Politica | Abgeordnetenkammer

„Ethnische Erpressung funktioniert nicht“

In Sachen Autonomie knatscht es an mehreren Fronten zwischen SVP und Opposition. Der jüngste Vorfall: ein Schlagabtausch zwischen den Kammerabgeordneten Daniel Alfreider und Florian Kronbichler.
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Die Autonomie gehört nicht nur der Südtiroler Volkspartei: Auf diese Feststellung lassen sich die Reaktionen von Freiheitlichen und Grünen auf die Vereinbarung der Südtiroler Volkspartei mit Premier Enrico Letta herunterbrechen. Während die Grünen verlangen, dass auch andere Parteien in die Verhandlungen für das „Bozner Abkommen“  miteinbezogen werden, für das Letta im Frühsommer nach Südtirol kommen will, liefern sich die Freiheitlichen einen Schlagabtausch mit Landessekretär Philipp Achammer über Alleinvertretungsansprüche und Freistaat.

Doch auch innerhalb der Abgeordnetenkammer tun sich innerhalb der Südtiroler Gruppe neue Gräben auf. Den Auftakt dazu gab am Donnerstag eine Pressemittelung des Gruppensprechers der sprachlichen Minderheiten in der Abgeordnetenkammer Daniel Alfreider. Darin freute sich der SVP-Exponent über die Unterstützung des Ministerpräsidenten für die Anliegen der sprachlichen Minderheit. „Letta hat diese ernst genommen und die Rolle der sprachlichen Minderheit auch im Reformprozess betont, der heute mit Annahme der entsprechenden Beschlussanträge in die Wege geleitet wurde“, so Alfreider. Doch während eine breite Mehrheit, darunter Vertreter der slovenischen Minderheiten und den Aostanern ihren Antrag unterstützt habe, „ist die Gegenstimme des Südtiroler Abgeordneten Florian Kronbichler unverständlich, gerade in dieser für Suedtirol so wichtigen Frage“, so Alfreider.

Ein Angriff, den Florian Kronbichler umgehend als „Reaktionsfoul“ konterte: Alfreider verbreite sehr bewusst eine Unwahrheit. Denn in der Abgeordnetenkammer wurden über keinen SVP-Antrag abgestimmt. „Ich habe gegen den Antrag der Regierung Letta zur Verfassungsreform gestimmt, und zwar deshalb, weil ich die Art, wie die Fast-Allparteienregierung die Verfassung zu verändern versucht, nicht als Reform, sondern als Verschlechterung ansehe.“ Tatsächlich haben die SVP ihre Zustimmung zur Reform mit der Zusicherung der Regierung verknüpft, dass in der zu errichtenden 40-köpfigen Zweikammer-Kommission ein Vertreter der Sprachminderheiten sitzen wird. Diese Zusage habe Senator Karl Zeller mit einem Antrag im Senat erreicht, den Ministerpräsident Letta  in seiner Rede vor der Kammer bestätigt habe.

Alfreiders Darstellung sei also falsch und die „alte ethnische Erpressung, die bei mir nicht funktioniert“, so Kornbichler. Denn nicht  jeder Posten für die SVP sei schon ein Minderheitenschutz und nicht jede Stimme dagegen ein Anschlag auf den Minderheitenschutz. Und: „Nicht jeder Regierungsantrag und jeder Gesetzesentwurf, dem auch die SVP-Vertreter zustimmen, ist deswegen gleich ein SVP -und gleich ein Sprachminderheiten-Antrag.“