Politica | Gemeindewahlen

Farbtupfer am Ritten

Die Grünen treten heuer erstmals bei den Gemeinderatswahlen am Ritten an. Sie wollen alte Machtverhältnisse aufbrechen und sich für mehr Vielfalt einsetzen.

“Endlich etwas Neues”, so die ersten Reaktionen am Ritten, als die Neuigkeit bekannt wird. Bei den Gemeinderatswahlen am 10. Mai wird zum ersten Mal auch eine Grüne Liste antreten. Übrigens die einzige in der Südtiroler Peripherie. Drei Kandidaten und eine Kandidatinnen stellen sich der Wahl. In einer Gemeinde, in der die SVP regelmäßig über 90 Prozent der Stimmen erhält und sowohl Bürgermeister als auch Vizebürgermeister stellt. Bürgermeisterkandidaten haben die Grünen keinen. Der einzige Anwärter für den Bürgermeistersessel bleibt der SVPler Paul Lintner. Wie bereits in den Jahren zuvor.

Und wie bereits 2010 werden auch heuer drei Listen am Ritten antreten. Nicht mehr dabei ist die Bürgerunion, die bei den vergangenen Wahlen keinen Sitz im Gemeinderat ergattern konnte. Erneut der Wahl stellt sich neben der SVP auch die Bürgerliste “Die Erdpyramiden”. Und eben die Grünen.


Eine Alternative zu historischen Machtverhältnissen

Die Erwartungen des jungen Teams um Hanno Mayr sind nicht unrealistisch. Der 30-jährige Signater ist Büroleiter der Grünen. Mit einem Sitz im Gemeinderat wäre man zufrieden. “Mitbestimmen wird dann natürlich sehr schwer werden”, gesteht Hanno Mayr ein, “aber wir werden sicher versuchen, gute Vorschläge und Anfragen zu machen.” Diese bräuchte es in einer Gemeinde wie dem Ritten, wo derzeit 19 der 20 Ratssitze in festen Händen der SVP sind. Der einzige – historische – Oppositionskandidat ist Achille Ragazzoni, Apotheker und früherer MSI-Exponent. Er sitzt bereits seit zwanzig Jahren für “Die Erdpyramiden” im Rittner Gemeinderat.

Gianluca Vignoli, Silvia Simoni, Hanno Mayr, Manuel Oberkalmsteiner. Foto: Facebook

Diese Einseitigkeit hat Hanno Mayr bereits vor fünf Jahren gestört und war schließlich ausschlaggebend für seine Kandidatur. “Die Ausprägung der Demokratie in unserer Gemeinde ist sehr schwach. Und das ist schade.” Mit den Erdpyramiden hat er sich nie identifizieren können: “Das ist eine Ein-Mann-Partei, die wenig integrative Themen anbietet”, so Mayr. Mitbestimmung und Beteiligung sind hingegen einer der Schwerpunkte der Grünen Liste. “Die Rittner Bevölkerung wird von der Gemeinde kaum zur Mitarbeit herangezogen. Wenn, dann gibt es einzelne Bürgerversammlungen”, weiß Mayr zu berichten, “aber ansonsten passiert nicht viel”.


Junges Team bekennt Farbe

Mit Mayr treten der Jugendarbeiter Manuel Oberkalmsteiner, die Freiberuflerin Silvia Simoni sowie der Umweltingenieur Gianluca Vignoli an. Neben mehr Bürgerbeteiligung will man sich vor allem für größere Transparenz und Vielfalt auf dem Ritten einsetzen. “Der Gemeinderat muss sich der Bevölkerung gegenüber mehr öffnen, die Kommunikation fehlt fast komplett. Man hört sehr wenig von dem, was in den Gemeindestuben passiert. Das muss sich ändern”, ist Mayr überzeugt. Und was die Vielfalt betrifft, diese soll sowohl in den Gemeinderat als auch in die Gesellschaft Einzug halten.

Das Grüne Team um Hanno Mayr gilt mit einem Durchschnittsalter von 35 Jahren als jüngste Liste bei den Wahlen. Daher will man sich ganz besonders auch für die Jugend einsetzen. Einen ausgewiesenen Jugendraum etwa gibt es nicht am Ritten. Ein solcher wird aber dringend gebraucht, für Konzerte und betreute Jugendarbeit. Denn auch einen Jugendarbeiter sucht man in der Gemeinde vergebens.

6.112 Rittner haben am 10. Mai die Wahl. Es bleibt abzuwarten, wie viele sich für “mehr Farbe in der Gemeindestube”, so der Wahlslogan der Rittner Grünen, entscheiden.