Und ewig lockt die Rettung
„Rettung für Schlanders, Sterzing muss zittern“: Glaubt man dem Titel des Tagblatts der Südtiroler gibt es in Sachen Geburtenstationen nur mehr einen Wackelkandidaten: die vor allem von Müttern hochgepriesene Geburtenabteilung des Krankenhaus Sterzing. Wie die Dolomiten am Freitag berichten, engagiere sich die Landesregierung in Rom dafür, die Geburtshilfe in Schlanders trotz weniger als 500 Geburten im Jahr aufrecht zu erhalten - und gehe von einer positiven Antwort des Gesundheitsministeriums aus. Über das Schicksal von Sterzing, wo die 500-Geburten-Grenze überschritten werde, könne dagegen die Landesregierung selbst richten. Davor müsse noch definitiv über die Ansiedlung der Dienste entschieden werden. Ausschlaggebend werde aber vor allem sein, ob man ausreichend Ärzte findet, um den 24-Stunden-Aktiv-Dienst von Gynäkologen, Anästhesisten, Pädiatern und Hebammen garantieren zu können.
Wenn im Verwirrspiel um die Geburtenstationen etwas fest steht, dann die Tatsache, dass auch kleine Geburtenstationen um diese Vorgabe der Staat-Regionen-Konferenz nicht herumkommen werden. Das bestätigt der Primar der Bozner Neonatologie Hubert Messner. „Diese Standards sind nicht politisch erfunden worden, sondern beruhen auf wissenschaftlichen Kriterien“, sagt er. Von einer endgültigen Rettung der Schlanderer Geburtenstation will der Primar dagegen nichts wissen. „Die Entscheidung für alle kleinen Geburtenstationen sollte in den kommenden Tagen oder maximal Wochen in Rom fallen“, weiß er. „Reine Spekulation“, heißt es auch im Büro des Landeshauptmanns zur angeblich definitiven Rettung von Schlanders.
Laut Hubert Messner werden im römischen Gesundheitsministerium immer noch die Daten geprüft, die zu den Südtiroler Strukturen in den vergangenen Monaten eingereicht und nachgereicht wurden. Bei einem in Kürze anstehenden Treffen im römischen Gesundheitsministerium soll dann laut Hubert Messner endlich Klarheit darüber erlangt werden, ob es für die Geburtenabteilungen in Sterzing und Schlanders eine Zukunft gibt. Dabei gehe es keineswegs darum, ob eine Station auf 400 oder 500 Geburten komme. „Das große Missverständnis in der gesamten Diskussion ist, dass man sich nur auf solche Zahlen konzentriert“, sagt er. „Tatsächlich geht es aber ausschließlich um die Sicherheit und dazu tragen eine Vielzahl von Kriterien bei.“ Sollte es gelingen, in beiden Spitälern einen 24-Stunden-Aktivdienst zu etablieren, wären die Sicherheitsanforderungen laut Einschätzung des Bozner Primars aber hinreichend erfüllt. Fest steht für ihn jedoch auch, dass es dafür fixes Personal braucht und nicht weiterhin mit Zeitverträgen improvisiert werden kann. Dies betreffe aber nicht nur Sterzing und Schlanders, sondern auch Brixen und Bruneck. Denn tatsächlich garantiert sei der Aktivdienst bislang nur in Bozen und Meran. Ein Teil der Antwort, die man sich nun aus Rom erwartet, wird sich laut Messner deshalb auch um die Fragen drehen, inwiefern das Personal stationsübergreifend arbeiten kann – beispielsweise in den laut Sanitätsreform geplanten zwei Standorten pro Krankenhaus.
Fritz Karl Messner: "Wir haben die nötigen Ärzte"
Hubert Messners Sterzinger Namensvetter sieht für die Rettung der Sterzinger Geburtenabteilung auch ohne solche Kniffe nur eine Bedingung: „Die Landesregierung muss sich dazu entschließen, uns auch an Wochenenden und an den Abenden einen Kinderarzt zu finanzieren“, sagt Bürgermeister Fritz Karl Messner. Denn im Gegensatz zu Brixen, wo man laut seinen Informationen tatsächlich Probleme habe, Personal zu finden, hätte man an Sterzing interessierte Kinderärzte parat, versichert Messner. „Dafür habe ich eine mündliche wie schriftliche Zusicherung vom ärztlichen Leiter des Krankenhauses Sterzing Franz Ploner.“ Allerdings brauche es die entsprechende Finanzierung – und für die Ärzte selbst die Garantie, dass die Geburtenstation in den kommenden Jahren weitergeführt wird. Das restliche geforderte Fachpersonal ist dagegen laut Messner auch in Sterzing bereits heute rund um die Uhr in Bereitschaft.
„Wir fordern von der Landesregierung entweder die selben Ausnahmen wie für Schlanders oder sie müssen uns die erforderlichen zusätzlichen Dienste bezahlen“, sagt der Sterzinger Bürgermeister. Und appelliert einmal mehr an die Landesregierung, nicht kaputt zu machen, was gut funktioniert. „Andernfalls hat man am Ende eine Baustelle mehr. Und Baustellen gibt es in der Gesundheitspolitik bereits genug.“