Lahmgelegte Florianijünger?
Die Feuerwehr von Waidbruck ist nach wie vor lahmgelegt. Grund sind ein fehlender Haushalt, eine beanstandende Abschlussrechnung aus dem Jahr 2013 , sowie ein gewünschtes 7. Einsatzfahrzeug. Der Streit ist in den letzten Gemeinderatssitzungen immer wieder drastisch eskaliert. Wie aber hat sich die Dabatte entwickelt? Gibt es einen Ausweg aus dem Dorfstreit?
Spannung zwischen Gemeinde und Feuerwehr
Bei der Gemeinderatssitzung am 28. Jänner 2014 wurde der Wunsch auf ein neues Feuerwehrauto vorgebracht. Daraufhin eskalierte der Streit zwischen dem Waidbrucker Bürgermeister Oswald Rabanser, dem Vizebürgermeister Norbert Erler und den 8 Gemeinderäten, die alle Anhänger der Freiwilligen Feuerwehr waren.
Mit dem Gemeinderatsbeschluss vom 21. Jänner 2015 sollte der Verein der Florjani-Jünger aufgelöst werden. Daraufhin reagierte der Freiheitliche Landtagsabegordnete Walter Blaas empört: "Das letzte Mal als in Südtirol Feuerwehren aufgelöst wurden, herrschte die unselige Zeit des Faschismus!" Es gab "Unregelmäßigkeiten" um eine bestimmte Ausgabenssumme von 2.000 bis 3.000 €, die nicht zur Zufriedenheit der Gemeindeverwaltung belegt wurden. Das war für den Bürgermesiter der anlässliche Grund, warum der Verein aufgelöst werden sollte. Blaas meinte, dass die Lokalpolitik und das Vereinswesen zu stark vermischt seien, wobei die Vereine eindeutig am kürzeren Hebel säßen. „Sollte die Freiwillige Feuerwehr von Waidbruck tatsächlich aufgelöst werden, so wird jegliche Ehrenamtlichkeit entblößt und das Dorfleben trocken gelegt“, so Blaas.
Wird die Feuerwehr aufgelöst, so wird jegliche Ehrenamtlichkeit entblößt und das Dorfleben trocken gelegt.
Die Feuerwehr wurde dann letztendlich doch nicht aufgelöst. Stattdessen wurde der Verein auf "Standby" geschaltet. Das heißt, die Institution gab es zwar noch, jedoch wurde sie vom zuständigen Landesrat Arnold Schuler höchstselbst von nun an zur Untätigkeit gezwungen. Als Reaktion darauf, gab es während der nächsten Gemeinderatssitzung Buh-Schreie und Pfiffe für den Bürgermeister von Seiten hundert empörter Waidbrucker.
Die Freiwillige Feuerwehr steht seit einem halben Jahr ohne Haushalt da. Die Einsatzfähigkeit kann nicht mehr garantiert werden.
Am 16. Juni kam die Meldung, dass Landesrat Schuler die Waidbrucker Feuerwehr aus allen Alarmplänen hat streichen lassen. Den Einsatzkräften ging das nun aber zu weit. Aber es war nichts zu machen. „Die Freiwillige Feuerwehr von Waidbruck steht seit einem halben Jahr ohne Haushalt da. Somit kann nicht mehr garantiert werden, dass die Fahrzeuge Treibstoff haben und die Wehr einsatzfähig ist“, erklärte Schuler als Landesrat für Zivilschutz. Sowas gab es bisher nicht in Südtirol.
Trotzdem wird geholfen
Am Sonntag, dem 26. Juni rückten Waidbrucks Feuerwehrmänner, trotz gestrichenen Alarmplans dennoch aus. Ein Verkehrsunfall hatte sich nahe des Ortes ereignet und die tapferen Helden zögerten nicht, vor Ort und Stelle Hilfe zu leisten. So kam die Frage nun aktuell aufs Tapet, ob denn die Feuerwehr wieder in den Alarmplan mitaufgenommen worden sei. Der Bürgermeister antwortete mit einem klaren "Nein!". Er betonte, dass die nicht zum Einsatz legitimierte Feuerwehr nicht versichert sei. Auch wunderte er sich, wer die Retter zum Alarm gerufen hatte.
Wie geht es weiter?
Wie es um die Zukunft der FF Waidbruck bestellt ist, ist noch unklar. Ob sie zu Einsätzen gerufen werden oder nicht, die Leute im Ort und im Gemeinderat sind mit der Situation, wie sie jetzt ist, unzufrieden. Die Freiheitlichen geben dazu ein schlagkräftiges Schlusswort:
„Allzu gerne loben Politiker in ihren Sonntagsreden das Ehrenamt und die vielen Freiwilligen in unserem Land. Man hört seitens der Feuerwehrfunktionäre und politischen Vertreter immer wieder, dass im Notfall Sekunden bzw. Minuten entscheidend sind und deshalb eine schnellstmögliche Hilfe oberstes Gebot ist. Gerne wird damit auch die hohe Anzahl der Freiwilligen Feuerwehren in Südtirol verteidigt. Zu Recht! Wenn in der langen Geschichte des Südtiroler Feuerwehrwesens nun aber erstmals eine Freiwillige Feuerwehr trotz nachweislicher Einsatzfähigkeit nicht mehr zu Einsätzen alarmiert wird, grenzt das an Fahrlässigkeit und kann dem Betroffenen (Geschädigten) bzw. seinen Angehörigen wohl nicht erklärt werden. Wenn eine solche Entscheidung von politischer Seite toleriert wird, dann wird gleichzeitig auch das gesamte Südtiroler Feuerwehrwesen in Frage gestellt“.