Società | Gesundheitsfragen

Lehren aus der Corona-Pandemie

Damit die Lehren zu den erforderlichen gesetzgeberischen Konsequenzen führen, braucht es ein entsprechendes Bewusstsein in der Gesellschaft.
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.
Bolzano
Foto: Othmar Seehauser

Nur mit einem breiten Druck aus der Bevölkerung kommt es zu den Maßnahmen, die ansonst aus kurzfristigem Profitstreben unterbleiben. Im Wesentlichen sehe ich drei Bereiche, deren Vernachlässigung zu den bekannten Ausmaßen der Pandemie beigetragen haben oder auch schon bisherige Grippe-Epidemien mitbefeuert haben:

1. Vermeidung gesellschaftlicher Desintegration

2. Medizinische Infrastruktur

3. Technische Maßnahmen gegen Ausbreitung von Tröpfcheninfektionen

Zu 1.: Ohne niederschwelligen Zugang zum Gesundheitssystem oder bei prekären Beschäftigungsverhältnissen breiten sich Infektionen im Verborgenen aus und sind dann schwer einzudämmen. Aktuell zeigt sich das bei der Fleischindustrie in Norddeutschland (Großbetriebe hatten die lokalen Behörden zum Wegsehen erpresst mit der Drohung, sonst abzuwandern) und bei den krass vielen Neuinfektionen in den USA, wo die ärmeren Bevölkerungsschichten sich keine Krankenversicherung leisten können. Die Leiharbeiter in den österreichischen Postverteilzentren bekamen keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und gingen daher trotz fieber arbeiten und haben damt weitere Beschäftigte angesteckt. Markus Wilhelm wies darauf hin, dass Tiroler Tourismusbetriebe ihre Saisonarbeitskräfte dazu gedrängt haben, die Heimreise anzutreten, als der Lockdown bevorstand: http://www.dietiwag.org/index.php?id=6040

Es braucht daher eine ausreichende Ausstattung mit Kontrollinstanzen zur Durchsetzung bestehender arbeitsrechtlicher Standards und auf EU-Ebene Maßnahmen gegen die Schaffung unrechtmäßiger Standortvorteile durch Sozialdumping (Fleischindustrie lagerte wegen der bekannten laxen Handhabung der Gesetze iihre Schlachtungen nach Norddeutschland aus).

Zu 2.: Gegen alle neoliberale "Logik" braucht es für Krisenzeiten eine entsprechende Reserve an Spitalsbetten und Intensivbetten. Viel war in letzter Zeit davon die Rede, dass es auch "strategische Produktionskapazitäten" für Schutzausrüstung und Medikamente braucht. Für die Realisierung braucht es aber EU-weite Regelungen, dass die Nationalstaaten einen gewissen Prozentsatz ihres Bedarfs dort decken und nicht dann alle wieder außerhalb von Krisenzeiten nnur bei den Billigstbietern ordern.

Zu 3.: Ein Teil der bekannten Viruserkrankungen wird über Tröpfcheninfektion verbreitet. Dieser Ansteckungsweg wird nach den aktuellen Erfahrungen durch Abstandhalten und Mund-Nasen-Schutz einigermaßen wirkungsvoll unterbunden. Eine dritte technische Maßnahme wären Tröpfchenfallen in Umluftanlagen, da durch Luftbewegung Tröpfchen länger in Schwebe bleiben. Auch Aktivkohlefilter sind nützlich, aber es ist die Frage, wie viele Anlagen damit realiter ausgerüstet sind. Denn es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass Atemwegserkrankungen in klimatisierten Räumen häufiger zu beobachten sind als sonst. Nach Öffnung großflächiger Verkaufsräume (wie Möbelhäuser)  in Ö. per 2.5. stieg wenige Tage später die Zahl der Covid-19 - Neuinfektionen wieder etwas an und sank seitdem nie mehr auf den zwischenzeitlichen Tiefststand davor.