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Südtirol in der Blüte

Andreas Leiter Reber, Fraktionsvorsitzender der Freien Fraktion, reichte vor Kurzem einen Beschlussantrag ein. Darin forderte er die direkte Förderung der Bauern und mehrerer Aspekte der Obstwirtschaft.
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Foto: Oswald Stimpfl
  • Landtagsabgeordneter Josef Noggler eröffnete seine Ansprache mit der Aussage: „Die Zeiten des Golden sind lange nicht mehr so golden.“ Er betonte, dass die Bauern mit ihren Erlösen zu kämpfen haben und sich nur mit Nebenerwerben über Wasser halten können. Jedoch störte er sich an der Forderung, Beiträge für die Genossenschaft direkt den Bauern zuzuweisen. Dies sei obsolet, da die Bauern ja die Genossenschaft bilden und über die Prozesse bestimmen. In puncto Photovoltaik bemängelte er die Deckelung von 200 m², welche er auf 5000 Euro Brutto hochrechnete. „5000 Euro vor Steuern wird die Landwirtschaft nicht retten. Das Thema muss konkret angegangen werden.“

  • Forderungen

    1. Die derzeitige Höhe und Verwendung der verschiedenen Agrargelder, welche an Südtirols Landwirtschaft gehen aufzuschlüsseln, die direkten und indirekten Anteile, welche an den Südtiroler Obstbau fließen offenzulegen und Maßnahmen zu ergreifen, damit die Fördergelder vermehrt direkt an die Obstbäuerinnen und -bauern weitergegeben werden.
    2. Die derzeitigen Förderungen für die Operationellen Programme der Obstgenossenschaften verpflichtend so zu gestalten, dass ein Teil der Förderung für die Investitionen auf den Mitgliedsflächen eingesetzt werden und dadurch innovative Sorten, Neuanlagen und Stützgerüste sowie nachhaltige Bewässerungssysteme gefördert werden können.
    3. In Zusammenarbeit mit lokalen und internationalen Stakeholdern und Fachexperten zu erheben, welche alternativen Anbaumethoden und Kulturen für Südtirols Obstbaugebiete und seine gewachsenen Vertriebsstrukturen praktisch und ökonomisch sinnvoll sind.
    4. Den Umstieg auf und den Vertrieb von Nischenprodukten auch finanziell zu unterstützen.
    5. Die Etablierung von Apfel-Veredelungsprodukten wie Apfelcidre stärker zu fördern.
    6. Die Errichtung von Agri-Photovoltaikanlagen auf Obstbauflächen für jene landwirtschaftlichen Betriebe zu ermöglichen, welche den Kriterien des „Höfegesetzes“ entsprechen, wobei die Oberfläche der Solarpaneele limitiert sein muss (z.B. 200 m²) und die betreffende Gemeindeverwaltung die Genehmigung erteilen muss.
  • „Ich sehe auch, dass der Lebensmittelproduzent in die zweite Reihe gerückt wird. Der Handel macht das gute Geschäft“, so der Landtagsabgeordnete Locher. Die Preisgestaltung sei fehlerhaft und der Bauer diene nur mehr als Lieferant. Der Mitgliedsstatus in Genossenschaften sei nicht mehr mit genügend Einfluss verbunden. Jedoch erschien es Locher fragwürdig, der Talsohle Förderungen zu gewähren, da das Versuchszentrum Laimburg bereits an neuen Sorten forsche. „Man darf nicht alles zulassen und das Berggebiet so restriktiv behandeln. Zudem herrscht zwischen Berg- und Obstbaugebiet immer noch ein Verhältnis von 10:1.“ Jürgen Wirth Anderlan versuchte diesen Punkt zu vertiefen: „Obstbauern haben aber die gleichen Probleme wie Bergbauern. Sie sind klein strukturiert.“ Aufgrund dessen, dass Obstbauern häufig auch Weinbauern sind, können sie die damit einhergehenden Voraussetzungen mit kleinem Grund nicht erfüllen und legen ihre Tätigkeit nieder. Weiters ist die Bürokratie ein großes Problem. Um normale Preise zu erhalten, muss man sich Organisationen anschließen, welche im Grunde nur Mehraufwand mit sich bringen. Daher sei eine direkte Förderung der Bauern begrüßenswert. „Landwirtschaft ist nicht nur ein Nebenerwerb, sondern Leidenschaft. Ich kann jeden Punkt des Kollegen Reber voll unterstützen.“

  • Luis Walcher: „Wir haben unter anderem anhand des Beispiels der Laimburg gezeigt, dass wir selbst Projekte durchführen wollen, um Fachwissen und Erfahrungen zu sammeln und diese weiterzugeben.“ Foto: Seehauserfoto

    Nach den Wortmeldungen der Opposition meldete sich Landesrat Walcher zu Wort: „Wie beim Biathlon möchte ich den Beschlussantrag von hinten nach vorne angehen.“ Vor vier Monaten hat die Landesregierung bereits für eine Markterhebung an der Laimburg den Startschuss gegeben. Agrivoltaikanlagen werden nur auf Obstbauflächen zugelassen und unter den Anlagen müssen Lebensmittel produziert werden. Im April sollen 25 verschiedene Modelle von Photovoltaikanlagen auf Obstbauflächen der Landesdomäne stehen, um die Auswirkungen auf den Obstbau zu messen. Bauern werden bei der Entwicklung innovativer Ansätze unterstützt, indem sie sich für den Ideencheck qualifizieren, welcher die Umsetzbarkeit ihrer Idee evaluiert. Was Nischenprodukte betrifft, so wurde bereits ein Abkommen zwischen dem Versuchszentrum Laimburg und der Versuchsanstalt St. Michael an der Etsch getroffen. Dabei werden Kastanien und Walnüsse, ob ihrer regionalen Historie, in den Vordergrund gerückt. Besonders bei Kastanien gilt es, Sorten zu finden, welche den klimatischen Veränderungen und einer geringeren Wässerungsfrequenz standhalten können. „Wir haben unter anderem anhand des Beispiels der Laimburg gezeigt, dass wir selbst Projekte durchführen wollen, um Fachwissen und Erfahrungen zu sammeln und diese weiterzugeben. Aufgrund dieser Tatsache zeige ich Verständnis für Ihr Bemühen, bitte aber um Ablehnung.“

  • Leiter Reber: „Ich musste mir alles schicken lassen und es selbst herausrechnen.“ Foto: Die Freiheitlichen

    „Wir haben nun bezeugt, wie ein Antrag zerfleddert wird, weil die Regierung die Mehrheit hat. Gestern haben wir gesehen, wie genauso um den Brei herumgeredet wurde, man den Antrag aber aufgrund der nicht vorhandenen Mehrheit annahm, um sich nicht die Blöße zu geben“, so Leiter Reber. In den letzten drei Legislaturperioden wurden die Problemfelder der Obstwirtschaft öfter im Landtag besprochen. Aufgrund des Klischees, die Obstwirtschaft würde florieren, habe man sie stark von der Berglandwirtschaft abgetrennt. Jedoch ginge es um die Landwirtschaft im Ganzen. Zur Berglandwirtschaft wurden alleine in der letzten Periode 90 Anträge eingereicht. „10:1 sind Fake News.“ Weiters kritisierte er die Transparenz der Geldflüsse: „Kein normaler Bürger recherchiert die Zahlen aus den verschiedenen Jahresberichten. Nicht mal das Ressort oder der Bauernbund haben das gemacht. Ich musste mir alles schicken lassen und es selbst herausrechnen.“

    Es erfolgte eine Abstimmung in getrennter und namentlicher Form. Alle Prämissen wurden abgelehnt.