Winterschlussverkauf
60 Jahre. So lange gehörte die erste Adresse am zentralsten Platz der Stadt der Bank. 1955 hatte die Sparkasse das Gebäude am Waltherplatz erworben und dort eine Filiale eröffnet. Jetzt geht diese Ära zu Ende. Denn am 23. Dezember wurde ein Kaufvorvertrag unterzeichnet. Die Sparkasse verkauft damit die Immobilie.
Der Käufer ist aber kein Privater. Sondern ausgerechnet der Hauptaktionär der Bank: Die Stiftung Sparkasse.
Über den Kaufpreis herrscht strengstes Stilschweigen. Tatsache ist, dass der Wert der Immobilie mit einer Geschäfts- und Bürofläche von 4751,55 Quadratmetern bei der Gründung der Sparim AG im Jahr 2002 auf 18.787.723,30 Euro geschätzt wurde. Inzwischen wurde das Haus aber generalsaniert und dürfte im Wert dadurch deutlich gestiegen sein.
Nach Informationen von salto.bz wurde die Immobilie in den vergangenen Monaten um 35 Millionen Euro privaten Interessenten angeboten. Die Stiftung dürfte am Ende aber mehr zahlen. „Wir wollten nicht, dass dieses traditionsträchtige Haus an Private veräußert wird“, begründet man in der Stiftung den Kauf. Zudem ist das Haus fast zu Gänze vermietet, was der Stiftung zusätzliche jährliche Mieteinnahmen generieren wird.
In einer gemeinsamen Presseaussendung von Stiftung und Bank heißt es am Montag:
„Stiftungspräsident Karl Franz Pichler zeigte sich überzeugt eine gute Wahl getroffen zu haben, da die Liegenschaft am Waltherplatz zum einen vielleicht das prestigeträchtigste Gebäude von ganz Bozen sei und zum anderen bestimmt höhere Erträge wie derzeitige Finanzprodukte erzielen werde.“
Anderseits ist diese Investition für die Stiftung ein Art letzte Hilfsaktion für die Bank. Denn die Stiftung hat sich eben erst mit 178,2 Millionen an der Kapitalerhöhung der Sparkasse beteiligt. Mit diesem Geld hat die Stiftung die absolute Grenze erreicht, was sie in diese Sparkasse investieren kann und darf. Die Stiftung hat zwar ein gewaltiges Vermögen, doch der Absturz der Bank hat auch arg an den Reserven des Hauptaktionär gezehrt.
Die Frage ist deshalb: Warum baut die Sparkasse zuerst um viel Geld ihr Haus am Waltherplatz um und dann kauft die öffentlich-rechtliche Stiftung das Haus, das ihr wenigstens auf dem Papier, bereits zu rund zwei Drittel gehört?
Es gibt auch eine andere mögliche Antwort als die Nostalgie und die angeblich, höheren Erträge.
Schaut man sich die Geschichte der Sparkasse und ihrer Immobilientochter Sparim an, so findet sich seit vielen Jahren ein Konstante. Die Sparim verkauft jährlich Immobilien aus dem riesigen Portefeuille der Sparkasse. Die Verkäufe gehen fast immer am Ende des Jahres über die Bühne.
Ein Grund dafür ist, dass die Sparim seit langem für die Bank als Dividendenlieferant dient. Denn die Verkäufe bessern nicht nur die Bilanz der Tochtergesellschaft deutlich auf, sondern auch jene der Mutter. Dazu kommt noch, dass jahrelang die Sparim zur normalen Dividende, auch noch eine außerordentliche Dividende der Bank zahlte. Allein dadurch flossen in den vergangenen Jahren rund 15 Millionen Euro in den Gewinn der Bank.
Auch hinter dem Verkauf am Waltherplatz dürfte am Ende diese Gewinnspirale stehen. Obwohl Sparkasse und Stiftung etwas anderes behaupten. In der Aussendung heißt es:
„Dass das Immobiliengeschäft mit dem Hauptaktionär des Bankhauses so rasch und noch vor Jahresende vollzogen wurde, hat mit dem Umstand zu tun, dass bereits konkrete Kaufvorschläge seitens Dritter auf dem Tisch lagen.“
Da normalerweise der Verkäufer nach eigenem Gutdünken den Käufer und den Zeitpunkt des Verkaufes aussucht, ist diese Erklärung doch etwas abenteuerlich. Tatsache ist, dass man vor Weihnachten erst einen Vorvertrag unterzeichnet hat. Nur wenn der Verkauf noch im Jahr 2015 erfolgt, kann der Verkaufserlös noch in die Bilanz des laufenden Geschäftsjahres einfließen.
Laut Aussendung soll das Rechtsgeschäft erst im Jahr 2016 definitiv formalisiert werden. Damit wird die Sparkasse mit dem Verkaufserlös auf jeden Fall ihre Halbjahresbilanz 2016 aufbessern.
Denn die neue Sparkassenführung hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Nach Verlusten von über 280 Millionen Euro in den letzten zwei Jahren wollen Gerhard Brandstätter & Co die Sparkasse bereits 2015 wieder in die Gewinnzone zurückführen.
In der Halbjahresbilanz 2015 hat man bereits einen Reingewinn von 3,6 Millionen Euro ausgewiesen. Doch im zweiten Halbjahr entwickelte sich das Geschäft nicht mehr ganz so wie erwartet. Vor allem aber drückt die Sparkasse das Geld, das sie für die Rettung der italienischen Banken ausgeben muss. Mit rund 30 Millionen Euro müssen Südtirols Banken insgesamt am Solidaritätsfonds beitragen. Auf die Sparkasse entfallen dabei knapp 10 Millionen Euro.
Die Sparkassenführung hat bereits offen angekündigt, dass man mit dieser Zahlung nicht gerechnet hat. Und deshalb auch der angepeilte Jahresgewinn in Frage gestellt wird.
Vor diesem Hintergrund kann auch der Verkauf der Immobilie am Waltherplatz gesehen werden. Die Stiftung greift der Bank nochmals unter die Arme. Denn es ist eine durchaus bemerkenswerte Operation. Frei nach Hans Rubner beschrieben.
Der Bauer (Die Stiftung) hat vor 20 Jahren dem Knecht (Der Bank) das Haus geschenkt. Und jetzt kauft der Bauer das Haus wieder um viel Geld vom Knecht zurück.
Auch so kann man Geschäfte machen.
Spätestens jetzt sollte es
Spätestens jetzt sollte es jedem klar sein, dass die Märchengeschichten vom "Neustart" und vom "Aufräumen" eben nur Märchen sind, die für die Kapitalerhöhung gut gebraucht wurden. Warum rückt die Sparkasse denn ausgerechnet nach der Kapitalerhöhung mit diesen Informationen heraus? Wollte man nicht den Eindruck erwecken, dass eben doch noch Löcher zu stopfen sind, und noch längst nicht alles aufgeräumt ist?
Die Sparkasse hält sich seit langen am Leben, indem sie einmalige und außergewöhnliche Gewinne eintreibt, die in Zukunft eben nicht mehr wiederholt werden können. Die Immobilien der Sparkasse sind früher oder später alle verkauft, und dann ?
Solange die wahren Ursachen des Desasters nicht geklärt und öffentlich gemacht werden, und solange dieselben Personen an den Schalthebeln sitzen, wird sich an den grundsätzlichen Problemen der Sparkasse nichts bessern.
Die Sparkasse kann aber weiter machen, nur weil sie in Südtirol ist und von unentwegter Regierungstreue profitiert, da ja genau dieselben Personen und Parteien hinter der Sparkasse auch seit 40 Jahren in der Landesregierung sitzen. In jeder anderen Region Italiens wäre so eine Bank schon längst unter kommissarische Verwaltung gestellt und der gesamte Verwaltungsrat samt Führungskräfte verabschiedet worden.
Ich habe keinen Cent bei der Sparkasse, und wenn, dann hätte ich schon längst alles weg zu einer anderen Bank.