Società | Eiertreter*in

Mit Vorsatz und Absicht

Alle Jahre wieder kommt das Christuskind… und eine Woche später die Vorsätze für's neue Jahr. Eine Hilfestellung für alle, die sich noch nichts vorgenommen haben.
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.
2021
Foto: Pixabay

Keine Ahnung wie Sie es halten, aber als strukturiertes, hochorganisiertes Menschenkind nehme ich mir immer schon am 31. etwas vor - also für das ablaufende Jahr. Ist man nicht so frustriert, wenn's mit dem guten Vorsatz mal wieder nicht klappt. Ist die volle Härte, so ein halber Tag ohne Tschigg. Offengestanden gab es das eine oder andere Jahr, wo ich das mir Auferlegte trotzdem vor Mitternacht gebrochen habe. Hing meistens direkt mit dem zweiten Vorsatz zusammen: Mit dem Pippln aufhören. Der Geist wäre willig, aber…

Brave New World

War nicht immer von Paradigmenwechsel in diesem Scheißjahr die Rede; dass wir nicht zurück in unser altes Leben, sondern zu neuen Ufern aufbrechen sollten; Dinge neu andenken; querdenken (sic)? Nachdem das mit den guten Vorsätzen auch bei Ihnen fast immer ein Griff ins Klo ist, machen wir das für 2021 anders: Ich nehme mir etwas für Sie vor! Betrachten sie es als DCPM oder wie dieses bescheuerte Akronym heißt. Oder als Verordnung des Landeshäuptlings: Gibt's sofort eins vom Schulerschen Förster auf die Mütze, wenn der Schrittzähler Ihrer Fitness-App unter 6.000 Schritte bleibt. Wer nochmal heimlich Zigaretten aus dem Automaten zieht, bekommt kein Bett in der Covid-Intensivstation - wird alles auf der Gesundheitskarte vermerkt. Das Kartl muss in Zukunft auch an der Supermarktkasse vorgewiesen werden, wenn Sie Ferrero Rocher oder Toblerone kaufen wollen und die darunter angebrachte Waage einen Body-Mass-Index von mehr als 25 ausweist – obeser Kalorienjunkie!
Ihr Sündenregister wird direkt mit der IO App Ihres Cashback verzahnt: Jeder Verstoß 400 Euro Abzug. Schon komisch, bei Immuni wurde ob des Datenschutzes Zeter und Mordio geschrien und dass dieser „fremde“ Staat uns ausspionieren will. Bei IO wird gedankenlos IBAN, Kredit- und Bankomatkarte eingegeben. Also mich hat's gegruselt, dass automatisch alle Karten gelistet wurden, die in meiner Brieftasche stecken. Der Datenschutz ist uns also genau 150 Euro wert. Big Data everywhere: Bei Uber haben sie aus Spaß - und anonymisiert - aus den Buchungsdaten heraus gefiltert, wer kurz auf ein Schäferstündchen zur Geliebten oder der Nutte um die Ecke gefahren wurde. Ich schweife ab.

The Doors of Perception

Apropos Daten. Dieses Jahr gibt es die Liste Ihrer do's and don'ts zum letzten Mal analog. Klar, ohne Impfung keine Nanobots von Bill Gates und ohne Nanobots kein direkter Upload in ihre Ganglien. Dafür werden die Vorsätze für 2022 neuronal verflochten und Sie werden am Ende glauben, meine Vorsätze für Sie, seien auf Ihrem eigenen Mist gewachsen. Zur Liste (wer mich kennt weiss, wie mir Listen am Herzen liegen) noch folgendes: Sie haben es immer in Ihrer Hand und noch viel mehr in Ihrer Brieftasche. Nix mit alle fünf Jahre ein Kreuzl unter der falschen Partei; Sie können jeden Tag abstimmen. Und stecken Sie sich ihren Unmut über meinen ewiggleichen, gehässigen Sermon! Ich habe bei den Besten gelernt: Den Interessenverbänden des Systems Südtirol. Lobbyarbeit 365 Tage im Jahr, Sonn- und Feiertage inklusiv:

  • Ernähren Sie sich gesund. Werden sie Vegetarier, Veganer, Frutarier (das sind die, die nur Obst essen, das bereits vom Baum gefallen ist - eine Gelbruab aus der Erde ziehen, ist für Frutarier gleich bestialisch wie Babies von Kühen zu schlachten). Vor mir aus können Sie auch zum reinen Karnivor konvertieren, wenn Ihnen das gut tut, aber: Essen sie keine Südtiroler Äpfel! Wegen Pestizidtirol? Ist mir schnurzpiepegal. Was mir nicht egal ist, dass sich die Subventionsritter von der Finanzierung des Gemeinwohls absentiert haben und zugleich einen auf Opfer machen. Kriegen auch so genug Ihres Steuergeldes; brauchen Ihre Penunse nicht noch obendrauf.
  • Kaufen Sie deshalb auch keine Heumilch (sowieso die größte Mogelpackung ever - 10 Cent/Liter mehr haben uns die drei Marketingbuchstaben vor „Milch“ gekostet). Keinen Sterzinger Joghurt, Schabser Butter. Wein. Marillen. Gehen Sie nicht auf den Bauernmarkt. Ganz einfacher Merksatz: Keine landwirtschaftlichen Produkte aus Südtirol. Lassen Sie sich nicht von den Erschwernispunktehaschern beeindrucken. Etwas stimmt nicht, wenn jemand mit 300 ha Wald, Eigenjagd und Buschenschank glaubt, steuerbefreit sein zu müssen.
  • Verschmähen sie neben Lagrein und Vernatsch auch das Bier des Monopolisten aus Algund. Es gibt wunderbare Wirtshausbrauereien und kleine Bierproduzenten im Land. Sie können die Plörre der Fuchsin getrost in den Rinnstein kippen. Ich vergaß: Mit meinem Opa - dem alten Nazi - der für den Adolf an der Eisfront seine Zehen und beim Rommel seinen linken Arm geopfert hat, hatte ich weltanschaulich nicht viel gemein, aber bei der „Sippenhaft“ war ich immer d'accord. Wirtshausbrauerei hin oder her, die Lokale in der Bozner Altstadt, die dem Bruder dessen gehören, dessen Name ich niemals nenne, gehören natürlich auch auf die Ausschlussliste. Kennen Sie, kennen Sie. Der Herr Bruder, Ex-Bauernbunddirektor, Ex-Parteisekretär, Ex-Wahlkampfmanager (bin jetzt unschlüssig ob vor Motocross- und Motorschlittenrowdie auch ein Präfix gehört) hat die Wahlparty der Landtagswahl 2018 just im Beisel der Sippschaft organisiert - weil es verkehrstechnisch so nah am Parteisitz liegt, versteht sich.
  • Kündigen Sie ihr Abo für das Kasblatt. Kaufen Sie es nicht am Kiosk. Schalten Sie keine Todesanzeigen oder andere Inserate. Lesen Sie es nicht. Lesen Sie Salto.
  • Fahren Sie zum Skifahren nicht ins Schnalstal.
  • Fahren Sie in Urlaub. Ich habe jedes Verständnis, dass Sie nicht im eigenen Land Urlaub machen wollen. Schließlich wohnen wir ja das ganze Jahr da, wo die anderen zum Urlauben hinfahren. Und, wer gibt für eine Nacht in einem Vier-Sterne-Schuppen in Sexten gerne gleich viel aus, wie in Apulien für eine Woche. Lassen Sie es sich - im Rahmen Ihrer finanziellen Möglichkeiten - richtig gut gehen: Aber buchen Sie um Himmels Willen nicht im Reisebüro der Verlagskrake und fliegen Sie nicht mit deren Charterlinie.
  • Bestellen Sie Ihre Bücher beim Buchladen um die Ecke. Die deutsche Buchpreisbindung gilt auch auf diesem von Gott vergessenen Flecken Erde. Keinesfalls beim Größter-Südamerikanischer-Fluss.de oder noch schlimmer beim V, das wie ein Vegele aussieht. Das Logo führt zurück zur Verlagsanstalt Vogelweider GmbH. So wurde der Südtiroler Teil der Tyrolia wegen 1918 umbenannt. 1936 wurde dann Vogelweider, weil zu deutsch klingend, in den heutigen Medienmonopolisten umgetauft - „taufen“ ist gut, damals gehörte der Laden noch den Pfaffen.
  • Generieren Sie keine Klicks oder Hits auf: Dolomiten.it, Stol.it, SportNews.bz, SüdtirolNews.it, Sentres.com, Second-hand.it, Kultur.bz.it, Meinhandwerker.lvh.it, Shopping.st, Restaurants.st, Suedtirol.live, Alpinemap.it, Firstavenue.it, Cippy.it, Tippthek.com, Athesiadruck.com, Athesiamedien.it, trauer.dolomiten.it, Dolomitenmarkt.it, Cormar.info, Printplast.it, Zett.it, Suedtirolerfrau.it, Sonntagsblatt.it, Mediaradius.it, Telmi.it, Ladige.it, Altoadige.it, Giornaletrentino.it, Bazar.it, Quimedia.it, Athesiabuch.it, Athesia-tappeiner.com, Grafus.it, Loeff.it, Canins.com, Heye-kalender.de, Harenberg-kalender.de, Weingarten-kalender.de.
  • Löschen Sie Südtirol1, Radio Tirol oder Radio Dolomiti aus den Speicherplätzen. Kraft meiner Wassersuppe vergebe ich Ihnen Ihre bisherige Geschmacksverirrung. Bedenken Sie allerdings, dass Ihnen die christlichen Brüder diese Freveltat nicht verzeihen werden. Werden Sie sofort auf deren Blacklist gesetzt.
  • Trinken Sie ihren Kaffee nicht im Bistro La Piazza auf dem Thermenplatz in Meran; gehen Sie zur Anneliese im Café Lissi Royal an der Winterpromenade - allein die an der Wand hängenden Memorabilia der Jodelkönigin sind einen Besuch wert. Nie war Fremdschämen einfacher.
  • Sie wohnen in Glurns, Nals oder Meran? Na, dann wissen Sie ja, auf welchem Parteizeichen Sie im Frühjahr Ihr Kreuzl nicht machen sollen.
  • Müllen Sie die Accounts unserer Politiker auf Gesichtsbuch.com oder Instantgramm voll. Spammen Sie die E-Mail-Postfächer auf Landtag-bz.org > Abgeordnete > Biografien voll. Vergällen Sie dem Du, Philipp, der Neo-Mama Jasmin oder dem Sven (Sven ist kein Südtiroler Name) die Selbstbeweihräucherung in den Asozialen Medien.
  • Besuchen Sie, at random: Frühmesse, Amt, Beerdigung, Taufe, Maiandacht, Rorate... Nicht jede Generation hat Gelegenheit einer Lebensform beim Aussterben zuzusehen. Versuchen Sie im Pfaff am Altar ein Spitzmaulnashorn, einen Amurleopard oder einen Jangtse-Glattschweinswal zu sehen – der letzte Mohikaner. Bedingt allerdings, dass Sie fleißig mitmachen. Wie beim Animationsprogamm im Robinson Club wird man etwas schief angeschaut, wenn man sich drückt. Als Tarnung könnte ich das königliche Zweifler-Gebet des preussischen Friedrich II, der Große (1712-1786) anbieten: „Lieber Gott, wenn es dich gibt: Rette meine Seele, wenn ich eine habe.“
  • Kaufen Sie online. Machen Sie dieser Krankheit namens hds, dito Mitgliedern, schnellstmöglich den Garaus. Kompaktkassette, Kodak Ektachrome, Telefonzellen - irgendwann werden Dinge Opfer ihrer Zeit. Die Protektionisten ahnen dass es zuende geht, aber noch ist kein Einsehen. Helfen Sie ihnen.
  • Lassen Sie sich impfen. Ja, auch gegen dieses Covid-Zeug. Lassen Sie sich auf jeden Fall Verstand einimpfen, kritisches Hinterfragen. Nehmen Sie ein Antiidiotikum.

Zum Schluss der wichtigste Vorsatz: Lesen Sie nicht jeden Schund, den ich hier - wie nannte es ein Kommentator treffend - „in diesem Forum auf der Seite unter der Wahrnehmungsgrenze“ absondere, aber befolgen Sie meine Ratschläge – peinlichst.

A guats Nuis!