Società | Geschlechter

Bestätigte Klischees

An der Brixner Mittelschule "Michael Pacher" fand jüngst eine Initiative zur Berufswahlvorbereitung statt. Direktorin Flöss: "Berufswahl bleibt weitgehend stereotyp."

“Es ist an sich nicht schlimm”, meint Elisabeth Flöss. Und doch hat der Direktorin des Schulsprengels Brixen/Milland die kürzlich stattgefundene Initiative zur Berufswahlvorbereitung an der Mittelschule “Michael Pacher” in Brixen zu denken gegeben. Am 19. Februar waren Eltern von Schülern der 3. Klassen zu Gast und stellten ihre Berufe vor. Dabei fiel Flöss eines auf: Während sich die Mädchen vor allem für erzieherische und Pflegeberufe interessierten, begeisterten sich die Buben in erster Linie für technische Berufe. “Die Berufswahl von Mädchen und Buben bleibt weitgehend stereotyp, Geschlechterrollen ändern sich kaum”, so das Fazit der Direktorin. Den Beleg dafür liefert Flöss in der Tabelle der Anmeldungen für die einzelnen Vorträge im Rahmen der Berufswahlvorbereitung mit:

“Das Interesse für Berufe wie Lehrerin, Ärztin, Kindergärtnerin, Physiotherapeutin, Pflegehelferin, Krankenpflegerin und Pädagogin war fast ausschließlich weiblich besetzt. Techniker, Computerfachmann, Architekt oder Forstwirt hingegen waren Berufe, die fast nur von Buben gewählt wurden. Einzig bei den Berufen wie Gold- und Silberschmied und Hotelmanager war das Verhältnis ungefähr ausgeglichen”, analyisert Flöss.

Trotz der heute herrschenden völligen Wahlfreiheit was Ausbildung und Job betreffe, könne beim Blick auf die aktuelle Situation der Berufswahl noch immer von geschlechterspezifischen Interessen gesprochen werden, so die Schlussfolgerung der Direktorin: “Offenbar haben die Bemühungen, Mädchen für technische Berufe zu begeistern und Buben für erzieherische und Pflegeberufe zu gewinnen, bislang wenig klar ersichtliche Ergebnisse gebracht.” Flöss erinnert an Maßnahmen wie “Girls’ and Boys’ Day”, durch die das Gleichgewicht zwischen Männern und Frauen in bestimmten Berufen gefördert werden soll.

Zwar zähle in erster Linie das Interesse für einen Beruf, doch ist die Direktorin nach wie vor überzeugt: Auch Mädchen gehören ermutigt, “sich bei entsprechenden Kompetenzen und Neigungen für einen technischen oder naturwissenschaftlichen Beruf zu entscheiden”. “Es ist an sich nicht schlimm”, wiederholt sie, “wenn es Berufe gibt, die eher Buben anziehen und solche, die vor allem bei Mädchen beliebt sind”. Bedenklich seien allerdings die Faktoren der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Ungleichheit von Männern und Frauen im Hinblick auf die Arbeitsbedingungen, die Vergütung sowie die Karrieremöglichkeiten.