Ambiente | Stromfrieden im Vinschgau

Albrecht Plangger: "Man will einfach eine Gerechtigkeit"

Albrecht Planggers Familiengeschichte ist vom Strom vorbelastet. Dass das Vinschger Energiekonsortium seinen Rekurs nun vor dem Obersten Wassermagistrat zurückgezogen hat, darüber ist Plangger „einfach nur froh. Ja, das ist auch Geschichtsaufarbeitung für mich."

Albrecht Plangger ist ein Vinschgerbub. Geboren in Graun im Vinschgau, dort, wo der See Existenzen fraß, unter anderem auch die seiner Familie. Der Strom ist ihm, dem Plangger als Mensch, und dem Plangger als Politker ein oberstes Anliegen. "Mein Nen (Großvater, Anm.d. Red.) war der Chef von der Raiffeissenkasse und hatte den Safe im ersten Stock. Als die Probestauung 1949 erfolgte, hat der Großvater gesagt 'das lässt der Herrgott nicht zu, dass das Wasser so hoch daherkommt." Aber es kam anders, und der Safe, wo die Leute alle ihr Geld drinnen hatten, der musste dann in den ersten Stock gebracht werden, über eine Hennenleiter kam man von außen zum Geld." Das Wasser, der Strom, Plangger ist damit groß geworden. Sein Großvater musste das Haus verlassen, 20 Jahre später traf seinen Vater ein ähnliches Schicksal. "1960 wurde in Graun das Kraftwerk gebaut, unterirdisch hat es immer geheißen, soll es werden. Dann wurde es dem Vater direkt vor die Haustür gebaut. Ja, da ist man einfach vorbelastet."

Froher Friede

Dass der Vinschgerfriede nach „15-jährigem Tauziehen“, wie Richard Theiner es formuliert, nun endlich da ist, darüber ist Plangger einfach nur froh. Eine außergerichtliche Einigung stimmt Plangger positiv. Kurz vor den Landtagswahlen setzten sich über Jahrzehnte zerstrittene Parteien an den Tisch und fanden einen Kompromiss. Die Gemeinden Laas, Martell und Latsch, die Landesregierung und die Landesgesellschaft SEL und Hydros GmbH einigten sich, nun wurde der Rekurs des Vinschger Energiekonsortiums vor dem Obersten Wassermagistrat definitiv zurückgezogen. Am 27. November wäre die Angelegenheit von Richter und Berichterstatter Dr. Metro an den Richtersenat zum definitiven Urteilsspruch im März 2014 verwiesen worden. Die Vernunft habe gesiegt, so Plangger, für beide Seiten ein guter Weg. „Da ein Urteilsspruch nie hundertprozentig vorausgesehen werden kann.“

Neue Stromaufgaben
Der Strom hält ihn gefangen, langweilig wird dem Vinschger Kammerabgeordneten auch in Zukunft nicht werden. Kaum ist er „die enorme Verantwortung“ als Stromschlichter im Streitfall Laas-Martell los, stehen neue Aufgaben an. „Es gibt Probleme mit dem Umweltplan bei den Kraftwerken Töll, Pfitsch, St. Florian und Bruneck. Nun werde ich diesen Anrainergemeinden Kraft meines politischen Amtes zu ihrem Recht verhelfen und meine einschlägige Erfahrung zur Verfügung stellen“, sagt Plangger in  musketierhafter Manier.

Eines ist dem Vinschger Stromkämpfer klar. Den Landesgesellschaften und den Landesämtern wurde „ein gewaltiger Vertrauensvorschuss gegeben.“ Noch sind Ableitungen und Stromverteilung provisorisch geregelt, die Praxis muss sich erst bewähren. „Das Vinschgauer Energiekonsortium hat mit dem Rekursverzicht seine Verpflichtungen schon erfüllt“, so Plangger. Schlussstrich unter Altlasten, Neubeginn mit Arno Kompatscher. Vertrauen und Vernunft – neue Vinschger Stromschlagworte zum Jahresausklang 2013? "Ja", sagt Plangger, "das ist durchaus als Geschichtsaufarbeitung zu sehen."