Politica | Bilanzziehen

Weihnachtsgespräch mit Luis Durnwalder

Der scheidende Landeshauptmann spricht im Weihnachtsgespräch mit dem Rai Sender Bozen von vielen autonomiepolitischen Errungenschaften, Zetteln, die nicht jeder kontrollieren kann und einem Rechnungshof, der ihn überrascht hat.

Während Arno Kompatscher mit dem PD tauzieht und Zähne zeigt, blickt Luis Durnwalder zurück.„Es hat alles ein Ende und alles hat einen Beginn. So blickt Luis Durnwalder im Weihnachtsgespräch auf 25 Jahre Regierungstätigkeit in Südtirol zurück. Nach Emotionen, nach Gefühlen von Günther Telser gefragt, bleibt der geschäftsführende Landeshauptmann realistisch, wie immer. Positiv wie eh und je – überzeugt von dem, was geleistet wurde. „Ich hatte viele Möglichkeiten, etwas zu bewegen und diese Möglichkeiten hab ich genutzt.“

Gute Jahre waren diese 25 für das Land, für Südtirol. „Wir haben es verstanden, die Zuständigkeiten in der Autonomie für uns zu nutzen. Viel Gutes ist passiert, wir haben Zuständigkeiten umwandeln und sichtbar machen können.“ Stolz ist Durnwalder darauf, dass unter seiner Regie „ein armes Land“, wie Südtirol es in den 60er und 70er Jahren war, sich gemausert hat.

Verantwortung im SEL-Skandal?
Dass Politik Höhen und Tiefen hat, dass „die Sonne scheint, dann gibt es wieder ein Gewitter“, das sei normal. Doch stets müsse das Ganze im Auge behalten werden, der SEL-Skandal dürfe nicht isoliert betrachtet werden. Telser fragt: „Kann man ihnen als Chef vorwerfen, sie haben ihren Laden nicht im Griff gehabt?“ Durnwalder lehnt diese Verantwortung ab, spricht von einer großen Südtiroler Verwaltung mit „4.000 bis 5.000 Leuten“. „Da kann man nie sagen, was in den einzelnen Ressorts passiert. Jeder Zettel kann nicht tagtäglich kontrolliert werden“, ist Durnwalder überzeugt. Auch davon, dass „Laimer, Rainer und Stocker eine gute Politik gemacht haben. Wir produzieren heute mehr Energie, als wir brauche, das dürfen wir nicht vergessen.“ Schließlich hätten die Genannten nicht gehandelt, um einen Vorteil für sich zu erhalten, sondern „damit die Konzessionen in der öffentlichen Hand bleiben.“

Telser fragt: „Kann man ihnen als Chef vorwerfen, sie haben ihren Laden nicht im Griff gehabt?“ Durnwalder lehnt diese Verantwortung ab, spricht von einer großen Südtiroler Verwaltung mit „4.000 bis 5.000 Leuten“. „Da kann man nie sagen, was in den einzelnen Ressorts passiert.

Gekränkter Chef
Und das ungemütliche Thema „Sonderfonds“? Ja, irgendwie kränkt ihn das, irgendwie überrascht es Durnwalder auch, „dass man das jetzt nach 25 Jahren als Landeshauptmann herauszieht. Der Rechnungshof hat ja alle Jahre kontrolliert, da hätte er auch früher mal was sagen können, wenn was nicht passt.“

Europäisch und weltmännisch gibt sich Durnwalder, kommen und gehen hat er viele Politikerinnen gesehen, Autonomie ja, mehr Zuständigkeiten gerne, aber Freistaat? „Das ist nicht wirklichkeitsnah, das Thema mit der Selbstbestimmung. Da lacht uns die Welt ja aus, niemand, gar niemand würde uns unterstützen, einen eigenen Staat zu gründen“, so der 72-Jährige. Grenzen müssten abgebaut werden, schauen wir, dass wir gut zusammenarbeiten.“

„Das ist nicht wirklichkeitsnah, das Thema mit der Selbstbestimmung. Da lacht uns die Welt ja aus, niemand, gar niemand würde uns unterstützen, einen eigenen Staat zu gründen“ (Luis Durnwalder)

Der Herzinfarkt vom 16. Dezember bleibt unerwähnt, Durnwalder beißt die Zähne zusammen, bis zu letzt. Er ist Politiker, sein Körper hat ihn ungewollt bloß gestellt. Ihn überrascht. Schlaf schneller Genosse war seine Devise, Gewohnheiten lassen sich schwer ändern, auch wenn der Abschied vorhersehbar war. Realistisch bleiben, Abschiede passieren.
Und Neubeginne starten, mit gewohnten Partnern. Alles andere sind leere Drohungen. "Muckis zeigen", wie die Südtiroler Tageszeitung schreibt. Politische Verhandlungsspiele in Echtzeit. Alles beim Alten.