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Politica | Vorbildfunktion

Macht die SVP Kickl zum Kanzler?

Machte die SVP einen Kanzlerkandidaten Kickl überhaupt erst möglich?
Welche Rolle trägt die Vorbildfunktion der SVP an einem zukünftigen Kanzler Kickl und dem möglichen Fall der Brandmauer in Deutschland?
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.
Landesregierung Kompatscher III
Foto: Autonome Provinz Bozen - Südtirol
  • Dass wir in Südtirol "nicht im luftleeren Raum agieren", wie es der Übergangs-Kanzler in Österreich sagen würde, dürfte jedem Südtiroler klar sein. Denn nur allzu gern sieht man sich ja selbst im Zentrum des Weltgeschehens. Auch der SVP scheint klar zu sein, dass ihr Handeln weit über die Grenzen der Autonomie wahrgenommen wird. Diese Botschaft vermittelt man schließlich im Landesinneren nur allzu gern: „Südtirols Autonomie werde oft als großes Vorbild genannt […], das heute weltweit als beispielhaft betrachtet wird […].“ Auch im aufkommenden Olympia-Fieber geht es vor allem um „internationale Vorzeigeprojekte“. Weniger oft wurde dies jedoch letztes Jahr bei der Regierungsbildung propagiert. Da wollte man die Kirche im Dorf lassen und sprach in keinster Weise mehr davon, dass man eine Vorbildfunktion innehabe und ganz Europa mit Argusaugen auf Südtirol schaut. Kein Wort dazu, dass das eigene Handeln ein Beispiel für Europa sein könnte.

    Aber die Geschichte rächt sich oft schneller als svp denkt und die Partei wird sich damit auseinandersetzen müssen, ob nicht sie es war, die ihrer Schwesterpartei im Norden diesen Blödsinn vorgelebt hat? Natürlich ist die dortige Situation viel komplexer und andere Einflüsse viel größer. Doch unter anderen Umständen würde man keinen Moment damit zögern, sich mit den Vorgängen dort in Verbindung zu bringen und zu rühmen.

    Es beginnt nämlich im Kleinen

  • Es beginnt nämlich im Kleinen! Und im kleinen Südtirol hofierte man schließlich schon die zweite rechte Regierung, was diese nicht nur allgemein salonfähig gemacht hat, sondern - wie die derzeitige Landesregierung beweist - das rechte Spektrum sogar noch weiter nach rechts geöffnet hat. Und mit jeder Öffnung steigt die Bereitschaft Einzelner, mit ihrem Namen für Parteien weit rechts der Mitte zu kandidieren. Denn wenn selbst die südtiroler SVP, die aus „historischen Gründen stets großen Wert auf die Abgrenzung nach rechts gelegt hatte“, mit diesen eine Regierung bildet, können die ja nicht problematisch sein.  Das ist auch der Grund, warum sich die Südtiroler Volkspartei mit Kritik Richtung Schutzmacht stark zurückhält.  Schließlich war man vor kurzem mit der gleichen Kritik konfrontiert wie nun die ÖVP und hat alle Unkenrufe, dass „die Konservativen [waren] ja auch schon in den 30er Jahren willige Steigbügelhalter für die Faschisten“ waren, als stumpfsinnig abgetan und ging die Regierung ein. Schließlich gilt: „Die Autonomie muss ständig weiterentwickelt und an neue Erfordernisse angepasst werden.“ Fast nach dem Motto: Nach mir die Sintflut.

     

    Und somit kann man sich derzeit der eigenen Vorbildfunktion nicht rühmen, obwohl sie ganz klar besteht

  • Und somit kann man sich derzeit der eigenen großen Vorbildfunktion nicht rühmen, obwohl sie ganz klar besteht. Denn mit „einem blauen Bundeskanzler würde Österreich ideologisch näher an Italien heranrücken“ und genau darin besteht das Problem für die Autonomiepartei. Rechte Parteien sind weder für ihre Autonomiefreundlichkeit bekannt, noch, dass sie langfristig ohne territoriale Streitigkeiten auskommen. Und so bringt die Rückkehr der doppelten Staatsbürgerschaft für deutschsprachige Südtiroler ins österreichische Koalitionsprogramm nicht nur die Gefahr mit sich, das Land zu spalten, sondern auch die Landesregierung!

    In der Brennerstraße wird man sich also über die eigene Funktion als Lehrmeister Gedanken machen müssen und der Frage nachgehen, welchen Beitrag man zu der derzeitigen Situation geleistet hat. Nicht nur um die eigene Koalition zu retten, sondern auch die eigene historische Bedeutung.

    Wir können inzwischen nur hoffen, dass der Einfluss der Vorbildpartei auf ihren Bruder in Bayern nicht allzu groß ist und damit nicht auch von dieser Dummheit überzeugt. Damit würde zumindest eine Brandmauer in diesem Inferno bestehen bleiben.