Liveumfrage Südtiroler Landtagswahlen: „No, non ho votato“
Desillusioniert sitzt sie hinter ihrem Kiosk. Am Bahnhof in Bruneck, verkauft dort Zeitungen – seit immer. „Tanto non cambia nulla“, sagt sie und reicht die Dolomiten über den Tresen. Sie ist eine Stimme der italienischen Bevölkerung, die bei der Landtagswahl 2013 in Südtirol ihr Missfallen zum Ausdruck brachte. „Non sono andata a votare“, sagt sie, die Zeitungsverkäuferin. Alter: Mitte 60. „Quei politici pensano solo a loro, pensano solo a come aumentare le tasse – e basta.“ Hoffnung auf Erneuerung, Hoffnung auf einen Neubeginn? „No, niente speranze“, schließt sie. Und dreht sich um. Zeitungen ordnen.
Die deutschen Wähler
Raus auf den Bahnsteig und rein in eine andere Realität. Die deutsche Welt, des Pustertals. „Natürlich hab ich gewählt“, sagt resolut die Bahnführerin, „ich wähle immer, aber ich sag bestimmt nicht wen.“ Und auch im Zug ein breites Ja, zur Wahl „Nachher ist es leicht sich zu beschweren, wenn man seine Stimme nicht abgegeben hat“, sagt eine 20-jährige Toblacherin. Da ist sie noch, die fast ungetrübte Hoffnung, die Zuversicht, dass eine Wahl etwas bewirken kann. Gernot Gruber schreibt auf twitter: „Je höher der Anteil der Italiener in der Gemeinde, je geringer die Wahlbeteiligung.“ Ein Hoffnungsschimmer für die SVP?
Enttäuschte Briefwähler
Michaela ist 25, und lebt in Innsbruck. „Ich hab gehört die Briefwahlstimmen werden annuliert“, sagt sie. „Deshalb bin ich gestern, am Sonntag, auch extra heim gefahren. Um wählen zu können. Und dann sagten sie mir, in der Wahlsektion, das geht nicht. Weil ich schon in die Listen der Briefwählerinnen eingetragen war.“ Enttäuschung. „Ja, ich hätte meine Stimme gerne abgegeben, aber ich durfte nicht.“ Sollte die Briefwahl nicht erleichtern? Fettnäpfe für die BürgerInnen von Anfang an.
Kein Wunder
Mit ihrer Tochter reist Alexandra von Sterzing nach Bozen. „Die Wahlbeteiligung ist gesunken? Hab ich noch gar nicht mitgekriegt“, sagt die 43-Jährige. Dass es vor allem die Italiener sind, die den Wahlurnen den Rücken zu wandten - wundert sie das? „Auf keine Fall, da kennt man sich ja gar nicht aus bei den Italienern. Mit der ganzen Zersplitterung der Parteien. Da gibt es keine Einheit.“ Eine Reihe weiter sitzt eine Alleinreisende. „Ich hab mir stark überlegt wählen zu gehen. Sagen wir so, ich bin nicht so politisch interessiert“, gibt die Frau zu. „Schlussendlich bin ich doch gegangen, aber ob es was bringt?“
Versprechen? "La gente è stanca!"
Die Erneuerung überzeugt sie nicht, „das was die Politiker uns versprechen, das trifft ja doch nie zu. Sagen wir so, sie tun die Sachen mehr für sich selbst, als für uns.“ Da ist sie wieder die Resignation, und je näher wir der Landeshauptstadt kommen, um so spürbarer ist es. Das nicht Gehört sein, das auf der Strecke bleiben. "Guardi la gente è stanca, la gente è stufa", am Bahnsteig in Bozen werden die Menschen noch einmal deutlich. „Politik ist nichts fürs Volk“, dieser Satz aus dem Zug bleibt hängen. Und auch der vom Zeitungsstand: „La politica se la fanno loro.“ Kein Zweifel: Frust ist da.