Wie bedeutend sind die BRICS-Staaten?

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BRICS steht für Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Inzwischen ist die Zahl der BRICS-Mitgliedsländer auf 10 gestiegen. Im Kontext einer sich wandelnden geopolitischen Weltordnung hin zu einer multipolaren Welt, gewinnen die BRICS-Staaten zunehmend an Bedeutung, sei es gemessen an ihrer Wirtschaftsmacht als auch in Bezug auf ihr geopolitisches Gewicht.
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Mit einer Gesamtbevölkerung von über 3,8 Milliarden Menschen repräsentieren die BRICS-Staaten 47 % der gesamten Weltbevölkerung (8,2 Milliarden im Jahr 2024), wobei China und Indien mit 2,85 Milliarden Einwohnern einen Anteil von 76% an der Bevölkerung der BRICS-Länder ausmachen. Die Bevölkerung der G7-Staaten 1/, der sieben größten, westlichen Volkswirtschaften der Welt (USA, Kanada; Japan, Deutschland, Vereinigtes Königreich, Frankreich, Italien und Japan) beträgt 787 Millionen und macht etwa 10% der weltweiten Bevölkerung aus.
Der Anteil BRICS-Länder an der globalen Wirtschaftsleistung ist in den letzten Jahren erheblich gewachsen. Zusammen erbrachten die BRICS-Staaten im Jahr 2024 insgesamt rund 39% der weltweiten Wirtschaftsleistung (Anteil auf Basis des kaufkraftbereinigten Bruttoinlandsproduktes (BIP) 2/), während der Anteil der G7-Länder am weltweiten BIP 29%beträgt. China erwirtschaftete mehr als die Hälfte des Bruttoinlandsproduktes der BRICS.
Bei den Militärausgaben liegen die BRICS Länder mit einem Anteil von 20% an den weltweiten Militärausgaben allerdings noch weit hinter den G7 Staaten, die 50% der weltweiten Militärausgaben ausmachen (allein der Anteil der Vereinigten Staaten betrug im Jahr 2024 über 40% der weltweiten Militärausgaben).
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Wie aus obiger Graphik ersichtlich ist, hat der Anteil der BRICS an der weltweiten Wirtschaftsleitung in den vergangenen Jahrzehnten stetig zugenommen. Bereits vor 10 Jahren haben die BRICS-Staaten die mächtigen G7-Länder in Bezug auf das BIP überholt. Während das BIP der G7-Länder seit 2000 um das 2 ½-fache gewachsen ist, hat sich das BIP der BRICS-Staaten im gleichen Zeitraum versiebenfacht.
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Gründung der BRICS-Staaten
Die BRICS-Gruppe ist eine zwischenstaatliche Organisation, die 2006 von den wirtschaftlich aufstrebenden Schwellenländern Brasilien, Russland, Indien und China gegründet wurde. 2010 erfolgte die Erweiterung um Südafrika, 2024 schlossen sich Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate den BRICS an und 2025 wurde Indonesien Mitglied. Zudem gibt es eine Reihe von Ländern, die großes Interesse an einer Mitgliedschaft haben. Die sogenannten BRICS-Partnerländer sind eine Gruppe von Staaten des globalen Südens, die zwar keine Vollmitglieder der BRICS-Staaten sind, aber eine enge Beziehung zur BRICS-Gruppe haben und an bestimmten Kooperationen und Treffen teilnehmen.
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Welche Ziele verfolgen die BRICS-Länder?
Zu den Zielen der BRICS-Staaten gehören die Stärkung der wirtschaftlichen und politischen Zusammenarbeit ihrer Mitglieder, sowie die Aufwertung des Einflusses der Länder des Globalen Südens in der internationalen Ordnung. Die Gruppe strebt eine Verbesserung der Legitimität, der gleichberechtigten Teilhabe und der Effizienz globaler Institutionen wie der UNO, des IWF (Internationaler Währungsfonds), der Weltbank und der WTO (World Trade Organisation) an. Die BRICS-Länder sind keine homogene Gruppe, doch trotz unterschiedlicher wirtschaftlicher Entwicklungsniveaus, verschiedener politischer Ideologien und Sozialstrukturen haben die BRICS-Staaten ein gemeinsames Ziel: sie setzten sich für eine multipolare Weltordnung ein und streben nach einer stärkeren Mitsprache der Länder des Globalen Südens. Bezüglich der politischen Systeme in den BRICS-Staaten gilt das Prinzip der Nichteinmischung. Gerade dies macht BRICS-Staaten interessant für viele Länder des „globalen Südens.“
Trotz vieler gemeinsamer Ziele, gibt es auch Divergenzen innerhalb der BRICS-Länder. Während China und Russland die BRICS aktiv als Gegengewicht zur westlichen Vorherrschaft positionieren möchten, geben Indien und Brasilien der wirtschaftlichen Zusammenarbeit Vorrang vor geopolitischer Konfrontation. Das Verhältnis zwischen China und Indien ist auch nicht spannungsfrei, neben langjährigen Grenzstreitigkeiten stehen die beiden Länder auch im Wettbewerb um regionalen Einfluss und wirtschaftliche Dominanz. Doch bei einem Treffen am Rande des Gipfels der Shanghaier Orghanisation für Zusammenarbeit (SOZ) 3/ in China Ende August 2025 bekräftigten Chinas Staatschef Xi Jinping der indische Premierminister Narendra Modi, dass die beiden Länder in Zukunft enger zusammenarbeiten wollen. Ein Grund für die Annäherung der beiden Länder dürfte Präsident Trumps Zollpolitik sein. Amerikas Handelspolitik zwingt Indien zur Suche nach anderen Partnern und China springt da gerne ein.
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Das Wohlstand-Niveau in den BRICS Ländern ist sehr unterschiedlich
Gemessen am kaufkraftbereinigten BIP pro Kopf 4/ sind die Erdöl- und Gas-reichen Vereinigten Arabischen Emirate mit Abstand das wohlhabendste Land der BRICS-Länder, gefolgt von Russland und China, während Indien und Äthiopien über den geringsten Wohlstand verfügen. Vergleicht man die G7-Länder mit den BRICS-Staaten, so gibt es sehr große Unterschiede. Mit Ausnahme der Vereinigten Arabischen Emirate, liegt das Wohlstandsniveau der BRICS-Länder weit unter dem der G7-Länder, doch die BRICS-Länder konnten seit Anfang des Millenniums signifikante Zuwächse verzeichnen. Vor allem in China und in Russland ist das Wohlstands-Niveau in den vergangenen 25 Jahren sehr stark gestiegen.
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Die BRICS – Länder sind reich an Rohstoffen
Die BRICS-Staaten kontrollieren vor allem dank Russland, dem Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten rund ein Drittel der weltweiten Ölproduktion, ein Drittel der weltweiten Gasproduktion und über drei Viertel der weltweiten Kohleproduktion. Fast drei Viertel der immer wichtiger werdenden Seltenen Erden werden in den BRICS Ländern produziert. Auch bei anderen wertvollen Rohstoffen wie Gold, Platin, Graphit verfügen die BRICS-Länder über beträchtliche Reserven und gehören zu den wichtigen Produzenten.
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Wie die Graphik zeigt, sind die BRICS-Staaten den G7-Staaten in vielen Bereichen überlegen. Bei der Produktion der fossilen Energie liegen sie vor den G7-Staaten, sind jedoch auch bei den CO2-Emissionen an vorderster Stelle, dazu tragen vor allem China, Indien und Russland bei.
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Handel der BRICS-Länder
Die BRICS-Staaten repräsentieren rund ein Viertel des globalen Handels, wobei mehr als die Hälfte dieses Anteils auf China entfällt. Der Handel zwischen den BRICS-Staaten hat in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich zugenommen. China dominiert die Handelsströme innerhalb der Gruppe, gefolgt von Brasilien und Russland. Als Reaktion auf die US-amerikanische Handelspolitik und steigende Zölle versuchen die BRICS-Staaten ihre Handelsbeziehungen verstärkt zu diversifizieren.
Sehr zum Unmut von Präsident Trump setzen sich die BRICS-Länder für eine Entkopplung ihres Handels vom amerikanischen Dollar ein, da sie ihre Abhängigkeit vom US-Dollar reduzieren wollen. Der Handel innerhalb der BRICS-Länder erfolgt zunehmend in lokalen Währungen. Einige der Mitgliedstaaten, wie der Iran, China und Russland, haben bereits Abkommen geschlossen, um ihren Handel untereinander ausschließlich in ihren Landeswährungen abzuwickeln.
Bei ihrer letzten Tagung in Brasilien im Juni 2025 beschlossen die BRICS-Staaten den Handel und Technologieaustausch innerhalb des Blocks weiter zu stärken und so den Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump die Stirn zu bieten.
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Wie sich die BRICS Länder vom Westen unabhängig machen wollen
Im Jahr 2015 gründeten die BRICS-Länder Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika die NDB-Bank (New Development Bank), die 2016 ihre Geschäftstätigkeit aufnahm und ihren Hauptsitz in Shanghai hat. Sie soll eine neue Finanzierungsquelle für nachhaltige Entwicklung in Schwellen- und Entwicklungsländern werden und als Alternative zu etablierten multilateralen und von den westlichen Ländern dominierten Entwicklungsbanken, wie dem IMF und der Weltbank, fungieren. Die NDB finanziert Infrastruktur- und nachhaltige Entwicklungsprojekte mit besonderem Schwerpunkt auf klimafreundlichen, katastrophenresistenten und sozial integrativen Projekten.
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Zukunft der BRICS-Länder
Die BRICS-Länder werden ihren wirtschaftlichen und politischen Einfluss weltweit weiter ausbauen, was mittelfristig zu einer Neugestaltung der Wirtschaftsbeziehungen, des Welthandels und des internationalen Finanzsystems führen wird. China und Indien, die bevölkerungsreichsten Länder der Welt, sind die Haupttreiber des Wirtschaftswachstums, aber auch andere BRICS-Mitglieder verzeichnen hohe Wachstumsraten. Die Erweiterung der BRICS-Gruppe um weitere Länder des Globalen Südens wird ihren politischen Einfluss auf globaler Ebene verstärken.
Auch wenn Präsident Trump die zunehmende Bedeutung der BRICS-Länder nicht wahrhaben will und durch seine Zollpolitik die Wirtschaft der BRICS-Staaten zu schwächen versucht, wird das nur kurzfristig eine Wirkung zeigen. Als Antwort auf Präsident Trumps Handelspolitik versuchen die BRICS-Länder ihren gegenseitigen Handel und auch den Handel mit anderen Ländern stärker auszubauen. Beispiele dafür sind das Freihandelsabkommen von Indien mit der EU, das am 1. Oktober 2025 in Kraft tritt und das Freihandelsabkommen der EU mit Indonesien, das vergangene Woche unterzeichnet wurde. Auch das voraussichtlich bald in Kraft tretende Mercosur-Abkommen 5/ zwischen der EU und den südamerikanischen Ländern Brasilien (BRICS Mitgliedsland) Argentinien, Uruguay und Paraguay, wird zum weiteren Ausbau des Handels beitragen.
Wie schnell die BRICS-Länder wirtschaftlich wachsen und auch geopolitisch an Relevanz gewinnen wird, ist schwer vorhersehbar, doch es zeichnet sich ab, dass die Bedeutung der BRICS-Gruppe in der Weltwirtschaft, im Welthandel und in der Geopolitik zunehmen wird und sich zu einem Gegenpol und zu einer Herausforderung für den Westen entwickeln wird. Bleibt zu hoffen, dass es, im Interesse der BRICS-Gruppe und der westlichen Länder, zu einer Zusammenarbeit und nicht zu einer Konfrontation kommt.
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1/ Die G7-Staaten sind die Gruppe der sieben weltweit führenden Industrienationen, die regelmäßig zusammenkommen, um wirtschaftliche und politische Themen zu besprechen. Die Gruppe wurde in den 1970er Jahren gegründet und dient als Forum für den Ideen-Austausch und die Koordination von Politik in wichtigen globalen Fragen, darunter Wirtschaft, Sicherheit und Umwelt.
2/ Das kaufkraftbereinigte BIP zeigt, welche Kaufkraft die wirtschaftliche Produktion eines Landes tatsächlich hat, anstatt nur den rein monetären Wert in der jeweiligen Währung aufzuzeigen. Für internationale Vergleiche ist das kaufkraftbereinigte BIP aussagekräftiger, da es die Preisniveauunterschiede zwischen den Ländern ausgleicht. Es gibt einen realistischeren Hinweis auf den Lebensstandard der Bevölkerung, da es die tatsächliche Kaufkraft berücksichtigt, mit der Waren und Dienstleistungen erworben werden können.
3/Die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) ist eine Internationale Organisation mit Sitz in Peking, die 2001 gegründet wurde. Derzeit sind folgende Staaten Mitgliedsländer: China, Weißrussland, Indien, Iran, Kasachstan, Kirgistan, Pakistan, Russland, Tadschikistan und Usbekistan. Die SOZ beschäftigt sich mit der sicherheitspolitischen Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten sowie mit Wirtschafts- und Handelsfragen und mit der Stabilität in der Region. Die SOZ-Mitgliedsstaaten machen zusammen circa 40% der Weltbevölkerung aus und sind die weltweit größte Regionalorganisation.
4/ Das kaufkraftbereinigte BIP pro Kopf gibt Aufschluss über den wirtschaftlichen Wohlstand eines Landes und ermöglicht Vergleiche zwischen verschiedenen Ländern/Regionen. Ein höheres BIP pro Kopf bedeutet einen höheren Lebensstandard und eine bessere wirtschaftliche Situation. Das BIP pro Kopf sagt allerdings nichts über die Einkommensverteilung innerhalb eines Landes aus.
5/ Das EU-Mercosur-Abkommen ist ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den südamerikanischen Mercosur-Staaten (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay), das am 6. Dezember 2024 unterzeichnet wurde. Die EU-Kommission hat den Ratifizierungsprozess am 3. September 2025 gestartet, wobei das Abkommen dem Europäischen Rat zur Zustimmung vorgelegt wurde. Mit dem Abkommen wird eine der weltweit größten Freihandelszonen mit über 715 Millionen Einwohnern (EU 447 Millionen / MERCOSUR 270 Millionen) entstehen. Kritiker äußern Bedenken hinsichtlich der ökologischen und sozialen Auswirkungen, auch Vertreter der Landwirtschaft in der EU stehen dem Abkommen kritisch gegenüber, während Befürworter auf die Sicherung von Rohstoffen und die Stärkung der Lieferketten verweisen.
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