Sport | Analyse

Schritt für Schritt

Mit einem Last-Minute-Tor verschafft sich der FC Südtirol eine hervorragende Ausgangslage für das Rückspiel in Bari. Das 1:0 in der Taktikanalyse.
belardinelli.jpg
Foto: (c) Ufficio Stampa FCS - FotoSport Bordoni

Die erste Hürde in den diesjährigen Playoffs hatte der FC Südtirol am Freitag bereits genommen: Gegen Reggina gab es im Bozner Drususstadion einen 1:0-Sieg. Playoff-Halbfinale bedeutet auch geänderte Rahmenbedingungen: Hin- und Rückspiel, bei zweimaligen Unentschieden würde Bari ins Finale einziehen. Für Südtirol hieß es also, vor heimischen Publikum eine möglichst gute Ausgangslage für das Rückspiel in Bari zu schaffen.

Trainer Bisoli überraschte alle ein bisschen mit der Grundformation: Eigentlich wurde eine 1-zu-1-Ersetzung Masiellos durch Vinetot im klassischen 4-4-2 Südtirols erwartet. Bisoli ließ seine Mannschaft aber im 3-5-2 auflaufen, VInetot, Zaro und Curto bildeten die 3er-Reihe im Abwehrzentrum, De Col (rechts) und Lunetta (links) waren die Flügelläufer, die defensiv in die Abwehrkette zurückfallen und so eine 5er-Kette herstellen konnten. Bari hingegen begann im erwarteten 4-3-3 und imitierten ein bisschen den Südtiroler Spielstil, d. h. tiefes Mittelfeldpressing und auf Konter wartend.

fcs_spielaufbau_bari_mf_pressing.png
FC Südtirol (weiß) im Spielaufbau (3er-Kette), Bari im tiefen Mittelfeldpressing

Südtirol hatte entsprechend mehr Ballbesitz als noch in anderen Partien dieser Saison. In der Regel ließen die 3 Innenverteidiger den Ball etwas kreisen, ehe das Vertikalanspiel auf Odogwu versucht wurde, deser sollte dann auf die nachrückenden Spieler des FCS ablegen. Das gelang nicht immer, Odogwu wurde über weite Strecken des Spiels gut von Baris Abwehrspielern verteidigt. Allerdings konnte Südtirol sich phasenweise in der Hälfte des Gegners festsetzen; dies gelang den Gastgebern durch Ansätze von Gegenpressing (also der Versuch, nach Ballverlusten sofort wieder ins Pressing zu kommen), Baris schlampige Umschaltspiel mit vielen technischen Fehlern trug auch noch dazu bei. Insgesamt entwickelte sich so ein Spiel in der 1. Halbzeit, das von sehr vielen unsauberen Aktionen auf beiden Seiten geprägt war.

 

Südtirol defensiv

 

Der FCS ließ sich - wie gesagt - in defensiven Momenten oft in eine Fünferkette zurückfallen, Belardinelli, Fiordlino und Tait bildeten davor das 3er-Mittelfeld und versuchten im Verbund Druck auf Gegner und Ball herzustellen. Wirklich passiv wurde Südtirol dabei aber nur selten, im Gegenteil: Dadurch, dass die Verteidiger stets von 4 Mitspielern abgesichert waren, konnten sie immer wieder aggressiv auf die Stürmer Baris herausrücken.

vinetot_herausrucken.png

Die Fünferkette beim FC Südtirol ermöglichte es den Innenverteidigern, weit auf die Gegenspieler herauszurücken (hier Vinetot hervorgehoben).

Bari tat sich ohnehin schwer, überhaupt in Tornähe zu kommen; gelang es dann einmal doch, wurden die Gäste meistens durch dieses aggressive Rausrücken Südtirols verteidigt. Die so gefürchtete Sturmreihe der Gäste kam deshalb nur zu wenigen aussichtsreichen Abschlüssen. Auf der anderen Seite waren aber auch die Angriffsbemühungen Südtirols weitestgehend ungefährlich. Die größte Chance vergab Mazzocchi in der 74. Minute, als er von 11 Metern knapp am Tor vorbei schoss.

Südtirol wechselte einige Male positionsgetreu, u. a. kamen Rover und Casiraghi, um für die Schlussoffensive noch einmal schnelle und frische Beine auf dem Platz zu haben. Auch Bari wechselte einige Male, die beabsichtigten Efffekte auf die Spieldynamik blieben aber aus, die Gäste blieben weiterhin ohne wirkliche Torchancen und versuchten in der Folge, das Unentschieden über die Zeit zu retten. Das gelang den Gästen allerdings nur bis zu 92. Minute. Dann verwandelte Rover eine Casiraghi-Flanke zum 1:0-Endstand und verhalf den Seinen dadurch zu einer hervorragenden Ausgangslage für das Rückspiel in Bari am Freitag Abend.