Grillo eröffnet Krieg gegen Conte
Es ist ein Duell mit hartem Schlagabtausch. In seiner Pressekonferenz zum Führungsstreit in der Fünf-Sterne-Bewegung hat Giuseppe Conte am Montagabend Klartext gesprochen und jedem möglichen Missverständnis vorgebeugt. Im Duell zwischen zwei Konkurrenten, die beide kein gewähltes Amt bekleiden, unterstrich der Ex-Premier seinen alleinigen Führungsanspruch gegenüber dem M5S-Gründer Beppe Grillo: "Nessuna diarchia, nessuna leadership dimezzata." Conte, der bisher in seiner überraschenden Laufbahn noch nie für ein politisches Amt kandiert hatte, verlautbarte: "Non sarò un leader a metà." An symbolkräftigen Bedenken liess er es nicht fehlen: "Non ha senso imbiancare una casa che deve essere ristrutturata." Über das von ihm in den letzten Monaten ausgearbeitete Statut forderte er eine Abstimmung der Basis. Man könne freilich darüber diskutieren: "Le mie proposte non sono un ultimatum."
Es ist ein Krieg zwischen bisherigen Verbündeten – mit wachsenden Differenzen. Hier der Mittfünziger, der die Führung einer Bewegung beansprucht, die mit einem Drittel der Stimmen bei der letzten Wahl ein Rekordergebnis eingefahren hat. Dort der Mittsiebziger, der jahrelang als politischer Kabarettist über die Bühnen Italiens irrlichterte und bei seinen politischen Auftritten Zehntausende Anhänger begeistern und mobilisieren konnte: "Il visionario sono io."
Die Demoskopin Alessandra Ghisleri hält eine Trennung der beiden für politisch folgenschwer: "Conte e Grillo da soli rischiano tantissimo: convivere conviene". Doch davon kann keine Rede sein. Am Dienstag startete Grillo einen gnadenlosen Angriff auf Conte: "L'ex premier non può risolvere i problemi del M5S. Non ha una visione politica nè capacità manageriale." Das von Conte vorgelegte Statut kritisiert er als "seicentesco" und kündigt an, auf der Plattform Rousseau ein fünfköpfiges Komitee wählen zu lassen – auf jener Internet-Plattform von Davide Casaleggio, von der sich die Bewegung im Streit getrennt hatte. Der Krieg zwischen den bisher Verbündeten ist damit offiziell eröffnet. Und angesichts des Tonfalls wohl auch unwiderruflich. Zur Genugtuung der politischen Gegner. Es ist ein Krieg, der für die durch zahlreiche Überläufer geschwächte Fünf-Sterne-Bewegung zur politischen Überlebensfrage wird. Conte und Grillo sind nach diesem Bruch unvereinbar, eine Beilegung des Konflikts ist kaum vorstellbar. Das werden auch die anrückenden Löschtruppen um Luigi De Maio zur Kenntnis nehmen müssen. Die M5S-nahe Tageszeitung Il fatto quotidiano rückte an Mittwoch ein Foto von Grillo und Conte auf die Titelseite. Bildtext: "Ne resterà uno solo." Conte über Grillo: "Ha fatto la sua scelta: essere padre padrone."