Cultura | Salto Afternoon

Die Königin der Worte

Arno Dejaco & Antonia Zennaro stellen in der Stadtgalerie in Brixen wortreiche Bilder aus. Zum Anfassen und Nachsprechen.
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Foto: Dejaco&Zennaro

Irgendwo zwischen Da und Dort
gibt's einen Ort für Jedes Wort
Und es gibt da viele Orte denn
schließlich gibt's dort viele Worte.

Der Vierzeiler steht am Anfang des Kataloges und zu Beginn der Ausstellung Die Königin der Worte und ihr wunderbares Reich der beiden Künstler Arno Dejaco & Antonia Zennaro. Die märchenhafte Schau, die noch bis 8. Juli in der Stadtgalerie in Brixen zu sehen ist, haben beide über mehrere Jahre entwickelt.

Die Geschichte zur Königin eines Landes, mit Wort-Bewohnern, hat der Brixner Musiker, Grafiker und Poet Arno Dejaco erfunden, verdichtet und rhythmisch mit Reimen versehen.

Im Osten wohnt das frische Obst
vom Guten Morgen Tische
und grüßt mit seinem Lächeln jeden
möcht ihn umarmen, weiterreden
quatschen und die Welt begrüßen
mit vollen Händen, Zappelfüßen
(Aus dem Märchen)

Vor über zwei Jahren haben Dejaco und Zennaro versucht zum wortverspielten Märchen ein Kinderbuch mit Fotoillustrationen zu realisieren. Diese ersten Arbeiten, die in Bogotá entstanden sind, werden in Brixen ebenfalls gezeigt.

Zum Kinderbuch kam es aber nicht. Doch es entstand die Idee, das Märchen für eine Ausstellung aufzubereiten. Dejacos Texte sind, wie er selbst sagt, „stets eine Mischung aus Verkopftheit und Intuition“ –, „müssen Rhythmus haben.“
Zennaro und Dejaco haben auch neue Wortbilder "auf Tuch" entstehen lassen. Die gezeigten Textilien wurden nach einem manu­ellen Verfahren belichtet, eine Tech­nik die Samuel Buelvas (Barranquilla, Colombia) erfunden hat und von Antonia Zennaro übernommen wurde.

Traurig, ob der großen Sorgen
sitzt Sehnsucht da und träumt von morgen
Vom Hügel blickt sie in die Ferne
denkt an das Leben voller Wärme
die Freiheit, einst betanzt, besungen
Ist dieser Glanz glatt ganz verklungen?
(Aus dem Märchen)

Auf den Textilien sind Kinder aus verschiedenen Regionen Kolumbiens abgebildet. Ihnen setzen die Künstler eine bunte Krone auf, die auf den Kunsttüchern in feiner Näharbeit angebracht wurden. Wie auch die Poesie, die Dejaco in Form eines Buchstabenmosaikes auf den Stoff geschrieben hat.

Poesie im Nachhinein: „Das ist ein schneller Prozess. Ich spreche meine Texte laut und male die Buchstaben auf das Bild. Dadurch erhält die Poesie eine Körperlichkeit. Es ist Bewegung, Berührung, Auseinandersetzung und hat mit Ehrlichkeit zu tun. Es ist ein Herauslassen, da das Zurückhalten nichts bringt.“

Ein Wort hat es mit eigner Kraft
aus der Stadt heraus geschafft
und sucht ein Schiff, ein Meer, die Küste
der Pfad führt mitten durch die Wüste
Allein, das kleine Wörtlein Ich
ohne sein Mich und ohne Sich
stapft tapfer durch den heißen Sand
im Irgendwo im Niemandsland
Und plötzlich sieht's am Horizont
ein kleines Haus: Ob da wer wohnt?
(Aus dem Märchen)

Die in einem aufwendigen und langwierigen Entstehungsprozess entstandenen Bilder können mit Händen betastet werden. Wer vom Stoff nicht genug kriegen kann, sollte sich einen Katalog kaufen, dort verweben die beiden Künstler Märchen, Foto, Stoffbilder und die Entstehungsgeschichte in einer grafisch ansprechenden Form.