Rudis fünftes Mal
Wie schnell sich die Zeiten ändern: Wir ziehen gemäß unserem Fraktionspakt an einem Strang – erst recht, wenn uns vom größeren Partner PD die Rute ins Fenster gestellt wird, hatte das Urgestein der Bozner Gemeindepolitik Rudi Benedikter erst vor zwei Wochen erklärt, als definitiv klar war, dass der Bruch zwischen dem ökosozialen Lager und Gigi Spagnolli nicht mehr zu kitten ist. Mittlerweile ist auch die ohnehin brüchige Achse zwischen Grünen und Projekt Bozen wieder durchtrennt. Die bisherigen Fraktionspartner ziehen mit Bürgermeisterkandidatin Cecilia Stefanelli in die Wahlen und nehmen dabei auch Benedikters politischen Ziehsohn Tobe Planer mit. Und Benedikter schwört nun doch dem amtierenden Bürgermeister die Treue - und zwar nicht unter dem SVP-Logo, sondern weiterhin mit Projekt Bozen.
Mit welchem Team er die 1995 gegründete Liste in den mittlerweile fünften Wahlkampf führt, verriet Benedikter am Samstag. Acht Köpfe, fünf Männer und drei Frauen, umfasst die schlanke Mannschaft. Neben dem Gemeinderat und Spitzenkandidaten zählen dazu die bisherigen Weggefährten Martin Fink und Reinhold Regele. Neu dazugestoßen sind Sonja Abrate, Thomas Brachetti, Claudia Held, Chiara Mariani und der Ägypter Abdelmoteleb Ban.
Das Programm der einzig verbliebenen Ökos der Regierungskoalition enthält ein „Best of“ grüner Themen wie die Forderungen, statt dem Flughafen den Bozner Bahnhof zu einem zeitgemäßen Mobilitätszentrum auszubauen, die Tram ins Überetsch zu realisieren oder die Lärm- und Schadstoffbelastung durch SS12 und A22 zu reduzieren. Weiterhin kritisch bleibt Projekt Bozen nach dem anfänglichen Liebäugeln gegenüber dem Benko-Projekt, das „alle Maßstäbe Bozens sprengt“. Nicht fehlen darf klarerweise auch die Aufschnaiter-Schule, die nun laut den Vorstellungen der Liste umgehend saniert werden muss. Die Rettung des aktuellen Standorts der Mittelschule war auch eines der Beispiele, das Benedikter anführte, um seinen Verbleib innerhalb der Mehrheit zu rechtfertigen. „Innerhalb der Koalition von Bürgermeister Spagnolli können wir einfach mehr bewirken“, sagt er. „Nur dort konnten wir zur Rettung der Aufschnaiter beitragen, obwohl anfangs ein großer Teil der SVP für eine Umsiedlung war.“
Runggers Enttäuschung
Ganz anders sieht das seine bisherige Fraktionskollegin Wally Rungger, die sich im Mai nach 17 Jahren aus der Politik verabschiedet. Und zwar nicht ohne Bitterkeit, wie ihr Statement in der Sonntags-Ausgabe der Tageszeitung Alto Adige deutlich macht. Ihr Entschluss nicht mehr zu kandidieren, sei bereits seit dem vergangenen Sommer herangreift, sagt sie dort – als sie verstanden habe, dass sich Teile der Mehrheit „vom Prinzip verabschiedet haben, dass eine Stadt gemeinsam mit ihren Bürgerinnen und Bürgern ihren Lebensraum und damit auch das soziale und wirtschaftliche Leben plant“.
Kaufhaus = absolut
Kaufhaus = absolut wichtigstes Vorhaben 2015-2020
Regierungskoalition Spagnolli = FÜR Kaufhaus
Benedikter = GEGEN Kaufhaus
Benedikter will mit Regierungskoalition Spagnolli.