Zwei Gruppen gibt es - einmal die Blauäugigen, einmal die Braunäugigen. Einen Tag lang wird diskriminiert, konsequent - ein Selbstversuch ist es. Genannt Blue Eyed Workshop, über 400 dieser Trainings hat Jürgen Schlicher für Schulklassen, Einrichtungen, Vereine und Non-Profit-Organisationen im deutschsprachigen Raum gegeben. Die Dokumentation "Der Rassist in uns" in ZDFneo zeigt einen dieser Workshops.

Jeder 4. Deutsche Staatsbürger ist ausländerfeindlich, in Nordrhein-Westfalen haben Wachleute Flüchtlinge drangsaliert und mißhandelt. In Diskotheken oder Clubs werden Migranten sehr häufig abgewiesen, "da heißt es gleich wir sind gewalttätig, oder trinken zu viel Alkohol," sagt ein Seminarteilnehmer, seine Hautfarbe ist braun. Das Antidiskriminierungsgesetz scheint nicht zu gelten. Anders sein ist gefährlich, am Brenner soll der Schlagbaum wieder fallen, Grenzen dicht gemacht werden. Doch wie verhalten sich die 40 Menschen, die am Experiment teilnehmen? Widersetzen sie sich den Anordnungen? Machen sie mit beim Ausgrenzen - um sich selbst zur retten?

Schon bei der Ankunft wird ausgelesen. Gut behandelt die Braunäugigen, herablassend die Blauäugigen, die mit einem grünen Kragen optisch gekennzeichnet werden. Opfer und Täter sind schnell gefunden. "Setz dich hin", "steh auf", "grins nicht so blöd", der Seminarleiter weiß genau wo ansetzen, und demütigt offen. Wer schreitet ein? Es gibt Teilnehmer, die den Workshop abbrechen, andere, die sich gegen die Autoritäten auflehnen, andere die gehorsam weitermachen, und nicht anecken wollen.

Wozu das Ganze? Wie offen lehnen wir uns gegen Diskriminierung auf? Trauen wir uns einzuschreiten, wenn Unrecht geschieht? Erkennen wir Parolen, Hetze, Einschwörung? "Blauäugige sind nicht so intelligent, weniger lange auf unserem Planeten, sie sind aggressiver", sagt  Seminarleiter Schlicher den TeilnehmerInnen. Und seine Worte scheinen abstrus - aber sind Vorurteile jemals erklärbar?

"Erklären Sie doch mal die Sklaverei oder wie sich Europa verhalten hat im Vergleich zum Rest der Welt", fordert Juliane Degner auf, die die Entstehung von Vorurteilen untersucht und das Projekt "Blue Eyed" begleitet. Erklären Sie doch mal eine Demonstration gegen Ausländergewalt in Meran.

Wir wollen Migrantinnen, wir lassen sie mitmachen, wir lassen sie bei uns bleiben. Aber nur wenn sie funktionieren. Wenn sie sich so verhalten, wie wir es von ihnen wünschen. Wir schüchtern ein, diskriminieren, jeden Tag.

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