Politica | Rechtsextremismus

Sellners Frühstück im Parlament

Senator Giuseppe De Cristofaro will mit einer parlamentarischen Anfrage das Frühstück von Martin Sellner mit Jürgen Wirth Anderlan am Sonntag in Bozen verhindern.
Rechte
Foto: Facebook
  • Der Plan steht. 
    Martin Sellner will am kommenden Sonntag nach Bozen kommen. Eingeladen vom Südtiroler Landtagsabgeordneten Jürgen Wirth-Anderlan soll der bekannter österreichische Rechtsextremist am 5. Mai 2024 zu einem „Widerstandsfrühstück in Bozen“ erscheinen.
    Sellner hat vergangene Woche auf seiner X-Account geschrieben:

    Am ersten Maiwochenende besuche ich Wirth Anderlan in Bozen. Wir trafen uns in Wien und es war Liebe auf den ersten Blick. Einige haben mir schon geschrieben und meinten sie würden mich auch gerne mal kennenlernen. Ich überlege am Sonntagvormittag, den 5. Mai ein Widerstandsfrühstück in Bozen zu organisieren. Wer hat Lust und wäre mit dabei? Bitte schreibt es in die Kommentare, damit ich abschätzen kann, ob es sich auszahlt!

  • Sellners Ankündigung auf X: „Wir trafen uns in Wien und es war Liebe auf den ersten Blick.“ Foto: Martin Sellner/X
  • Nach Informationen von SALTO ist inzwischen klar, dass das Sellner-Frühstück am 5. Mai 2024 in Südtirol stattfinden wird.
    Denn der Kopf der identitären Bewegung Österreichs und Chefideologe in Sachen „Remigration“ hat anscheinend in Jürgen Wirth Anderlan einen Bruder im Geiste auch im Süden gefunden. 
    Doch dagegen regt sich jetzt auch politischer Widerstand.

  • Anfrage im Parlament

    Giuseppe De Cristofaro ist kein politischer Hinterbänkler. Der 53jährige neapolitanische Politiker sitzt für die Sinistra Italiana im Senat. Cristofaro war in der Regierung Conte zwischen September 2019 und Februar 2021 Unterstaatssekretär im Ministerium für Universität und Forschung.
    Der SI-Senator wird am Dienstag eine parlamentarische Anfrage im Senat einreichen, um abzuklären, ob Martin Sellner in Italien zur „persona non grata“ erklärt werden kann. „Wir haben Beppe über das geplante Frühstück in Bozen informiert“, sagt Luca Di Biasio, Vorsitzender des Südtiroler SI-Ablegers „und er ist sofort aktiv geworden“.
    Mit dieser dringenden Anfrage wird der Fall Sellner auch in Italien zum Politikum. Martin Sellner gilt inzwischen als Galionsfigur der Neuen Rechten im gesamten deutschen Sprachraum.  Weil Ermittlungen ergaben, dass Sellner eine Spende des Christchurch-Attentäters Brenton Tarrant angenommen und diesen nach Wien eingeladen hatte, verhängten sowohl die britischen Behörden 2018 gegen ihn  in Einreiseverbot nach Großbritannien wie ein Jahr später auch die US-Behörden für die Vereinigten Staaten. In Österreich wurde Sellner wegen Terrorunterstützung, Verhetzung und der Bildung einer kriminellen Vereinigung angeklagt. Verurteilt wurde er in den vergangenen Jahren aber nicht. 

  • SI-Senator Giuseppe De Cristofaro: Einreiseverbot für Sellner? Foto: globalist.it
  • Nach dem Bekanntwerden seines Auftritt beim Treffen deutscher Rechter Ende November 2023 in einer Villa in Potsdam, verhängte auch Deutschland ein Einreiseverbot gegen ihn. Derzeit gibt es einen Gerichtsstreit darüber, ob diese Maßnahme aufrecht bleibt oder nicht.
    Mitte März hat die Schweizer Polizei verhindert, dass Sellner in Aargau einen Vortrag hält.
    In Italien ist es nicht so einfach gegen Personen ein Einreiseverbot zu verhängen. Da Martin Sellner weder rechtskräftigt verurteilt ist noch in Italien gegen ihn etwas vorliegt, kann er sich im Schengenraum unbehelligt bewegen. Solang er sich in Italien nichts zu Schulden kommen lässt.
    Die parlamentarische Anfrage von Giuseppe De Cristofaro hebt jetzt das Bozner Frühstück aber auf die nationale, politische Ebene und genau das ist der erste Schritt für eine mögliches Einschreiten des italienischen Innenministeriums.