Economia | Brixen

Mediales Revival

Mit der Eröffnung der neuen Pfannspitze-Kabinenbahn scheint die Totsagung der Plose definitiv Schnee von gestern. Wiederbelebt wird allerdings auch eine alte Polemik.
marzola rai
Foto: RAI Südtirol

„Geht es nach dem Brixner Gemeinderat soll die umstrittene Seilbahn auf die Plose gebaut werden“: Diese Botschaft wurde den ZuseherInnen der Tagesschau von RAI Südtirol am Samstag Abend in einem Bericht über die Einweihung der neuen Kabinenbahn auf die Pfannspitze serviert – sehr zum Ärger der Grünen Bürgerliste von Brixen. Soll das der versprochene Neuanfang sein, fragen die drei Gemeinderäte Markus Frei, Elda Letrari und Elisabeth Thaler. „Noch bevor der Gemeinderat über eine zielführende Vorgehensweise bzw. einen Prozess zur Entscheidungsfindung in Sachen Verbindung Stadt-Berg  nur annähernd diskutiert hat, wird diese schon in den Medien verkündet und eine Vorstellung der Öffentlichkeit für die nächsten Monate versprochen“, kommentieren sie entsprechenden Aussagen von Bürgermeister Peter Brunner in einer Pressemitteilung. 

Tatsächlich boten sich anlässlich der Eröffnung der 8 Millionen teuren Kabinenbahn aus dem Haus Leitner, die zwei alte Sessellifte ersetzt, völlig andere Bilder von der Plose als nach dem Referendum im September 2014, in dem sich eine Mehrheit der Brixner gegen eine Seilbahnanbindung des Brixer Hausbergs an den Bahnhof ausgesprochen hatte.  Keine Rede mehr vom Ende der Plose, die auch der Geschäftsführer der Plose Ski AG Alessandro Marzola damals angesichts des vom Volk verordneten Projektstopps verkündet hatte. Statt dessen wurde am Wochenende nicht nur eine moderne 35 Panoramakabinenbahn vorgestellt, mit der sich die Fahrzeit  vom Ort Skihütte bis knapp unter den Gipfel der Pfannspitze von mehr als 15 Minuten auf nicht einmal fünf Minuten reduziert. Auch sonst präsentierte allen voran Marzola den Brixner Hausberg wieder als zukunftsträchtiges Ski- und Wandergebiet, das vor allem dank der Forcierung des Sommerangebotes zu neuer Stärke finden soll. „Die Kabinenbahn Pfannspitze ist ein wichtiger Schritt, um den Winterbetrieb zu sichern sowie das Wanderangebot im Sommer besonders für die Gäste von Afers und der Skihütte beachtlich zu steigern“, erklärte Marzola. „Schließlich wird mit dem Gabler das wohl interessanteste Wandergebiet von Brixen erschlossen.“ Auch das Projekt für die Realisierung des Speicherbeckens, das die künstliche Beschneiung der Plose garantieren soll,  befindet sich laut dem Geschäftsführer der Plose Ski AG dank des Einsatzes von Landeshauptmann Kompatscher und Bürgermeister Brunner nun auf der Zielgeraden. „Damit soll der Skibetrieb definitiv gesichert werden“, so Marzola. Auch die geplanten Hotelprojekte um St. Andrä werden laut Bürgermeister Brunner realisiert. Ein erster Hotelbau sei bereits im Laufen, der zweite werde nächstes Jahr folgen, erklärte er. Ohne Seilbahn keine Hotels, hatte es dagegen noch im Referendums-Wahlkampf hinsichtlich der Pläne der Athesia-Gruppe, des Gastronomen Markus Huber oder der Sanoner-Brüder geheißen.

Was geht mich mein Geschwätz von gestern an? 

Was geht mich mein Geschwätz von gestern an – ein Motto auch in Brixen? Die Antwort hängt von der Perspektive ab. Denn zumindest Bürgermeister Peter Brunner hat bereits vor einem Jahr in einem Interview mit salto.bz keinen Hehl daraus gemacht, dass er eine direkte Anbindung der Plose an den Bahnhof für fundamental hält. „Die Menschen haben uns auch gewählt, damit wir Entscheidungen treffen“, schloss er eine weitere Befragung des Volkes in der Angelegenheit aus. Allerdings garantierte Brunner damals auch, dass „alle Positionen zu den verschiedenen Standorten andiskutiert und anschließend transparent und neutral bewertet werden, um dann voraussichtlich im Spätsommer oder Herbst eine Entscheidung zu treffen.“

Tatsächlich wird heute laut der Grünen Bürgerliste- Alternativa Ecosociale in vier Modulgruppen, in denen Vertreter der politischen Mehrheit, der Opposition sowie Vertreter verschiedener Interessensgruppen sitzen, am Tourismuskonzept Brixen Plose gearbeitet. „Die Verbindung Stadt-Berg ist darin ein Unterthema der Modulgruppe Mobilität“, schreiben die Gemeinderäte der Liste. „Es lässt sich somit nicht behaupteten, dass mit allen politischen Vertretern im Gemeinderat versucht wurde, eine einvernehmliche Vorgehensweise zu fixieren.“ 

Genau das hatte Brunner allerdings in der Tagesschau signalisiert. Ein Fehltritt , findet die Bürgerliste. Denn: „Nach dem missglückten ersten Versuch, über die Köpfe der Brixner Bürger hinweg eine Entscheidung durchzuboxen, nach der anschließend sehr schlecht eingeleiteten und durchgeführten Volksabstimmung, ist es dringend nötig, mit einem Höchstmaß an Sorgfalt und Korrektheit an die Frage heranzugehen.“ Ihr Vorschlag: Peter Brunner soll seine mediale Ankündigung in die Tat umsetzen – und das Gespräch mit allen politischen Parteien zur Vorgehensweise in Sachen Verbindung Stadt Berg schon in der nächsten Gemeinderatsitzung auf die Tagesordnung setzen. finden. „Darauf würde sich die Grüne Bürgerliste-Alternativa Ecosociale freuen und ihren Beitrag zu einer bürgernahen und umweltverträglichen Lösung beisteuern“, schreiben die drei Gemeinderäte. Das Revival der Plose ist unübersehbar – in jeder Hinsicht.