Macht die SVP Kickl zum Kanzler?
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Dass wir in Südtirol "nicht im luftleeren Raum agieren", wie es der Übergangs-Kanzler in Österreich sagen würde, dürfte jedem Südtiroler klar sein. Denn nur allzu gern sieht man sich ja selbst im Zentrum des Weltgeschehens. Auch der SVP scheint klar zu sein, dass ihr Handeln weit über die Grenzen der Autonomie wahrgenommen wird. Diese Botschaft vermittelt man schließlich im Landesinneren nur allzu gern: „Südtirols Autonomie werde oft als großes Vorbild genannt […], das heute weltweit als beispielhaft betrachtet wird […].“ Auch im aufkommenden Olympia-Fieber geht es vor allem um „internationale Vorzeigeprojekte“. Weniger oft wurde dies jedoch letztes Jahr bei der Regierungsbildung propagiert. Da wollte man die Kirche im Dorf lassen und sprach in keinster Weise mehr davon, dass man eine Vorbildfunktion innehabe und ganz Europa mit Argusaugen auf Südtirol schaut. Kein Wort dazu, dass das eigene Handeln ein Beispiel für Europa sein könnte.
Aber die Geschichte rächt sich oft schneller als svp denkt und die Partei wird sich damit auseinandersetzen müssen, ob nicht sie es war, die ihrer Schwesterpartei im Norden diesen Blödsinn vorgelebt hat? Natürlich ist die dortige Situation viel komplexer und andere Einflüsse viel größer. Doch unter anderen Umständen würde man keinen Moment damit zögern, sich mit den Vorgängen dort in Verbindung zu bringen und zu rühmen.
Es beginnt nämlich im Kleinen
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Es beginnt nämlich im Kleinen! Und im kleinen Südtirol hofierte man schließlich schon die zweite rechte Regierung, was diese nicht nur allgemein salonfähig gemacht hat, sondern - wie die derzeitige Landesregierung beweist - das rechte Spektrum sogar noch weiter nach rechts geöffnet hat. Und mit jeder Öffnung steigt die Bereitschaft Einzelner, mit ihrem Namen für Parteien weit rechts der Mitte zu kandidieren. Denn wenn selbst die südtiroler SVP, die aus „historischen Gründen stets großen Wert auf die Abgrenzung nach rechts gelegt hatte“, mit diesen eine Regierung bildet, können die ja nicht problematisch sein. Das ist auch der Grund, warum sich die Südtiroler Volkspartei mit Kritik Richtung Schutzmacht stark zurückhält. Schließlich war man vor kurzem mit der gleichen Kritik konfrontiert wie nun die ÖVP und hat alle Unkenrufe, dass „die Konservativen [waren] ja auch schon in den 30er Jahren willige Steigbügelhalter für die Faschisten“ waren, als stumpfsinnig abgetan und ging die Regierung ein. Schließlich gilt: „Die Autonomie muss ständig weiterentwickelt und an neue Erfordernisse angepasst werden.“ Fast nach dem Motto: Nach mir die Sintflut.
Und somit kann man sich derzeit der eigenen Vorbildfunktion nicht rühmen, obwohl sie ganz klar besteht
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Und somit kann man sich derzeit der eigenen großen Vorbildfunktion nicht rühmen, obwohl sie ganz klar besteht. Denn mit „einem blauen Bundeskanzler würde Österreich ideologisch näher an Italien heranrücken“ und genau darin besteht das Problem für die Autonomiepartei. Rechte Parteien sind weder für ihre Autonomiefreundlichkeit bekannt, noch, dass sie langfristig ohne territoriale Streitigkeiten auskommen. Und so bringt die Rückkehr der doppelten Staatsbürgerschaft für deutschsprachige Südtiroler ins österreichische Koalitionsprogramm nicht nur die Gefahr mit sich, das Land zu spalten, sondern auch die Landesregierung!
In der Brennerstraße wird man sich also über die eigene Funktion als Lehrmeister Gedanken machen müssen und der Frage nachgehen, welchen Beitrag man zu der derzeitigen Situation geleistet hat. Nicht nur um die eigene Koalition zu retten, sondern auch die eigene historische Bedeutung.
Wir können inzwischen nur hoffen, dass der Einfluss der Vorbildpartei auf ihren Bruder in Bayern nicht allzu groß ist und damit nicht auch von dieser Dummheit überzeugt. Damit würde zumindest eine Brandmauer in diesem Inferno bestehen bleiben.
Der Einfluss der SVP auf…
Der Einfluss der SVP auf künftige Regierungen in Ö und D ist mMn vernachlässigbar.
Der Zug zum Futtertrog und dabei den Weg des geringsten Widerstand zu gehen ist der gemeinsame Nenner, hier und jenseits der Grenze.
"Machte die SVP einen…
"Machte die SVP einen Kanzlerkandidaten Kickl überhaupt erst möglich?"
Das ist nun aber wirklich zu viel der Ehre.
Wir sind zwar das Zentrum…
Wir sind zwar das Zentrum der Welt, aber nur so lange wir die Welt von Bozen aus betrachten.
Inzwischen streut die SVP…
Inzwischen streut die SVP schon einmal der AfD-Chefin Weidl Rosen. Man weiß ja nie ...
In risposta a Inzwischen streut die SVP… di Hartmuth Staffler
Und für Svens STF ist Kickl…
Und für Svens STF ist Kickl die große Hoffnung
beide auf dem rechten Auge blind,
das linke habens eh nimma.
Blau-Schwarz hat mit der SVP…
Blau-Schwarz hat mit der SVP nichts zu tun. Blau-Schwarz hat zwei Hauptarchitekten: vdB und Babler.
FPÖ und ÖVP haben inhaltlich eine breite Schnittmenge, daher wird man sich recht rasch einigen. ÖVP/SPÖ/NEOS passen inhaltlich viel schlechter zusammen. Da diesen drei Parteien die Kreativität für ein gutes gemeinsames Regierungsprogramm fehlte, ist aktuell Blau-Schwarz für Österreich wohl die bessere Option.
Vielleicht tut sich nun eine neue Chance für die Doppelstaatsbürgerschaft auf.
In risposta a Blau-Schwarz hat mit der SVP… di Oliver Hopfgartner
@Oliver: Ja, wenn es zu…
@Oliver: Ja, wenn es zu wenig kreativ ist, jene, die mehr haben, auch mehr zahlen zu lassen, dann muss ich Dir recht geben.
Mit blau-schwarz ist jedenfalls sicher, dass die "Kleinen" zahlen müssen und die "Großen" ihre Kapitalien unangetastet behalten dürfen!
In risposta a @Oliver: Ja, wenn es zu… di Sigmund Kripp
Wenn man den Medien glauben…
Wenn man den Medien glauben kann, dann hapert es gerade an der Bankenabgabe, die von der FPÖ gewünscht und von der ÖVP abgelehnt wird.
In risposta a @Oliver: Ja, wenn es zu… di Sigmund Kripp
Ich sehe es anders…
Ich sehe es anders. Professionelle Verhandler müssen bei ihren Positionen flexibel sein und sollten sich auf ihre Interessen konzentrieren. Wenn man Interesse daran hat, Geringverdiener zu entlasten, kann man dafür auch Wege finden, ohne auf gewissen Positionen (Vermögenssteuer, Bankenabgabe, oder was auch immer) zu beharren.
Insofern traue ich auch einer FPÖ-ÖVP Regierung zu, die Kleinen zu entlasten, wenn auch mit anderen Mitteln. Wäre ich Politiker, würde ich beispielsweise den Freibetrag bei der Einkommenssteuer deutlich erhöhen und die KeSt für Kleinanleger mit privatem Anlagevermögen bis 100.000€ auf 0 Prozent setzen. Das Ziel dieser Maßnahme soll es sein, es fleißigen, sparsamen Menschen zu erleichtern, durch Lohnarbeit Eigenkapital zu schaffen. Meinetwegen man dafür die KeSt für Vermögen über 1 Million Euro um einen Prozentpunkt erhöhen und alle staatlichen Subventionen reevaluieren.
Viele Wege führen nach Rom.
In risposta a Ich sehe es anders… di Oliver Hopfgartner
"..... die Kleinen zu…
"..... die Kleinen zu entlasten,..."
Das hängt natürlich davon ab, was man unter "Kleine" versteht. Für mich sind das arbeitende Menschen, die mit ihrem Gehalt gerade so bis zum Monatsende kommen. Bei denen ist nix mit "privatem Anlagevermögen".
In risposta a "..... die Kleinen zu… di Manfred Gasser
Ich spreche von den Kleinen…
Ich spreche von den Kleinen. Wenn du in Österreich netto 1622€ verdienst, kommst du in Österreich mit 13. und 14. Gehalt auf netto 22.738 €. Dein Dienstgeber zahlt aber 36.158 € inklusive aller Abgaben, also Sozialversicherung, Kommunalsteuer, Lohnsteuer. Das heißt selbst ein relativ geringes Einkommen wird in Österreich derzeit mit etwa 37% belastet.
Wenn wir mit 1270 € netto pro Monat rechnen, liegen wir immer noch bei etwa 34-35% Abgaben.
Mir ist natürlich klar, dass jemand mit 1,2k netto wohl kaum ein hoch diversifiziertes Aktienportfolio aufbauen wird. Bitte widersprich mir, falls du mir nicht zustimmst, aber ich bin nunmal der Meinung, dass es heuchlerisch ist, das sogenannte progressive Steuer- und Abgabensystem als sozial zu bezeichnen, wenn selbst ein Arbeiter mit 1,2k Nettoeinkommen auf seine Arbeit stärker belastet wird als jemand, der 27,5% Kapitalertragsteuer auf die Ausschüttungen einer Aktie oder einer Anleihe zahlt.
Daher befürworte ich Entlastungen von Geringverdienern und Kleinanlegern. Das Problem ist nämlich nicht, dass "Reiche" zu wenig zahlen, sondern dass "Arme" (insbesondere wenn sie fleißig sind) unverhältnismäßig hoch besteuert werden. Daher bin ich auch ein Kritiker des scheinheiligen Sozialsystems.
In risposta a Blau-Schwarz hat mit der SVP… di Oliver Hopfgartner
@ O H was mir zu Ihrem…
@ O H was mir zu Ihrem Beitrag einfällt:
Wir müssen uns fragen, ob die herkömmliche Abgrenzung zwischen Extremismus und Nichtextremismus wirklich so klar ist und inwiefern wir, um die aktuellen Entwicklungen fassen zu können, eher von fliessenden Übergängen und Überschneidungen zwischen extremen und nicht extremen rechten Positionen ausgehen sollten. Überschneidungen, die gerade vom Rechtspopulismus geschickt unterschlagen und unsichtbar gemacht werden, und der sich auf diese Weise gesellschaftsfähig macht.
soll heißen: Rechtspopulismus und Rechtsextremismus haben Schnittmengen
In risposta a @ O H was mir zu Ihrem… di Herta Abram
Dafür wäre dann aber eine…
Dafür wäre dann aber eine inhaltliche Auseinandersetzung notwendig. Man kann z.B. objektiv betrachtet nicht mal sagen, dass die FPÖ eine rechte Partei sei. Gerade in der Wohnpolitik gibt es z.B. starke Schnittmengen zwischen FPÖ und KPÖ, ohne dass die Forderungen besonders extremistisch wären.
Ich habe teilweise den Eindruck, dass man neuerdings dazu neigt, den politischen Gegner als links- oder rechtsextrem zu bezeichnen, wenn einem die inhaltlichen Argumente fehlen.
Einem normalen Menschen kann man meiner Meinung nach schwer erklären, was so schlimm daran sei, einen wiederholt straffällig gewordenen Einwanderer ohne legalen Aufenthaltstitel in sein Heimatland zurück zu schicken. Wenn man dann einfach "Rechtsextremismus!" schreit, verlässt man die Sachebene und kann so gut ablenken. Die Wahlergebnisse zeigen aber, dass dieser Kunstgriff sich abnützt.
Diesbezüglich merkt man aktuell auch deutlich, dass das Pendel sich in die andere Richtung bewegt. Meiner Wahrnehmung nach war es vor 5-10 Jahren noch so, dass "links" sein eher positiv wahrgenommen wurde, während "rechts" sein eher negativ wahrgenommen wurde. Inzwischen scheint es mir so zu sein, dass man wesentlich weniger negatives und mehr positives Feedback im Vergleich zu vor einigen Jahren bekommt, wenn man öffentlich konservative, rechte Positionen vertritt. Dieter Steger sagte unlängst, er sei nicht rechts, ganz so als wäre "rechts" sein etwas Schmuddeliges. Objektiv betrachtet ist es das aber nicht.
Rechts sein bedeutet nicht, dass jemand Juden vergasen und Ausländerkinder erniedrigen will, genau so wenig wie links sein bedeutet, sofort jeden Kleinbürger enteignen zu wollen. Uns ist da leider viel politische Kultur abhanden gekommen. Denken wir beispielsweise an die alten Parteien und Politiker aus dem rechtskonservativen Lager. Das waren ja auch keine Nazis und trotzdem standen sie deutlich weiter rechts, als es die weichgespülten Konservativen der 2000er und 2010er Jahre standen. Das hat dazu geführt, dass sich rechts dieser Parteien neue Kräfte formieren konnten. Daher ist für mich völlig klar, dass man rechte Parteien nur bekämpfen kann, indem man ein seriöses und vor allem auch ernst gemeintes konservatives politisches Angebot schafft.
Wer versucht rechtskonservative Parteien in einen Topf mit AfD/FPÖ etc zu schmeißen, der leistet letztgenannten Parteien Schützenhilfe.
In risposta a Dafür wäre dann aber eine… di Oliver Hopfgartner
O H Solche Einwände sind…
O H
Solche Einwände sind meines Erachtens aber mehr als der blosse Verweis auf die Tatsache, dass es Populismus auf allen Seiten gibt. Sie stehen zugleich für eine verbreitete Abwehr dagegen, sich mit der Besonderheit und der spezifischen Gefahr rechtspopulistischen Agierens zu befassen. Ähnliches gilt für die oft ins Feld geführte Feststellung, Extremismus gebe es auf allen Seiten.
In der Forschung hat man festgestellt, dass die Abgrenzung vom Rechtsextremismus eine zentrale rechtspopulistische Diskursstrategie ist. Man stützt sich dabei häufig auf fragwürdige Extremismustheorien, wonach eine Position dann – und nur dann – extrem ist, wenn sie offen systemfeindlich ist, das heisst, wenn sie sich direkt gegen die demokratische Verfassung stellt.
Ferner wird daraus abgeleitet, dass die scheinbar nicht extremen Weltanschauungen rechtspopulistischer AkteurInnen automatisch demokratisch legitim sind.
Rechtspopulismus präsentiert sich mit seinem andauernden Verweis auf liberale Werte als »normale Meinung«, als Beitrag zum Meinungspluralismus. Bei genauer Betrachtung werden die liberalen Werte aber ihrer Substanz beraubt und verkommen zum blossen Bekenntnis. Man gibt vor, die wahre Demokratie zu verteidigen, gleichzeitig wird ebendiese liberale Demokratie attackiert, indem man sich gegen Pluralismus, Menschenrechte, Minderheitenschutz oder Verfassungsaufträge wendet.
Buchtipp: "Die Rhetorik der Rechten"
https://www.ernster.com/de/detail/ISBN-9783905795608/Schutzbach-Franzis…
In risposta a Blau-Schwarz hat mit der SVP… di Oliver Hopfgartner
"Vielleicht tut sich nun…
"Vielleicht tut sich nun eine neue Chance für die Doppelstaatsbürgerschaft auf."
Ich würde es gerne hoffen. Aber Italien wird schon dafür sorgen, dass es mit der doppelten Staatsbürgerschaft keinen Schritt weiter geht und Kickl erst gar nicht ernsthaft daran denkt.
In risposta a "Vielleicht tut sich nun… di G. P.
Bei der Freundschaft…
Bei der Freundschaft zwischen den extremen Rechten in Italien und Österreich (wer von Geschichte eine Ahnung hat, erinnert sich an die Freundschaft zwischen
Mussolini und den Austrofaschisten) ist es vollkommen unrealistisch zu denken, dass dabei für Südtirol irgend etwas herausschauen könnte. Genau das Gegenteil dürfte der Fall sein. Der erklärte Südtirolfeind Salvini war ja der erste, der dem Kickl gratuliert hat. Der wird sich bestimmt erkenntlich zeigen - zum Schaden für Südtirol.