Atmosfera Zero: „Sit tibi terra levis“
Vier oder fünf im Raum verteilte Cams, eine davon mit Fisheye-Linse, die den gesamten Proberaum einfängt. Das neue Video der Bozner Band Atmosfera Zero ist unspektakulär, wenngleich es schon seinen Reiz hat, einer Band beim Proben auf die Finger schauen zu können. Der Clip zu „Sit tibi terra levis“ ist ein Livemitschnitt und so editiert, dass man alle drei Musiker beobachten kann. So fällt bei Marco Mauro (Gitarre) auf, wie entspannt er die schnellen Läufe seiner Parts abliefert, Luca Salvaterra (Schlagzeug) besticht durch die treibende Präzision an den Drums und Alessandro Boscolo führt vor, wie man mit Flageoletttönen am Bass einen Song klanglich anreichern kann.
Aber die eigentlich gute Nachricht ist nicht das Video, sondern der Song selbst. Die Wirren, die die Corona-Zeit in die Musikwelt gebracht hat, haben Atmosfera Zero mit diversen Cover-Songs, Experimenten und ähnlichem überbrückt. Bisweilen überraschend und unterhaltsam und mit Witz, aber nicht unbedingt typisch Atmosfera Zero. Die Umschreibung „nicht unbedingt typisch” kann auch auf den – übrigens sehr schönen – Song „Father” angewandt werden, der im August erschienen ist.
È il viaggio immaginario con il quale avremmo voluto accompagnare tutte le persone a noi care che non sono più tra noi.
„Sit tibi terra levis” ist im Gegensatz dazu aber wieder eine echte Atmosfera Zero-Nummer: natürlich instrumental, wie immer, mit einem unvorhersehbaren aber nachvollziehbaren Songaufbau, schöne Melodien, die von der Gitarre geliefert werden, verpackt in einem stilistischen Paket, das Rock, Fusion, Metal, Ambient und anderes mehr in unterschiedlicher Menge miteinander verschmilzt.
„Sit tibi terra levis” klingt also wie das Material, das Atmosfera Zero auf ihrem Debüt 2019 veröffentlicht haben, das auch unseren persönlichen All-Time-Favoriten „Follia” enthält.
Wer nun über den Titel des Songs stolpert: „Sit tibi terra levis” ist ein Segenswunsch der alten Römer gerichtet an die Toten im Grabe: Möge die Erde dir leicht sein. Im Gegensatz dazu der Fluch gegen die Feinde: Die Erde sei dir schwer und die Steine mögen deine Gebeine drücken.
Marco Mauro, Gitarrist von Atmosfera Zero, hat uns das Konzept hinter diesem Song mit folgenden Worten erklärt:
„Sit tibi terra levis (che la terra ti sia lieve) è il viaggio immaginario con il quale avremmo voluto accompagnare tutte le persone a noi care che non sono più tra noi. Un percorso onirico tra la concretezza ed il peso della terra e la leggerezza del cielo.“
Links:
Atmosfera Zero: http://atmosferazero.com/
YouTube-Channel: https://www.youtube.com/channel/UCmBBxp1tCjkvOG9qTbUoSIw
Spotify: https://open.spotify.com/album/0NXUbKpr147spLHXc5FiEA
