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Hotels in Zeiten des Coronavirus

Ein Gespräch mit Wolfgang Holzner und Daniel Kost über Vorsichtsmassnahmen im Hotelwesen
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Foto: Ivan Bocchio

Das Hotel als Vorreiter für die Technisierung des Wohnens

Es war schon der weltberühmte Architekt Frank Lloyd Wright aus Chicago und in Folge unzählige Schriften wie zum Beispiel das Buch «Zum Einfluss von Hotelkomfort auf die Wohnarchitektur», die festhielten, dass das Hotel Vorreiter für die Technisierung des Wohnens war.


In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurden - unter anderem dank der aufkommenden Elektrizität - architektonische Lösungen möglich, die vorher aus verschiedenen Gründen im Hotel- und Wohnbau ungebräuchlich waren: Die Klimatisierung der Raumluft durch Heizung und gezielte Zu- oder Abluftsysteme liessen grosse Verglasungen und fliessende Grundrisse zu; automatisch versenkbare Scheiben öffneten das Zimmer zum Garten hin. Personen­ und Speiselifte erlaubten den Empfang von Gästen auch in den oberen Geschossen und auf der Dachterrasse; zentral regulierte Lautsprecher verwandelten jeden Raum in ein Musikzimmer; Telefonanschlüsse für interne und externe Gespräche verstärkten auf indirekte Weise die Trennung der Bereiche der Hausherrschaft von jenen des Personals; Apparate wie die Ozonmaschine, die Zigarrenrauch neutralisiert, boten die Gelegenheit, eine räumlich eingebundene Rauchecke einzurichten.


Parallel zum technologischen Fortschritt, zu Veränderungen in der Architektur und in der Gesellschaft wurde das «Equipment» eines Hauses nicht mehr verborgen gehalten und hinter Holztafeln versteckt. Stattdessen wurde es offen präsentiert und avancierte zum Gesprächsthema und zum Mittel sozialer Distinktion. Die Haustechnik begann Entwurf, Gestaltung und Wahrnehmung von Gebäuden zu beeinflussen. Der Knopf, Schalter oder Hebel bildete den Anfangspunkt einer Kette von Abläufen. Mit seiner Hilfe wurde die Ausstattung des Zimmers bedient: Er zündete das Licht an, setzte Wasser und Luft in Bewegung, öffnete die Tür oder die Jalousien eines Fensters, liess Musik erklingen. Sogar Menschen, nämlich die Angestellten, wurden über Knopfdruck in Gang gesetzt.


Den Architekten gelang es sämtliche Erfolge auf technischem Gebiet sofort für sich zu vereinnahmen, so dass der Eindruck entstand, dass nur ein Gebäude mit moderner Ästhetik auch ein hochtechnisiertes Haus sein könne.

Wird der Fortschritt bei der Hotelausstattung weiterhin unsere Häuser beeinflussen?
Wird sich gerade jetzt im Hotelbau einiges ändern?
Wird ein Streben nach Gesundheit, wie es schon mit den Sanatorien des 19. Jahrhunderts geschah, neue Grundriss- und Planungslösungen für das heutige Hotel hervorrufen?

Am Ende des 19. Jahrhundert erkannte man, dass strengere Massnahmen in der Behandlung der Tuberkulosepatienten eine dringende Notwendigkeit waren. Die Errichtung von Sanatorien sollte die anstehenden Probleme lösen und die strikte Durchführung der Freiluft-Liegekur zum unabdingbaren Bestandteil der Kur werden. In diesem Sinne wurden bei einer grösseren Anzahl von Sanatorien, Hotels und Pensionen vor jedem Zimmer geräumige gedeckte Liegebalkons vorgebaut, wo der Kranke auf dem Liegestuhl seine Liege- und Sonnenkur durchführen konnte.


Zudem sollten Wände, Decken, Türen und Fenster möglichst glatt sein, unter Vermeidung von Verzierungen, Hohlkehlen u.s.w.; an Stelle der in die Wand einspringenden, rechtwinkligen Kanten und Ecken sollten stumpfwinklige oder ausgerundete gesetzt werden.


Überall sollten Wände, Decken und Fussböden mit Ölanstrich oder waschbarem Lack versehen sein und die Fussböden mit Linoleum belegt werden, zumal in den Schlafzimmern. Ergänzend sollten auch alle Möbel durch Lack oder Ölanstrich waschbar gemacht werden, die wenigen Polstermöbel sollten abnehmbare Polster haben, Vorhänge und Teppiche waren zu vermeiden. Man unternahm in Sanatorien und Hotels alles nur Erdenkliche, um die Ansteckungsgefahr auf ein Minimum zu reduzieren.


Bereits beschlossen einige Übernachtungsstätten, dass alle bewohnten Räume nach deren Abreise mit Formalindämpfen desinfiziert und mit heisser Sodalösung abgewaschen werden mussten.
 

Vorsichtsmassnahmen bezüglich Coronavirus – Konkrete Strategien
 


 

 

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