetzen. Auch weil wir als Bauernbund das nun mit einem Bio-Konzept forcieren.
Was wird damit ermöglicht?
Wir haben gemeinsam mit drei Südtiroler Bio-Verbänden ein Konzept ausgearbeitet, dass allen interessierten Bauern eine langsame Umstellung auf Bio ermöglicht. Das heißt, sie müssen nicht die strengeren Richtlinien der Verbände anwenden, sondern können in kleineren Schritten erst einmal die EU-Biostandards erfüllen. Wer das will, wird darin von uns begleitet, und es wird auch eine Zusammenarbeit mit dem Beratungsring oder den Obstvermarktungsbetrieben geben, um stärker in diese Richtung zu gehen.
Ist das derzeit schon möglich?
Noch sind wir in der Ausarbeitungsphase, dann muss es noch definitiv beschlossen werden. Doch danach kann es unmittelbar in die Praxis umgesetzt werden. Wenn auch natürlich immer auf freiwilliger Basis. Denn wir als Bauernbund sagen: Jeder Produzent soll selber entscheiden, ob er Bio-Landwirtschaft oder integrierte Landwirtschaft betreiben will. Diese Freiheit soll jeder nach wie vor haben. Und wenn man den Nachbarn in seiner Einstellung respektiert, gibt es auch keine großen Probleme.
Das Plakat in München war
Das Plakat in München war handwerklich unprofessionell (würde dem Bauernbund nie passieren), von der Aussage und Wirkung aber äußerst professionell. "Wir werden dieses Problem, sofern es überhaupt eines gibt, schon selber lösen." Aha. Im gleichen Satz wird negiert, dass es überhaupt ein Problem gibt. Und das Nicht-Problem will man selber lösen?
es wird nicht negiert,
es wird nicht negiert, sondern in frage gestellt ob es eines gibt.
falls es eines gibt, was es festzustellen gilt, wird es : s.o.
"Servus Leute" Der Schaden
"Servus Leute" Der Schaden von Wellenzon ist von Menschenhand gemacht worden, wer immer es war und welche Gedanken dahinterstehen ist verabscheuungswürdig genau wie bei Ladurner und der Aktion auf den Bozner Talferwiesen. Der Vergleich mit dem Bär ist ein Griff ins Klo.