Politica | Krisenmanagement ?

Quo vadis, LH ?

Eine Aufforderung an den Landeshauptmann zum Überdenken des Krisenmanagements der Landesregierung
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Sehr geehrter Herr Landeshauptmann,

vor fast einem Jahr, am 05.04.2020, habe ich Ihnen in einem Community Beitrag auf dieser Plattform mein Vertrauen in Ihr Krisenmanagement ausgesprochen.

Als im November letzten Jahres der erste Massentest " zur Verkürzung des Lockdowns " anberaumt wurde, stellte ich zum ersten Mal die Sinnhaftigkeit eben dieses Krisenmanagements in Frage.

Nachdem in den darauf folgenden Wochen selbst von Ihnen bis dato getreu zugeneigten Lesern der Athesia-Medien, welche vor einem Jahr noch fleißig mit Denunziantentum und in Form von Fotos sowie von Balkonen gefilmten Handyvideos Ihren Kurs unterstützten, vermehrt Kritik an Ihrer Covidpolitik laut wurden, stellte ich für mir die Frage nach derer Berechtigung.

Da die Entwicklung des derzeitigen Infektionsgeschehens nicht linear verläuft, erfordert es ein flexibles und zeitnahes Anpassen der Maßnahmen. Dies wurde meines Erachtens nach vielfach fälschlich als inkonsequent und ineffektiv gedeutet, ich hingegen bin der Ansicht, wir sind dadurch relativ gut durch den Winter gekommen.

Nun betritt Herr Söder die Bühne und damit tritt eine Situation ein, die in Südtirol besonders sensibel betrachtet wird: Eine kritische Einmischung in Südtiroler Belange seitens des Auslands.

Herr Söder, mit seinem Krisenmanagement in Bayern nicht gerade glänzend und seine erhoffte Kanzler-Nachfolge für sich anscheinend nicht gänzlich ad acta legend, beschließt, die weite Welt der ausserpolitischen Bühne zu betreten. Und Aufmerksamkeit wird ihm zuletzt nicht nur wegen der Tatsache, dass dort seine Sprache verstanden wird, in einer kleinen, so unbeugsamen wie autonomen Provinz Norditaliens, zuteil: Südtirol.

Und hier fällt meiner Ansicht nach sein Samen an der Kritik des Krisenmanagements der Landesregierung auf fruchtbaren Boden.

Es wird hart durchgegriffen: Die Bundespolizei in Deutschland weist 16.000 Fahrzeuge ab ? Können wir auch: Wir sperren erst Ortschaften, dann ganze Täler. Seht die Konsequenz in unserem Handeln. Wir können auch Corona, während ihr an der Isar in der Sonne liegt.

Italien stuft uns als Orange Zone ein ? Ha, das können wir besser: Wir verteilen virtuelle Fußfesseln und verlangen für das Verlassen und das Betreten der Gemeinden mit Auftreten der so gefährlichen Südafrikanischen Mutation einen negativen Test. ( meines Wissens gibt es bis heute noch keinen wissenschaftlichen Nachweis über die abnorme Gefährlichkeit dieser Mutation, außer, das sie das Wort Afrika beinhaltet, was wir, spätestens nach den Ereignissen im Vinschgauer Love Train, als wirklich sehr gefährlich zu fürchten haben. )

Die Logik, ein Sperrgebiet mit negativem Test zu betreten und dann wieder, jetzt vielleicht infiziert und das Virus verteilend, zu verlassen ?

Egal.

Die Logik einen negativen Test für eine Bewegung von einem Sperrgebiet in ein anderes vorweisen zu müssen ?

Egal.

Darum geht es schließlich nicht. Wir zwingen das Volk zum Testen und später zum Impfen, irgendwann wird auch der hartnäckigste Revolutionär müde. Und wir greifen durch und zeigen Konsequenz.

Sehen Sie, Herr Söder, wir schwimmen inzwischen komplett und haben jeden Realitätsbezug verloren, aber wir machen das. Weil wir es können. Weil wir glauben, es zu können. Und weil konstruktive Kritik an unserem Handeln von nicht mehr ernstzunehmenden Diffamierungen auf Onlineplattformen verdrängt wurde.

Selbst unsere Immunologen stehen nicht mehr uneingeschränkt hinter der Sinnhaftigkeit dieser Dekrete.

Auch egal. Dadurch lenken wir von der Tatsache ab, intensivmedizinisch weit von den veröffentlichen Versorgungsmöglichkeiten entfernt zu sein, und damit einer weiteren Verschlechterung der Situation hilflos gegenüber zu stehen.

Ich wage zu behaupten, die Beliebtheit der Landesregierung in Südtirol befindet sich zu Zeit auf dem Niveau der Regierung Trumps kurz vor Ablauf derer Legislaturperiode.

Daher erlaube ich mir meine Empfehlung an Sie, und dazu möchte ich ein Experiment von Francis Galton, einem Cousin Charles Darwins, anführen: Es galt, in einem Wettbewerb, das Gewicht eine Ochsen zu erraten. Keinem einzigem Teilnehmer gelang es, das genaue Gewicht zu bestimmen während der Durchschnitt der Schätzung aller Teilnehmer zusammengenommen das tatsächliche Gewicht des Ochsen ziemlich genau bezifferte.

Vielleicht wäre es daher ein Gedanke, sich von der momentan betriebenen 4-Mann-Politik ( die Freiheitlichen lasse ich einmal außen vor, sie erinnern mich an ein Kind, welches im Wasser aus Geltungssucht immerzu um Hilfe schreit. Sollte schließlich einmal etwas Ernstzunehmendes verlautbar werden, verhallt es ungehört ) abzuwenden und volksnahe Entscheidungen unter Zugrundelegung der Meinung eines repräsentativen Querschnittes der Südtiroler Bevölkerung und einschlägigen Expertenmeinungen zu treffen.

Daher: Es hat schon in Lodi nichts gebracht: Heben Sie die Abschottung der abgeriegelten Ortschaften auf und kehren Sie zu einem auf Vernunft und Fakten basierenden Krisenmanagement zurück. Momentan verspielt die Landesregierung lediglich ihre Glaubwürdigkeit und den letzten Rest des in Sie gesetzten Vertrauens.

Mit den besten Wünschen für eine baldige Rückkehr zu einer einigermaßen nachvollziehbaren Politik.