Lesekompetenz sinkt durch Handynutzung
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Für Klaus Niederstätter, Leiter der Landesevaluationsstelle, passen die neuesten Ergebnisse der INVALSI-Lernstandserhebung ins Bild: Die Lesekompetenz von Schülerinnen und Schülern sinkt in vielen Ländern, das zeigt auch die PISA-Erhebung in Südtirol.
„Unsere Analysen zeigen, dass tendenziell jene Kinder und Jugendliche schlechtere Ergebnisse in der Lesekompetenz erzielen, die viel Zeit mit dem Mobiltelefon und in den sozialen Medien im Internet verbringen“, so Niederstätter. Dadurch sinke möglicherweise die Aufmerksamkeitsspanne und ihnen falle es schwer, einen längeren Text zu lesen und zu verstehen.
„In einer globalisierten Welt gehört Vielfalt dazu und wir müssen jetzt schauen, uns in dieser Vielfalt zu bewegen.“
Um dem entgegenzuwirken, sind, laut Niederstätter, mittlerweile viele Südtiroler Schulen aktiv geworden. „Lesekompetenz muss fächerübergreifend gedacht werden, es muss also nicht nur im Dedutschunterricht gestärkt werden, sondern zum Beispiel auch in Geografie oder Geschichte“, erklärt er. Dass damit die Herausforderungen für Lehrkräfte größer werden, sei offensichtlich.
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INVALSI-Ergebnisse
Vorige Woche veröffentlichte die Landesevaluationsstelle ihre Ergebnisse für die durchgeführten Tests an deutschen Schulen im vergangenen Schuljahr. Von der Grund- bis zur Oberschule wurden Kenntnisse in Englisch, Mathematik und Deutsch abgeprüft. Im Fachbereich Deutsch zeigt sich grundsätzlich in allen Schulstufen eine breite Streuung der Resultate über die verschiedenen Schulen hinweg.
In der letzten Klasse der Mittelschule erreichen insgesamt rund drei Viertel der Schülerinnen und Schüler mindestens das Basisniveau der Kompetenzstufe drei von insgesamt fünf Stufen. In den Abschlussklassen der Oberstufe sind es zwei Drittel der Maturantinnen und Maturanten. Deutliche Unterschiede zeigen sich in der Oberstufe im Vergleich der verschiedenen Schultypologien, wonach die Schülerinnen und Schüler der Klassischen oder Real- und Sprachgymnasien deutlich höhere Ergebnisse erzielen als jene anderer Schultypen.
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Auch die Schulen selbst nehmen die Ergebnisse als Grundlage für eigene Maßnahmen her. Das zeige die Rückmeldung bei externen Evaluationen und die Anfragen zur Interpretation der Daten in Zusammenarbeit mit der pädagogischen Abteilung.
„Wie Bildungsdirektor Gustav Tschenett bereits letztes Jahr öffentlich mitgeteilt hat, erzielen Kinder an Bozner Schulen keine schwächeren Leistungen als an anderen Südtiroler Schulen. Sicherlich haben wir herausfordernde Situationen, aber das liegt an verschiedensten Faktoren und ist an vielen Schulen beobachtbar“, erklärt Niederstätter.
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Herkunft und Umfeld prägen Lernerfolg
Bei den INVALSI-Ergebnissen zeigt sich über alle Fachbereiche hinweg der klare Einfluss der sprachlichen Biografie: Kinder und Jugendliche aus deutschsprachigen Familien erzielen an deutschsprachigen Schulen im Schnitt höhere Ergebnisse. Auch der sozioökonomische Status wirkt sich tendenziell auf die Leistungen aus: Lernende aus weniger begünstigten Familien bleiben im Durchschnitt hinter jenen aus sozioökonomisch besser gestellten zurück.
„Bei sozioökonomischer Benachteiligung geht es nicht ausschließlich um eine Migrationsbiografie, sondern auch um den beruflichen Status der Eltern und die Umstände zu Hause. Beispielsweise wird der Lernerfolg davon beeinflusst, ob das Kind ein eigenes Zimmer, einen Schreibtisch oder einen Internetzugang hat“, erklärt Niederstätter.
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Um benachteiligte Kinder zu fördern, müsse die spezifische Situation genau angeschaut werden. „Wir sehen bei den Unterrichtsbeobachtungen landauf, landab, dass es kein Patentrezept gibt. Es hängt vom konkreten Fall und der Schulklasse ab“, so der Leiter der Evaluationsstelle. „Bildung sollte in einem gesamtgesellschaftlichen Diskurs gesehen werden, die Rahmenbedingungen waren vor 20 oder 30 Jahren noch ganz anders. Ich finde es wichtig, hier nicht in Schubladen zu denken. Es bringt wenig, alle Schwierigkeiten in einen Topf zu werfen. In einer globalisierten Welt gehört Vielfalt aber dazu und wir müssen jetzt schauen, uns in dieser Vielfalt zu bewegen.“
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