Am 6. Juni 2023 setzt Florian Zerzer in der Kanzlei einer Bozner Notarin seine Unterschrift auf einen notariellen Akt über die Annahme einer Erbschaft. Der Termin gilt keiner privaten Angelegenheit, sondern es handelt sich um einen dienstlichen Vorgang.
Denn der damalige Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes nimmt damit eine Erbschaft an, die eine Südtirolerin dem Sanitätsbetrieb vermacht hat. Zu diesem Zeitpunkt noch „mit Vorbehalt“.
Doch es ist eine kuriose und nicht alltägliche Geschichte.
Am 29. November 2022 stirbt nach kurzer schwerer Krankheit in Bozen/Gries ein Frau. Die 70jährige Witwe (Name der Redaktion bekannt) hat keine Kinder und außer einer Schwester keine direkten Verwandten. In ihrem handschriftlichen Testament benennt die Frau neben sechs weiteren Subjekten das „Landeskoordinierungszentrum für seltene Krankheiten - Genetischer Beratungsdienst“ des Südtiroler Sanitätsbetriebes als universellen Erben. Bereits am 1. März 2023 verständigt die Notarin den Sanitätsbetrieb, „dass das Erbe nach Abzug der Passiva einen aktiven Vermögensstand aufweist“.
Die Verstorbene vererbt eine Wohnung mit Garage in Bozen Gries, einen Fiat 500 und einen Scooter. Dazu kommen noch zwei Bankkonten und ein Wertpapierdepot. Der Gesamtwert der Erbschaft liegt bei über einer halben Million Euro. Davon bekommt der Sanitätsbetrieb ein Siebtel. Rund 75.000 Euro.
An diesem Dienstag haben der neue Generaldirektor Christian Kofler und das Führungsgremium des Sanitätsbetriebes per Beschluss die Übernahme dieser Erbschaft ratifiziert. Demnach wird das Geld nach dem Verkauf der Immobilien und Güter dem „Landeskoordinierungszentrums für seltene Krankheiten“ zufließen.
In Zeiten, in den man sich über die Sparmaßnahmen in der Sanität öffentlich echauffiert, wenigstens für den Genetischen Beratungsdienst ein kleines finanzielles Trostpflaster.