Politica | Bozen

"Sicherlich nicht"

Italienische Unterstützung für ein Comeback von Luis Durnwalder – man wünscht ihn sich als Bozner Bürgermeister. Er ist geschmeichelt, lehnt aber dankend ab.

“Kaiser Durnwalder” nennen sie ihn. Dass die italienischsprachigen Wähler den ehemaligen Landeshauptmann mögen, ist kein Geheimnis. Daher ist es auch wenig überraschend, dass er als möglicher Bürgermeisterkandidat für Bozen gehandelt wird. Die Idee kommt von Elena Artioli, die “begeistert” von einem Luis Durnwalder auf dem Bürgermeistersessel der Landeshauptstadt wäre. Auch Alessandro Bertoldi von Forza Italia hat den Ex-Landeshauptmann kennen und schätzen gelernt. “Il centrodestra ha una cotta per l’ex-presidente”, verrät der Jungpolitiker. Und was sagt der “Kaiser” selbst? salto.bz hat bei Luis Durnwalder nachgefragt.

Herr Durnwalder, große Begeisterung bei Elena Artioli und in Teilen des Bozner Mitte-Rechts-Lagers für die Idee, Sie als Bürgermeisterkandidaten für die Neuwahlen in Bozen ins Rennen zu schicken. Nehmen Sie die Herausforderung an?
Luis Durnwalder: Man ist ja auch bereits an mich herangetreten. Ich bin zwar sehr geschmeichelt, wenn gewisse Leute jetzt sagen, wir brauchen einen Macher und mich als solchen einschätzen. Aber das kommt für mich nicht in Frage.

Was die Italiener an mir schätzen, ist sicherlich nicht mein Aussehen, auch meine gute italienische Sprache nicht, ebensowenig wie meine Herkunft. Sondern...

Warum nicht?
Erstens bin ich aus der Politik ausgestiegen. Wenn ich hätte aktiv in der Politik bleiben wollen, hätte ich nochmals als Landeshauptmann kandidiert. Aber das habe ich nicht gemacht – es ist ja nicht so, dass ich abgewählt worden wäre. Ich wollte einfach aus der Politik aussteigen. Wissen Sie, ich habe einmal Mathematik unterrichtet habe und weiß, wie alt ich bin.

Das Alter muss ja nicht unbedingt ein Hindernis sein…
Ich fange jetzt nicht an, dass ich bei der einen Tür hinausgehe und bei der nächsten wieder hinein. Unabhängig davon, wird in Bozen ein Italiener Bürgermeister, weil die Mehrheit der Bevölkerung italienischsprachig ist.

Wobei Sie gerade dort und auch unter den Jungen durchaus große Sympathien genießen.
Ja, aber nicht als Person, sondern als Verwalter. Was die Italiener an mir schätzen, ist sicherlich nicht mein Aussehen, auch meine gute italienische Sprache ist es sicher nicht, ebensowenig ist es meine Herkunft.

In Bozen gibt es Nachholbedarf, weil bisher nur fantasiert und geredet, aber nichts umgesetzt worden ist.

Was dann?
Ich frage auch nach und das sagen sie mir ganz offen ins Gesicht: Dass bei mir ein Ja ein Ja ist und ein Nein ein Nein. Und dass ich nicht nur rede, sondern auch handle. Sie haben gesehen, dass ich zwar viel kritisiert werde – im Sinne, er entscheidet zu schnell oder manchmal zu diktatorisch – aber mit allen rede und dann auch entscheide. Und ich glaube, ich habe das auch bewiesen. Jeder, der mit offenen Augen durchs Land geht, wird sehen, dass viel getan wurde. Und ich glaube, gerade das braucht es in Bozen.

Sie scheinen sich aber doch Gedanken gemacht zu haben über die Zukunft der Landeshauptstadt.
Ich wüsste auch viel, was getan werden könnte, aber jedenfalls so, dass ich dafür nicht in Frage komme. Ich bin der Meinung, dass sie jemanden finden müssen, der nicht nur die politische Realität vertritt, sondern das, was er sagt, auch umsetzt. Dass er Mehrheiten findet und so weiter.

Bei mir ist ein Ja ein Ja und ein Nein ein Nein.

Und so weiter?
Also erstens einmal ist es notwendig, dass, wenn es es irgendwie möglich ist, das Wahlgesetz abzuändern. Man muss eine Sperrklausel einführen, einen Mindestprozentsatz, unter dem die Parteien und Listen nicht in den Gemeinderat einziehen. Zweitens ist es nötig, dass man auch die Anzahl der Gemeinderäte reduziert. Und dann vor allem Leute auf die Listen setzt, die Pragmatiker sind und nicht nur Theoretiker und nur reden, aber wenig tun.

Wird in Bozen zu wenig getan?
In Bozen gibt es Nachholbedarf, weil bisher nur fantasiert und geredet, aber nichts umgesetzt wurde. Bozen braucht zum Beispiel eine schnelle, unkomplizierte Verwaltung. Ich glaube, die Stadt verdient es einfach, dass endlich einmal etwas weitergebracht wird. Weil sie ja die größte italienische, aber auch die größte deutsche Stadt im Lande ist. In keiner Stadt leben so viele Deutschsprachige wie in Bozen.

Ich habe einmal Mathematik unterrichtet habe und weiß, wie alt ich bin.

Und Sie hätten wirklich keine Lust, aufzuräumen?
Nicht als Bürgermeister. Aber wenn ich in irgendeiner Form beratend tätig sein kann, dann werde ich immer da sein. Aber nicht, dass ich jetzt als 75-Jähriger wieder in die Politik einsteige.

Auch die Aussicht, als Senator nach Rom zu gehen, reizt Sie nicht? Die Verfassungsreform sieht diesen Posten für den Bürgermeister von Bozen ja vor.
Man ist ja sogar aus Cortina mit dieser Idee an mich herangetreten. Aber ich habe ihnen schon gesagt, das ist zwar sehr schmeichelhaft, aber nicht realistisch.

Vor einigen Tagen feierte der Film “Ära Durnwalder – Der Abschied” Premiere. Eine Fortsetzung unter dem Titel “Die Rückkehr” wird es nicht geben?
In dieser Form sicherlich nicht.

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Willy Pöder Mer, 10/28/2015 - 15:58

Römischer Senator? Dafür muss Dr. mag. agr. sich nicht erst zum Bürgermeister von Bozen schlagen lassen. Die Ernennung einiger Senatoren auf Lebenszeit durch das Staatsoberhaupt soll - trotz Reform - beibehalten werden. Staatspräsident Francesco Cossiga wollte diese Ehre zu seiner Zeit Durnwalders Vorgänger, Dr. Silvius Magnago, angedeihen lassen. Dieser lehnte jedoch ab. Durnwalder wäre hierfür wahrscheinlich empfänglicher. Vielleicht kommt's gar dazu. Fraglich ist, ob die Berufung Durnwalders in den Senat nach Rom von dessen Nachfolger im Provinz-Präsidentenamt, Dr. mag. iur. Arno Kompatscher, überhaupt begrüßt würde? Darüber darf man munter streiten.

Mer, 10/28/2015 - 15:58 Collegamento permanente