Ambiente | Energie

Abhängigkeit von fossiler Energie

2019 machten Kohle, Erdöl und Gas zusammen über 84% des weltweiten Energieverbrauchs aus, 2009 waren es 87%, ein sehr bescheidener Rückgang in 10 Jahren.
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.
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Foto: Pixabay

2019 wurden immer noch etwas über 84% des weltweiten Energieverbrauchs* durch fossile Energien Kohle, Erdöl und Gas abgedeckt, 2009 waren es 87%, ein geringer Fortschritt in 10 Jahren, um die Abhängigkeit von fossilen Energien zu reduzieren. Den höchsten Anteil hatte Erdöl mit über 33%, vor Kohle mit 27% und Gas mit 24,2%. Atomenergie machte 4,3% aus und Wasserkraft und andere erneuerbare Energien kamen zusammen auf einen Anteil von 11,4%

Während der Anteil von Kohle und Erdöl am Gesamtenergieverbrauch in den vergangenen 10 Jahren leicht gesunken ist, konnte Gas den Anteil steigern.  Bezogen auf die CO2-Emissionen ist das eine positive Entwicklung, da Gas bei der Verbrennung, verglichen mit Kohle und Erdöl, wesentlich weniger CO2 ausstößt**.

Die Gewinnung Erneuerbarer Energie aus Wasserkraft ist mit 6,4% stabil geblieben, während Energie aus anderen erneuerbaren Energiequellen in den vergangenen 10 Jahren von 1,2 % auf 5 % gestiegen ist.

Der Energiemix in verschiedenen Ländern und Regionen

Der Energiemix in den einzelnen Ländern und Regionen zeigt ein inhomogenes Bild. Europa hat bereits größere Fortschritte weg von fossiler Energie und hin zu erneuerbarer Energie gemacht.

2019 betrug der Anteil an fossilen Brennstoffen am Gesamtenergieverbrauch in den USA 83,3%, in Europa waren es 74%. Entsprechend höher ist der Anteil an Erneuerbare Energie in Europa mit 16,5% verglichen mit nur 8,8% in den USA.

Italien lag mit einem Anteil von 83,7% an fossiler Energie weit über dem europäischen Durchschnitt. Gas stellt mit 40% den höchsten Anteil, erneuerbare Energie hat mit 16,3% einen ähnlich hohen Anteil wie der EU-Durchschnitt. Seit 1990 produziert Italien keine Atomenergie mehr.

In den beiden bevölkerungsreichsten Ländern China und Indien ist die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern besonders hoch. Während China im Jahr 2019 85,1% seines Energieverbrauchs durch fossile Energieträger abdeckte, betrug der Anteil in Indien sogar 91%. Bemerkenswert ist der hohe Anteil an Kohle, der in beiden Ländern weit über 50% am Gesamtenergieverbrauch ausmacht. Hier sei vermerkt, dass sowohl China als auch Indien über sehr große Kohlereserven verfügen. Trotz hoher Investitionen Chinas und Indiens in erneuerbare Energien, steigt der Kohleverbrauch weiter.

Warum die Abhängigkeit von fossilen Energie verringert werden muss?

Durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe werden große Mengen an Treibhausgasemissionen freigesetzt und tragen so zum Klimawandel mit all seinen verheerenden Folgen bei. Zusätzlich werden große Mengen an Luftschadstoffen emittiert, die für Gesundheit und Umwelt schädlich sind.

Da fossile Brennstoffe nicht unendlich vorhanden sind, ist auch die massive Ressoursenerschöpfung ein wichtiger Grund zum schrittweisen Ausstieg aus fossilen Energien.

Die großen Erdöl- und Gasreserven sind auf wenige, teils politisch instabile Länder verteilt. Die Importabhängigkeit von fossilen Energien hat in der Vergangenheit immer wieder zu Situationen geführt, wo die Energiesicherheit gefährdet war (Beispiele: Ölkrise 1973/1974 oder zeitweiser Ausfall der russischen Gaslieferungen in den Jahren 2006 und 2009). Der Umstieg auf erneuerbare Energiequellen gewährleistet eine höhere Energiesicherheit.

Energieverbrauch und CO2-Emissionen

Die Verbrennung von fossilen Brennstoffen zur Energiegewinnung stellt die mit Abstand größte Quelle der durch menschliche Tätigkeiten hervorgerufenen Treibhausgasemissionen dar. Kohle setzt weltweit am meisten CO2 frei, gefolgt von Erdöl und Gas.

Energiebedingte CO2-Emissionen zeigen in den OECD-Ländern in den vergangenen 12 Jahren einen leicht abnehmenden Trend. Das liegt zum einen daran, dass der Energiebedarf in diesen Ländern insgesamt abnimmt, zum anderen verringert sich der Anteil an fossiler Energie. In den Nicht-OECD Ländern, vor allem in den 2 bevölkerungsreichsten Ländern China und Indien, die zusammen nahezu 40% der Weltbevölkerung ausmachen, nehmen die CO2 Emissionen zu. Grund dafür ist ein kontinuierlicher Anstieg des Energieverbrauchs und ein sehr hoher Anteil an fossilen Energien am Gesamtenergieverbrauch.

Faktoren, die den zukünftigen Energieverbrauch beeinflussen

Die folgende Tabelle zeigt einige Kennzahlen, die für den zukünftigen Energieverbrauch maßgeblich sind. Bevölkerungswachstum und höheres Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt (BIP), sowie zunehmende Industrialisierung und Urbanisierung in den Schwellen- und Entwicklungsländern werden zu weiterem Wachstum des Energieverbrauchs führen.

Der Aufholbedarf bezüglich des Bruttoinlandsproduktes/pro Kopf und des daraus resultierenden gesteigerten Energieverbrauchs in den Entwicklungs- und Schwellen-Ländern ist sehr groß. Während in den USA, in der EU und in Japan auf 1000 Einwohner zwischen 591 und 837 Autos entfallen, sind es in China lediglich 173 und in Indien nur 22. Der pro-Kopf-Energieverbrauch ist in den Entwicklungs- und Schwellenländer-Ländern wesentlich niedriger als in den OECD Ländern. In den USA wurden 2019 im Durchschnitt pro Kopf 288 Gigajoule Energie verbraucht wurden, in China war es nur ein gutes Drittel und in Indien nicht einmal 10%. Auch wenn die Schwellen- und Entwicklungsländer nicht das Niveau der OECD-Länder bezüglich BIP/pro Kopf und Energieverbrauch erreichen, zu einem Anstieg des Energiekonsums wird es allemal kommen.

Laut UNO wird die Weltbevölkerung von derzeit 7,7 Milliarden auf über 9 Milliarden im Jahr 2050 ansteigen, wobei das Bevölkerungswachstum fast ausschließlich in den Schwellen- und Entwicklungsländern stattfinden wird.

Aus oben genannten Gründen wird der Energieverbrauch in den Schwellen- und Entwicklungsländern, vor allem in China und Indien weiter ansteigen.  Um die Abhängigkeit von fossiler Energie zu reduzieren, muss einerseits sehr viel mehr in erneuerbare Energie investiert werden und andererseits ein sparsamerer Umgang durch mehr Energieeffizienz gewährleistet werden (Einsparung bei Heizung und Strom im privaten und öffentlichen Bereich, Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes, Förderung von Autos mit sparsamen Kraftstoffverbrauch, Umstieg auf E-Autos, etc. ). Wenn das nicht gelingt, werden die CO2 Emissionen weiter steigen, wie auch in diversen Prognosen aufgezeigt (siehe IEA World Energy Outlook, BP World Energy Outlook 2019 u.a.). China und auch Indien befinden sich in einem Dilemma, einerseits ist die Luftverschmutzung in den Großstädten und Ballungszentren so extrem, dass sie gezwungen sind auf Erneuerbare Energien umzusteigen, andererseits haben beide Länder sehr große Kohlevorkommen und es ist aus wirtschaftlicher Sicht eine sehr große Herausforderung die Kohleindustrie massiv herunterzufahren. Ähnliche Probleme haben viele andere Länder. Ein großer Streitpunkt bei den nun schon seit vielen Jahren andauernden UN-Klimaverhandlungen ist die Finanzierung für bereits eingetretenen Schäden durch den Klimawandel sowie die Finanzierung des Umstiegs auf erneuerbare Energien in den armen Ländern.

Fossile Energie wird immer noch stark subventioniert

Laut Internationaler Energieagentur (IEA) wurden im Jahre 2019 weltweit immer noch über 300 Milliarden US$ an Subventionen für fossile Energien*** ausgegeben, während die Förderungen für Erneuerbare Energien nicht einmal die Hälfte ausmachten. Die meisten Subventionen flossen in den Erdölsektor, an zweiter Stelle rangiert der auf fossiler Energie basierende Elektrizitätssektor, dann folgt Gas. Kohle wird im Elektrizitätsgewinnungssektor in vielen Ländern subventioniert. Durch die Subventionierung fossiler Energien werden ökonomische Anreize geschaffen weiterhin fossile Energieträger zu nutzen und somit den Verbrauch zu steigern und die umweltschädliche Abhängigkeit von fossilen Energien aufrecht zu halten. Besonders in den Ressourcen-reichen (Kohle, Erdöl, Gas) Ländern werden fossile Energien stark subventioniert, das führt zu übermäßigem Verbrauch und gibt keine Anreize in Erneuerbare Energie zu investieren.

Große Herausforderungen für die Zukunft

Die Umgestaltung der Wirtschaft weg von fossiler Energie und hin zur Nutzung von erneuerbaren und umweltfreundlicheren Energiequellen scheint noch ein sehr langer Weg zu sein. Die Politik ist gefordert die notwendigen Rahmenbedingungen und Maßnahmen zu setzen, um die Abhängigkeit von fossiler Energie zu verringern. Eine wichtige Forderung ist neben dem Umstieg auf erneuerbare Energie auch ein sparsamerer Umgang mit Energie. Beispiele dafür sind: ein weiterer Ausbau und stärkere Subventionierung des öffentlichen Verkehrs, um den Umstieg vom Individualverkehr zur Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln zu ermöglichen, Maßnahmen zur Einsparung bei Heizung und Strom im privaten und öffentlichen Bereich etc. Ein Teil dieser Maßnahmen könnte längerfristig bedeuten, dass auf so manche liebgewonnene Gewohnheiten verzichtet werden muss.

* Die im Artikel verwendeten Zahlen beziehen sich auf den Primärenergie-Verbrauch. Als Primärenergie bezeichnet man in der Energiewirtschaft die Energie, die mit den ursprünglich vorkommenden Energiequellen zur Verfügung steht, wie Kohle, Gas und Erdöl, aber auch erneuerbare Energien wie Wasserkraft, Sonne, Wind, Geothermie, Biomasse, Ozeanwellen und Kernenergie. Um Primärenergie in Sekundärenergie umzuwandeln, sind je nach Primärenergieträger verschiedene Prozesse notwendig, z.B. die Umwandlung von fossiler oder erneuerbarer Energie in elektrischen Strom erfolgt in einem Kraftwerk.

** Gas, auch Erdgas genannt, wird oft als "Brückentechnologie" oder  "Übergangsenergieträger" auf dem Weg zu einer langfristig weitgehend CO2-neutralen Energieversorgung gesehen, da es beim Verbrennen wesentlich weniger CO2 als Kohle und als Erdöl/Erdölprodukte freisetzt. Bei der Förderung und beim Transport von Gas entweicht Methan in die Atmosphäre, ein viel stärkeres Treibhausgas als CO2. Wie viel Methan bei der Gasgewinnung freigesetzt wird variert je nach Förderstätte. Es gibt bis jetzt keine Daten, wie viel Methan bei der weltweiten Gasgewinnung und beim Gastransport anfällt. 

*** Subventionen für fossile Energie kommen entlang der gesamten Prozesskette, von der Gewinnung über Verarbeitung und Umwandlung bis zum Verbrauch fossiler Energieträger vor: z. B. Subventionen für die Gewinnung und Verarbeitung von Kohle, Erdöl und Gas; Vergünstigungen für die Stromgewinnung aus fossiler Energie, Subventionen im Transportsektor, (z.B. keine Steuern für Flugkerosin).

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Michael Steinwandter Dom, 09/06/2020 - 23:06

Danke Frau Psenner für diesen informativen Beitrag, der mal wieder zeigt, dass wichtige Transformationsprozesse viel zu langsam ablaufen.
Es wird (Haupt)Aufgabe der Politik und Wirtschaft sein, die nötigen Schritte einzuleiten, und nur mit den Finger auch China und Indien zu zeigen (so wie Trump es immer tut) ist auch nicht hilfreich.
Denn wir als Nationen des Globalen Nordens (oder Westens) könnten längst schon Vorreiter sein, und es den anderen Nationen vormachen.

Jedenfalls können auch wir einzelne was dagegen tun, indem wir unsere Auto so oft wie möglich stehen lassen, keine oder emissionsarme Autos kaufen, Heizungen mit Wärmepumpen wählen, auf Fliegen so oft wie möglich verzichten.

Wichtig finde ich aber auch das "Divest from Fossil Fuel", sprich, den Erdölfirmen das Geld entziehen, indem wir auf Grüne Banken wechseln oder in Green Bonds statt "Fossil Bonds" investieren. Das geht in Italien noch recht schwer, aber für uns gibt es auch Optionen aus Deutschland und Österreich.

Dom, 09/06/2020 - 23:06 Collegamento permanente