Blick von Castelfeder übers Etschtal
Foto: Oswald Stimpfl
Gita | Ausflug der Woche

Magisches Castelfeder

Zwischen Auer und Montan befindet sich auf einem felsigen Hügel unweit der Straße eine außergewöhnliche Sehenswürdigkeit: das Ruinenfeld von Castelfeder (405 m).

Ein vorgeschichtlicher Ringwall, Mauerreste aus spätrömischer und frühmittelalterlicher Zeit sowie Fundamente einer alten Kapelle machen aus Castelfeder eine der ältesten und geheimnisvollsten Befestigungs- und Siedlungsanlagen Südtirols. Mitten in Weinbergen liegt noch ein gotisches Kirchlein, St. Daniel am Kiechelberg, neben einem großen Wein- und Obsthof. Im Herbst, mit der wunderbaren Färbung von Reben und Buschwald, ist die Wanderung dorthin, kombiniert mit der Einkehr bei einem zünftigen Gasthaus in Montan, ein leichter, idealer Halbtagesausflug.

 

Zum Wegverlauf

Wir starten an der Staatsstraße, nördlich von der Autobahnzufahrt Neumarkt, beim Kiosk „Castelfeder“. Kurz vor dem neuen Tunnel der Umfahrung geht rechts ein beschilderter schmaler asphaltierter Weg auf den Buckel von Castelfeder zu. Bereits nach wenigen Metern gabelt er sich, rechts führt der Fahrradweg auf der Trasse der alten Fleimstalbahn mit geringer Steigung bergauf nach Montan, wir halten uns links (Markierung Castelfeder, Nr. 6) und gehen seitlich an der Schranke vorbei. Der Weg verengt sich bald zu einem Steig, wir folgen den Markierungen an den Bäumen, es geht über abwechslungsreiches Gelände, über Viehweiden, durch schütteren Buschwald, über glatte, von einstigen Gletschern abgeschliffene Porphyrfelsen bergauf. Nach einem einsam gelegenen Haus, einst ein Ferienheim, biegt zur Linken ein Steig zum flachen Gipfelareal des Felsens ab, wer möchte steigt hier 20 Minuten bergauf, dort finden sich alte Siedlungsspuren. Wir bleiben am Weg, bestaunen mächtige Eichenbäume, gehen an einem Teich entlang und gelangen zur Staatsstraße Auer-Fleimstal. Wir folgen ihr bergab, nach 200 treffen wir links auf einen Kiosk für Obst, Wein und Gemüse (Soini), gegenüber davon, auf der rechten Straßenseite, geht ein kleine, asphaltierte, Straße ab (Markierung Nr. 4, Montan). Wir folgen ihr, beachten nicht den rechts abbiegenden Steig nach Montan, bleiben auf der Straße, geben an der Wasserstube (Kiechelberg) vorbei und gelangen in Sichtweite des wunderschön gelegenen Bauernhofes Kiechelberg mit dem gotischen S. Daniel Kirchlein. Wir nehmen nun den Steig, der leicht bergauf auf Montan zu geht, bald verbreitert sich der Weg zu einer Höfezufahrt. Der Blick geht übers Etschtal zur Mendel und nach Norden ins Talbecken mit Bozen. Wir überqueren nun die Staatsstraße und gehen durch die Siedlung auf einen Fußweg, links an neuen Häusern (Weingütl) entlang und alten Bauerhöfen vorbei, zum Dorfplatz von Montan. Nach der Einkehr beim Gasthaus Rose gehen wir am Gehsteig die Dorfstraße bergab, der Markierung Castelfeder folgend (Bartholomäus-Str.), beim Haus Jägerheim an der Neumarkter Str. rechts vorbei und immer der Markierung Castelfeder nach, treffen wir auf den Aufstiegsweg, dem wir bis zum Parkplatz beim Kiosk folgen.

Länge 6 km, Gehzeit 2 h, Höhenmeter 260. Für den Abstecher zur Gipfelkuppe wären 65 Höhenmeter und 35 Minuten für Hin- und Rückweg dazuzurechnen

 

Sehens- und Wissenswertes

Castelfeder hat etwas Magisches an sich. Überall auf dem Hügel finden sich Spuren uralter Besiedelung: römische Mauerreste, ein mächtiger Ringwall, die Ruinen einer Kirche, Fundamente einer mächtigen Burg. Forscher entdeckten auch über 160 Wohngruben aus vorrömischer Zeit. Schon der Name gibt Rätsel auf und wird verschieden gedeutet. Gesichert ist, dass hier einst zur Römerzeit ein Castrum, also ein befestigtes Lager stand. Der exponierte Ort erlaubt eine weite Sicht nach Norden und Süden, anrückende Feinde waren rasch zu erkennen. Die wichtige römische Verbindungsstraße nach Norden, die Via Claudia Augusta, führte von Vill bei Neumarkt über den Sattel zwischen Montan und Castelfeder nach Auer, dem römischen Auresis. Jüngste Ausgrabungen in Neumarkt belegen Gebäude einer möglichen Straßenstation (mansio Endidae). Am Rande der Felsabstürze zum Etschtal hin stehen Reste der römischen Ringmauer, die Kuchelen. Wenige Meter nördlich davon ragen schräge, glatte Felsen aus dem Boden, von denen einer auffällig glänzend und glattgeschliffen ist. Hier sollen in früherer Zeit Frauen, die Kindersegen wünschten, bäuchlings heruntergerutscht sein. Um dem heidnischen Brauch den Zauber zu nehmen, wurde später ein Kreuz eingemeißelt.

Das gotische Kirchlein St. Daniel am Kiechelberg bildet zusammen mit dem danebenliegenden Kiechelberger Mairhof, ein eindrucksvolles Bauensemble. Bis ins 18. Jh. war der im Jahr 1290 erstmals erwähnt Hof dem Klosters Sonnenburg im Pustertal zinspflichtig.

 

Die Einkehr:

Gasthof zur Rose, Fam. Malojer, Kirchplatz 17, 39040 Montan, Tel. 0471 819564, ganzjährig geöffnet, Mittwoch Ruhetag.

Gäbe es nicht das schmiedeeiserne Wirtshausschild, man würde in dem jahrhundertealten Haus am Beginn der Dorfgasse kein Gasthaus vermuten. Über eine steile, ausgetretene Steinstiege geht es in den ersten Stock, wo schön restaurierte und gemütliche Räume, alte Gewölbe, stilvolle Tische und Stühle, getäfelte Stuben und ein kleiner Garten im Innenhof mit Tischen unter Weinreben die Gäste empfangen. Die Küche bietet vor allem traditionelle und hausgemachte Speisen.