Durchgefallen trotz Lobby
Wer einen der großen Wirtschaftsverbände hinter sich hat, hat das Rennen schon so gut wie gewonnen: Was bisher als Goldene Regel eines Landtagswahlkampfs galt, ist nach den Wahlen 2013 noch einmal zu überdenken. Durchgefallen Hansi Pichler, der Kandidat des Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV), durchgefallen Heidi Felderer und Dietmar Zwerger, die beiden Kandidaten, die der Landesverband der Handwerker (LVH) unterstützt hatte, durchgefallen der junge Meraner Bauernbund-Kandidat Christian Gruber. „Diesmal hat die Unterstützung der Verbände im Gegensatz zur Vergangenheit nicht den Ausschlag für eine Wahl gegeben“, sagt der Zweitgewählte der SVP Arnold Schuler. Eine der bekannten Ausnahme von der Regel mag der Direktor des Handels- und Dienstleistungsverbandes hds Dieter Steger sein. Doch er hatte sich jegliche Unterstützung durch seinen Verband untersagt.
Was also ist los im Lande? Funktioniert die oft kritisierte direkte Achse zwischen Verbänden und Politik tatsächlich nicht mehr? Eine solche Achse hat es zumindest bei uns nie wirklich gegeben, meint HGV-Präsident Manfred Pinzger. „Wir sind ja nicht der Bauernbund, bei dem alle in die Etsch springen, nur weil er sagt, dass in die Etsch zu springen ist.“ Dennoch sieht er den Grund für die Niederlage von Hansi Pichler nicht in der mangelnden Unterstützung durch seinen Verband: „Pichler haben vor allem im Bezirk selbst die Stimmen gefehlt“, sagt der HGV-Präsident , „außerhalb des Burggrafenamts hat er über 3300 Stimmen gemacht“. Also: Mehr als die Hälfte der insgesamt 6543 Vorzugsstimmen, die nicht für ein Landtagsmandat gereicht haben. Und die sind laut Pinzgers Einschätzung ohne Zweifel vielfach von den insgesamt 5000 HGV-Mitgliedern gekommen.
Kein Sprung in die Etsch?
Ein ähnliches Problem hatte auch der junge Bauernkandidat Christian Gruber, der 6348 Stimmen um 600 Stimmen den Einzug in den Landtag geschafft hat. Springen die Bauern also doch nicht in die Etsch, wenn es ihr Verband sagt? „Nein,“, lacht Bauernbundobmann Leo Tiefenthaler, „wir haben auch schon in der Vergangenheit Kandidaten unterstützt, die nicht durchgekommen ist.“ Und: Auch Christian Gruber kommt aus dem Bezirk Burggrafenamt, in dem am Sonntag nicht zuletzt mit dem Durchfall vom Arbeitnehmer-Chef Christoph Gufler oder Frauen-Chefin Angelika Margesin ein wahres Waterloo stattgefunden hatte.
Darüber hinaus hatten die Bauern noch jede Menge andere Kandidaten zur Auswahl, wie Tiefenthaler meint. Denn neben den offiziellen und gewählten Bauernbund-Kandidaten Maria Hochgruber Kuenzer, Sepp Noggler und Albert Wurzer gab es noch einige weitere Gewählte, die laut Tiefenthaler indirekt unterstützt wurden. Von „Nebenerwerbsbauern“ wie Arnold Schuler oder Thomas Widmann bis hin zum Unterlandler Kandidaten Oswald Schiefer, der als Obmann des Bonifizierungskonsortiums ebenfalls Stimmen aus der Landwirtschaft bekam. „Vor allem aber haben die Bauern auch Arno Kompatscher unterstützt, mit dem wir schon als Präsident des Gemeindeverbandes eine gute Zusammenarbeit hatten“, sagt Leo Tiefenthaler. Sprich: Die bisherigen drei Mandate konnte gehalten werden – und man hat fühlt sich auch vom Chef gut vertreten. Manch Goldene Regel hat einfach doch Bestand.