Società | Klassenkämpfe 3

Wenn die Begeisterung schwankt

Ich besuche die 5. Klasse im Realgymnasium Peter Anich, Fachrichtung Latein in Gries-Bozen. Die Lehrerpersonen sind, meines Erachtens, fachlich gut ausgebildet und verstehen es, ihr Wissen verständlich zu vermitteln.
Nachdenklicher Jugendlicher
Foto: Gaspar Zaldo, Unsplash - Symbolbild
  • Grundsätzlich werden alle Schülerinnen und Schüler fair behandelt; gelegentliche Ausreißer durch eine als unfair empfundene Bewertung kommen zwar vor, doch die Lehrerinnen und Lehrer sind stets bemüht, Noten transparent zu vergeben.

    Erstaunlich ist für mich, dass man im Unterricht kaum spürt, dass sich Lehrkräfte als zu schlecht bezahlt empfinden. Ich persönlich habe den Eindruck, dass viele Lehrerinnen und Lehrer ihren Beruf mit Leidenschaft ausüben. Trotz geringerer Entlohnung leisten sie wertvolle Arbeit, die von der Gesellschaft zu wenig anerkannt wird. 

    Ich habe das Gefühl, gut auf Studium und Beruf vorbereitet zu werden. Das Bildungsangebot, zumindest in Bozen, ist breit gefächert – von Sprachen über Naturwissenschaften und Wirtschaft bis hin zu Kunst, Sport oder Sozialwissenschaften. Dadurch findet jede und jeder etwas Passendes. Mich interessieren vor allem Geschichte, Geographie, Mathematik und Physik.

    Meine Begeisterung schwankt jedoch manchmal, je nach Noten oder Stimmung.

  • Schüler sagen, was sie denken

    Wir reden zwar oft über Schule, lassen aber selten Schülerinnen und Schüler zu Wort kommen. SALTO ändert das mit seiner Mini-Serie Klassenkämpfe. In dieser kurzen Reihe zum Schulanfang kommen Schülerinnen und Schüler in insgesamt vier Beiträgen zu Wort, sprechen über ihre Hoffnungen und Ängste und auch darüber, ob es um das Schulsystem wirklich so schlecht steht, wie viele sagen. Unsere Autorin und Autoren haben allesamt ein Praktikum bei SALTO absolviert.

  • Die Mängel im System

    Allerdings sehe ich auch Mängel in unserem Schulsystem. Ein großes Problem ist die Sprachsituation: In manchen Klassen meiner Schule wird längst Italienisch zur Umgangssprache, obwohl es sich um eine deutschsprachige Schule handelt. Wer die italienische Sprache nicht sehr gut beherrscht und in der italienischen Kultur nicht so fest verankert ist, fühlt sich schnell ausgeschlossen. Die Klassengemeinschaft wird dadurch in eine deutsch- und eine italienischsprachige Gruppe gespalten. Darunter leidet der Klassenzusammenhalt - aus meiner Sicht - enorm. 

     

    Schließlich wechselte ich in einen Klassenzug, in dem mehrheitlich Deutsch gesprochen wird.

     

    In der ersten Klasse der Oberschule habe ich das selbst erlebt: Als deutscher Muttersprachler konnte ich mich nicht integrieren, da die Mehrheit in der Klasse untereinander Italienisch gesprochen hat. Diese Gruppe schloss mich aufgrund meiner schlechteren Italienischkenntnisse aus – und das in einer deutschsprachigen Schule. Schließlich wechselte ich in einen Klassenzug, in dem mehrheitlich Deutsch gesprochen wird.

    Dieses Problem betrifft nicht ganz Südtirol, sondern vor allem Städte oder Dörfer mit einem hohen Anteil italienischer Muttersprachler in deutschsprachigen Schulen.

    Für mich ist das ein Alarmsignal.

  • Ich bevorzuge Südtirol

    Nach der Matura habe ich vor, ein Studium an der Uni Bozen in Wirtschaftswissenschaften zu beginnen. Dort möchte ich den Bachelor absolvieren. Für einen Masterlehrgang kann ich mir gut vorstellen, ins Ausland zu gehen – etwa in die Schweiz, nach Deutschland, in die USA oder nach Großbritannien. Wo ich später arbeiten werde, halte ich mir offen. Ich bevorzuge Südtirol, da mich neben der Heimatverbundenheit vor allem der hohe Lebensstandard sowie das breite Sportangebot - im Sommer und im Winter – besonders ansprechen.