Darf er das?
Dasselbe fb-Diskussiönchen kam dann recht schnell auf unser Schulsystem zu sprechen und darauf, dass es immer noch die Zöglinge der sog. höheren Klassen vom Start weg und für’s Leben privilegiert, worüber sich auch sogleich die mächtige Frage erhob, ob sich das vielleicht ändern sollte, und falls ja, wie. Was wiederum mir ein Experiment in Erinnerung rief, von dem ich hier gelesen hatte, und zwar so:
Die Lage war aussichtslos. Die neunte Klasse der Johannes-Schule in Malmö bestand aus einer Ansammlung von Verlierern: Lauter Bildungsversager und Schulschwänzer hockten da in einer der schlechtesten Schulen Schwedens gemeinsam im Klassenraum. Dann kamen acht der besten Lehrer des Landes und mit ihnen das Fernsehen. Vor laufender Kamera sollten die neuen Lehrer, deren Schüler über Jahre überdurchschnittliche Ergebnisse erzielt hatten, diesem Häufchen Bildungselend das Denken und Arbeiten beibringen. Binnen sechs Monaten sollten sie zu einer der besten Abschlussklassen Schwedens werden. Das Experiment war aufsehenerregend – und gelang. Die Schüler wurden richtig gut. Ausgerechnet in Mathe schafften sie es bis an die Landessspitze. Der Mathe-Lehrer ist seither ein Star. Und ganz Schweden diskutierte.
Soweit also die Vorgeschichte, zu der sich jüngst die „Elefantenrunde“ bei Daum im Stadtcafé gesellte. Mit an jenem Tische saßen, neben den Spitzenexponenten der wichtig(er)en Südtiroler Parteien, Arno Kompatscher und Pius Leitner. Gegen Ende der Veranstaltung kam die Rede, wie auch nicht, auf die „Ausländer“, und Pius Leitner stellte Arno Kompatscher eine Frage, die mir damals den Atem stocken ließ und das noch heute tut: Er fragte - im Brustton der Überzeugung und wie einer, der einen Trumpf aus dem Ärmel zieht -, Pius Leitner also fragte Arno Kompatscher: „Angenommen, in der Gemeinde Völs gibt es zwei erste Klassen Volksschule. In einer ersten Klasse sind vier Ausländerkinder, in der anderen keine. In welche Klasse schicken Sie Ihr Kind?“ (ab Minute 31:49 im Video).
Unerhört, diese Frage? Nein, nicht wirklich, scheinbar. Denn tatsächlich und wahrhaftig darf in unserem Lande ein erwachsener Mensch, sogar ein Spitzenexponent der zweitmächtigsten Partei des Landes, eine solche Frage stellen, öffentlich und in bester Gesellschaft… und wird dafür mitnichten des Raumes, nicht einmal in seine Schranken verwiesen, nicht von Arno Kompatscher (der gibt scheinbar nicht gerne starke Antworten, aber vielleicht wird’s ja noch, wenn er erst einmal sicher drin steht, in seinen neuen Schuhen), nicht von Daum (der sonst ja recht gern recht spitz ist), aber auch von den übrigen Anwesenden am Tisch empörte sich: KeineR. Und so werden wohl auch weiterhin und auch in Südtirol die Wehrlosen und Schwachen für das Versagen der Mächtigen und Starken ihren Kopf hinhalten müssen. Und dabei wäre Schweden doch gar nicht wirklich weit weg.
Die Frage (inbegriffen
Die Frage (inbegriffen Nichtantwort) scheinen wenig diplomatisch, vielleicht hatten die Beiden ja vorab mit der Volksschullehrein ein Gespräch, zu der ein moslemischer Pappi gesagt hat, sie haben SEINEM SOHN nichts zu sagen...was schaut sich wohl der nicht-moslemische Mitschüler ab? Ein Leben in Demokratie verlangt auch von jenen, die die Vorteile genießen, sich an deren ethische Regeln zu halten. Darüber traut sich (kaum) jemand zu reden, aber es ist notwendig für ein Demokratieverständnis!
In risposta a Die Frage (inbegriffen di Oskar Egger
Über das "Vielleicht"
und "was gewesen sein könnte" weiß ich nichts, weshalb ich dazu auch nichts sagen kann.
Noch einmal, wenn es um
Noch einmal, wenn es um schwache, integrationsbedürftige Schüler geht, sind viel mehr Hilfen angebracht, schon lange, als bisher zuteil werden, angefangen von den widerrechtlich gekürzten Stützunterrichtsstunden. Ich höre aber, immer wieder, vom Unmut auch junger italienischsprachiger Mütter/Eltern, die langsam den Eindruck haben, sie selbst und ihre Kinder werden Opfer einer Arroganz, die keine Berechtigung hat und das ist der Kern des Unfriedens und des Heimatsverlustgefühls. Ich glaube es gibt Lösungen, aber für Lösungen braucht es willige Verhandlungspartner. Schweden hat seine Demokratie im Griff, wir nicht.
In risposta a Noch einmal, wenn es um di Oskar Egger
Noch ein Versuch
Dein Verweis auf "wenig diplomatisch" ist m. E. gänzlich fehl am Platz. Dieser Mann steht ganz vorne dran, und ein ganzes Volk hört zu, wenn er etwas sagt (und dann wundern wir uns, wenn die Bevölkerung alleweil weniger Hemmungen hat...). Das macht Schule, und hat also (auch) mit Verantwortung(sbewusstsein) zu tun, findest du nicht auch? Eine Lehrerin nicht zuletzt sollte in der Lage sein, einem Vater höflich aber bestimmt zu sagen, welche bei uns die Schul-Regeln und welche ihre Rechte sind. Aber vielleicht wäre es nötig, ja, dass man das Lehrpersonal entsprechend schult und auf solche bestimmt hin und wieder heikle Situationen vorbereitet. Es gibt ja Coaches und Trainer und Berater für alles, da sollten wir das einrichten können. Aber sicher, wenn die Welt sich verändert hat und wir aber immer weiter tun, als wäre alles wie immer und wie früher, dann, ja dann wird's schwierig. Nicht zuletzt: Es geht nicht nur um Extra-Hilfen für schwache und integrationsbedürftige Schüler - es geht auch darum, dass der Starke dem Schwachen hilft. Das ist normal so (oder war es mal?!) und es wird (wieder) Zeit, dass (auch) unsere Kinder das (wieder) lernen, je früher, desto besser. Und natürlich habe ich das Beispiel des schwedischen Schulexperiments nicht umsonst eingefügt, denn es sind nicht und niemals die Kinder, die eine Klasse in ihrem Fortschritt "hemmen" oder die "versagen" - es sind die Lehrer, die nicht gut genug vorbereitet/geschult/ausgestattet/motiviert usw. usf. sind. Und falls es tatsächlich so sein sollte, dass Eltern das Gefühl haben, sie und ihre Kinder würden Opfer einer Arroganz, dann ist es natürlich Aufgabe der Politik, einzugreifen und die Sache gerade zu biegen. Aber auf die Art und Weise, die Pius Leitner anreißt, wird das kaum gelingen, das führt höchstens und im bestmöglichen (!) Fall in eine Sackgasse.
Hätte, hätte, Fahrradkette...
... lieber medi@tion. Aus meiner Sicht ein ziemlich verwegener Kommentar, der dem obigen Text nicht gerecht wird.
„Angenommen, in der Gemeinde Völs gibt es zwei erste Klassen Volksschule. In einer ersten Klasse sind vier Ausländerkinder, in der anderen keine. In welche Klasse schicken Sie Ihr Kind?“
Natürlich sucht man sich sowieso die Klasse nicht aus, das hat Arno schon richtig beantwortet. Aber als Vater von drei Kindern darf ich ruhigen Gewissens antworten: wenn ich könnte, in der Klasse mit dem besten pädagogischen Konzept und den besten LehrerInnen. Inklusion, lieber medi@tion, kann Fähigkeiten fürs Leben beibringen.
Ein Beispiel gefällig? „Angenommen, in der Gemeinde Völs gibt es zwei erste Klassen Volksschule. In einer ersten Klasse sind vier Kinder mit geistiger oder körperlicher Behinderung (anders formuliert: Kinder mit anderen Begabungen), in der anderen keine. In welche Klasse schicken Sie Ihr Kind?“
Erkennst du das Problem? Pius macht zwei aus meiner Sicht fatale Fehler. Zum Einen versucht er mit seiner Frageform dem Hörer glauben zu machen, dass die "Ausländerkinder" per se schlecht oder schädlich für das Klassenziel wären - oder warum sonst sollte jemand sein Kind in die andere Klasse schicken wollen? Richtig ist: jedes Kind hat individuelle Fähigkeiten, die mal über und mal unter dem Klassendurchschnitt liegen können. Elternhaus, Begabung, Gesundheit, es kann an ganz vielen unterschiedlichen Voraussetzungen liegen - nicht an der Nationalität oder der Hautfarbe.
Persönliches Beispiel? Als ich in meiner Kindheit ein Jahr in den USA verbracht habe, war ich in Englischer Literatur und Amerikanischer Geschichte wohl kein Einser-Schüler. Dafür habe ich die Jungs und Mädels in Mathe, Physik, und selbst in Vokabular ganz locker in die Tasche gesteckt.
Und wo liegt der zweite Fehler? Selbst die Fertigkeiten eines/r benachteiligten Schülers/in kann dem Lernziel meiner Kindern was beisteuern. Rücksichtnahme, soziales Verhalten, Umgang mit Problemen und Frustrationen sind dabei nur ein Paar der direkten Berührungspunkte. Ich bin zum Beispiel heilfroh, dass meine Kinder gemeinsam mit körperlich benachteiligten Schülern lernen und aufwachsen.
Unsere Freunde aus Deutschland beneiden uns darum, dass wir hier ganz selbstverständlich solche Integrationsschulen haben, an denen Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam lernen. Ein Status, den das Vorzeigeland Deutschland leider immer noch nicht hat: dort ist es für Betroffene schwierig, einen Platz an der Regelschule zu ergattern, landauf, landab werden noch Sonderschulen betrieben.
Und doch, keiner käme in Südtirol auf die Idee zu sagen, dass das Integrationsschulmodell ein schlechtes wäre. Ganz im Gegenteil, wir werden international darum beneidet. Und was lernen wir daraus? Mehr Geld für die Schule! Genauso wie es vorgesehen ist, dass Klassen mit Integrationsschülern zusätzliche Lehrkräfte zugewiesen werden, sollten wir dafür sorgen, dass Klassen mit einem hohen Anteil von SchülerInnen fremder Sprach- und Kulturkreise zusätzliche Unterstützung erhalten.
Wenn wir das pädagogische Personal nicht alleine lassen mit den Herausforderungen der Inklusion, dann kann das genauso ein Erfolgsmodell werden, wie die Schulklasse in Malmö beweist.
Wenn wir aber aus purem Populismus so undifferenzierte Fragen stellen, und ein ganz stilvolles stammtischkonformes "wachen sie doch auf..." hinterherwerfen, wie es unser Pius macht, dann kommen wir hier keinen Deut weiter. Du hast Recht, Silvia. Empörend ist, dass sich keiner empört hat.
In risposta a Hätte, hätte, Fahrradkette... di Christoph Moar
Einfach nur gut
Hallo Christoph,
Gratulation, einfach nur ein toller Kommentar, mehr gibts nicht zu sagen!
In risposta a Hätte, hätte, Fahrradkette... di Christoph Moar
Was is Piusele net glernt hat, lernt der Pius nimmer mehr
Bravo Christoph! Wenn ich als Vater die Wahl hätte, würde ich meine Kinder natürlich in die Klasse mit den Ausländerkindern schicken. Dort lernen sie nämlich fürs Leben! Wir haben bei uns schließlich keine Berliner Verhältnisse. Dass ausgerechnet die strammen Tiroler so wenig Selbstvertrauen in die eigene Kultur haben, als ob vier Kinder die restlichen zwanzig (?) aus der Bahn werfen könnten. Wenn sich eine Frage stellt, dann um wie viel zusätzliche Unterstützung fürs Lehrpersonal sich der prominente Vater bemühen würde.
In risposta a Hätte, hätte, Fahrradkette... di Christoph Moar
Ich glaube, ihr habt
Ich glaube, ihr habt überhaupt nicht gelesen, was ich meine, denn die rosarote Brille verhindert die Probleme nicht. Empörend ist, dass sich niemand empört, dass es zweierlei Menschen gibt: die, die sich gefälligst an die demokratischen Grundsätze zu halten haben und die, die tun und lassen, was sie wollen. Es fehlt die Empörung, das hat man auch bei diesen Wahlen gesehen. Ich erhebe hier einmal die schwache Stimme derer, die der Übergriffe überdrüssig sind, unabhängig davon was ein Leitner oder jemand andere von sich gibt. Die Stimme der Überhörten, derer, die meinen, es gibt nichts mehr zu machen, man ist eh ausgeliefert. Derer, die eben nicht rassistisch sind, aber Rassismus erdulden müssen. Die Menschen sind MÜDE. Wenn ich in Bozen nur ein kurzes Gespräch am Bankschalter anfange (weil ich die Menschen mag), dann höre ich haarsträubende Geschichten von Frauen, die sich um 18,30 nicht mehr in ein Öffi trauen,wie in Berlin, z.B. Ich möchte keine Steuerbegünstigungen auf Alarmanlagen, ich möchte in Frieden und Freiheit leben können. Nur das und dafür sind die zur Verantwortung gerufen, die für Politik teuer bezahlt werden. In der Schweiz verliert ein Ausländer seine Arbeitsbewilligung, wenn er die 15 kmh überschreitet. Nach Amerika kann ich nur wenn ich 100 Bedingungen erfülle, selbst wenn ich meine Arbeitskraft dort anbiete. Nur hier wird Integration einfach falsch verstanden, meine ich. Es gibt Sachen, die ich einfach nicht mehr will, dass sie meine Kinder im Jahre 2013 noch lernen müßten!
Dürfen Sie jetzt wieder polemisieren,
oder warum haben Sie diesen Beitrag erst jetzt geschrieben und nicht vor der Wahl?
Leider werden Sie auch diesem Thema auf Ihre Oberflächliche Art nicht gerecht. Natürlich ist es nicht in Ordnung Kinder mit Migrationshintergrund alle in einem Topf zu werfen, doch Pius Leitner spricht ein Problem an, das vorhanden ist und das nach einer Lösung sucht.
Wie ist ein Unterricht möglich in dem sich ein hoher Anteil von Kindern befindet, die große Schwächen in der Unterrichtssprache haben und mit ihrem Verhalten und Einstellungen den Unterricht dauerend stören, in dem sie z.B. weibliche Lehrpersonen nicht als Autorität anerkennen wollen.
Auch ist es frustrierend zu Erfahren, dass ein Kind 2 Monate vor Schulschluss aus der Klasse genommen wird, weil die Familie in ihr Ursprungsland Urlaub macht um dann wieder das nächste Schuljahr wieder eingeschult wird. Auch fragt man sich wie intelligent Eltern sind die einfach Ihre Kinder mittels im Schuljahr bei uns Einschulen und sich erwarten dass die Schule alles richten wird.
Naja und um das Beispiel mit Schweden anzusprechen: Wer würde schon eine große Freude haben zu erfahren, dass das eigene Kind in eine Klasse voller Schulversagern kommt, ohne dass ein Einsatz-Team von acht Super-Lehrer das Ruder rumreißen?
Leider ist auch die Grüne Ausländerpolitik daran Schuld, die viele Probleme die mit Zuwanderung zusammenhängen einfach tabuisiert, wenn sie es nicht schafft diese an der fehlenden Tolleranz der einheimischen Bevölkerung (was zum Teil auch stimmt!) festmachen kann.
@gorgias
Warum ich diesen Beitrag nicht vor der Wahl geschrieben habe? Weil ich die Elefantenrunde bei Daum erst am (Wahl-)Sonntag mir Zeit genommen habe, anzusehen. Es ist unklug und unter ihrer Würde, andere und nur aufgrund von Spekulationen zu beschuldigen und zu beleidigen.
In Sachen Oberflächlichkeit scheinen sie nicht viel besser zu sein als ich, sonst hätten sie die Kommentare (auch meine) gelesen und daraus verstanden, dass ich „das Problem“ keineswegs leugne, dass ich aber auch meine, die „Lösung“ Pius Leitners und der seinen sei keine solche, sondern vielmehr ein Verstärker. Darüber hinaus schreibe ich hier keine Berichte, auch keine Reportagen, bin keiner Redaktion, keiner Blattlinie und keinen journalistischen Regeln unterworfen. Was sie (und andere) lesen können, wenn sie wollen, ist meine Meinung zu einem Thema – nicht mehr und nicht weniger, überdies gibt es ja die Kommentarfunktion, über die sich jede, der mag, einbringen und das Thema in die Tiefe ziehen kann. Aber das wissen ja gerade sie sehr gut.
Zu ihrem ersten Absatz: Machen sie sich doch bitte die Mühe, meinen letzten Kommentar vor diesem zu lesen. Es ist Aufgabe der Lehrpersonen und der Behörden, die Bedingungen für ein gutes Schul-, Lern- und Klassenklima zu schaffen und die Bedingungen herzustellen, die allen Kindern gerecht werden. Diese unsere eigene Unfähigkeit (Unwille?) dürfen wir nicht auf dem Rücken der Kinder ausbaden, ganz gleich, woher die kommen. Im Übrigen fällt mir in solchen Fällen immer wieder eine Geschichte ein, die meine Mutter gern erzählte (sie war Grundschullehrerin hier am Dorf, in den 60er Jahren): In den ersten Klassen saßen bei ihr sehr oft Kinder, die von weiß außerhalb kamen und in ihrem Leben noch keinen Stift in der Hand gehalten oder ein Wort Deutsch gesprochen hatten, weshalb die „Dorfkinder“ ihnen weit voraus waren – aber nie sehr lange. Damals fühlten sich die Lehrpersonen gefordert, heute heißt's "die Dummlinge - nicht nur Migrantenkinder - halten die Klasse auf". Aber das ist, zugegeben, nur eine Vermutung (Spekulation). Wie gesagt, ich nehme, was sie hier berichten, einmal als wahr und gegeben an, auch wenn ich nicht denke, dass diese Fälle die große Mehrheit darstellen. Aber noch einmal: Diese Probleme müssen auf der Behörden-Eltern-Lehrer-Ebene gelöst werden… oder glauben sie tatsächlich, dass es eine Lösung sein kann, wenn einheimische Eltern ihren Kindern mehr oder minder direkt zu verstehen geben, Klassen mit Migrantenkindern (Migrantenkinder) seien ein No-Go?! Das ist doch nicht ihr Ernst, oder?!
Und natürlich – aber das wissen sie selbst natürlich am allerbesten – hat das schwedische Beispiel allein die Aufgabe, aufzuzeigen, dass es keine „Schulversager“ gibt, sondern allein unvorbereitete Behörden und (unmotivierte) Lehrer.
Grüne Ausländerpolitik kenne ich im Detail leider nicht, wie sie sehr wohl wissen, bin ich erst seit ein paar Monaten grün im politischen Sinne. Aber ich glaube, verstanden zu haben, dass es die grüne Ausländerpolitik ist, die nach Lösungen sucht, während andere es (und die Verantwortung) leugnen, indem sie „Mauern hoch und Schotten dicht“ brüllen. Aber das löst kein Problem - genau so wenig, wie es sauber macht, den Dreck unter den Teppich zu kehren. Der wird dann dort ganz still und heimlich alleweil mehr – bis wir eines Tages darin ersticken. Es geht in meinen Augen schlicht darum, anzuerkennen, dass unsere Welt eine weit grundlegender andere ist, als sie noch vor 50 oder auch 40, 30 und sogar 20 Jahren war und als man auf den ersten, zweiten und sogar noch dritten Blick meinen möchte; und wir tun gut daran, uns damit einzurichten. Und es ist Aufgabe der Politik (der Politiker), seiner Bevölkerung diese Tatsache zu vermitteln, aber auch, die Lösungen zu erarbeiten, die es erlauben, der Bevölkerung die Angst zu nehmen, vor dieser Veränderung. Die Angst zu verschärfen und zu schüren, damit füllen wir höchstens das Pulverfass.
NB1: Toleranz ist eine Form der Überheblichkeit, und das wissen sie genau, nicht wahr?
NB2: Ich habe mal „polemisieren“ gegoogelt: „Polemik (von griechisch πολεμικός polemikós ‚feindselig‘ bzw. πόλεμος pólemos ‚Krieg, Streit‘)[1] bezeichnet einen meist scharfen Meinungsstreit im Rahmen politischer, literarischer oder wissenschaftlicher Diskussionen. Der Begriff hat historisch einen Wandel erfahren, die ursprüngliche Bedeutung von Polemik war Streitkunst, ein literarischer oder wissenschaftlicher Streit, eine gelehrte Fehde.“ Haben sie sich etwa vertan?
In risposta a @gorgias di Sylvia Rier
@Rier
Können Sie bitte erleutern, mit was ich Sie genau beschuldigt habe? :-)
Des Weiteren gehe ich auf Ihre Kommentare, die Sie später geschrieben haben nicht ein, da ich den Kommentar vorher verfasst hatte und er irrtümlicherweise erst später gepostet wurde.
zu. N.B.1 Da haben Sie einen interessanten Aspekt der Tolleranz aufgefasst, den ich auch implizit mit gemeint habe. Diesen sind sich leider Menschen (und politische Ströhmungen) nicht bewußt, die sich selbst gerne als tollerant bezeichnen, was für mich auch eine Form von Überheblichkeit ist. So schwingt auch in diesem Verständnis der Grünen für Menschen aus anderen Kulturkreisen haben, etwas paternalistisches und entmündigendes mit, das sich in der europäischen Ideengeschichte bis zu Rousseau und der romantisierenden Idee des "edlen Wilden" zurückverfolgen lässt.
Ich bin für faire und klare Regeln und gegen Diskriminierung.
zu.N.B.2 Nein ich habe mich hier nicht vertan. Es ist in der deutschen Sprache auch möglich Polemik mit einer pejorativen Konnotation zu verwenden. Wenn Sie ein Wort nachschlagen, das Sie nicht genau verstehen, sollten Sie sich nicht alleine auf Wikipedia verlassen. So kommen Sie höchstens zu Ihrer zusammengegoogelten Halbbildung. (Für dieses Mal können Sie im Duden nachschlagen)
Als Typ: Schlagen sie mal im Duden nach
In risposta a @gorgias di Sylvia Rier
Sie beschuldigen mich
in ihrem ersten Satz, jetzt wieder (!) polemisieren zu dürfen (!), und zwar polemisieren mit exakt der pejorativen Konnotation, die der Online-Duden hergibt. Der klassische Duden reiht übrigens dieses ihr polemisieren (auch) erst an letzter Stelle, insofern sich ja wikipedia und die Duden-Redaktion durchaus einig sind. Und übrigens finde ich es interessant, dass in ihren Augen offensichtlich Pius Leitner mit jenem Satz keineswegs "polemisierte" (in ihrem Sinne), sondern "ein Problem anspricht, das nach einer Lösung sucht". Danke, schönen Tag noch!
In risposta a @gorgias di Sylvia Rier
Schuldgefühle?
>in ihrem ersten Satz, jetzt wieder (!) polemisieren zu dürfen (!), <
Ich beschuldige sie nicht dass sie es dürfen, sondern merke an dass Sie es tut. Dass sie das wort beschuldigen in den mund nehmen wird wohl bei ihnen der grund liegen.
>und zwar polemisieren mit exakt der pejorativen Konnotation, die der Online-Duden hergibt. Der klassische Duden reiht übrigens dieses ihr polemisieren (auch) erst an letzter Stelle, insofern sich ja wikipedia und die Duden-Redaktion durchaus einig sind.<
Was ist das wieder für eine verkorkste Logik? Was wollen Sie übrigens damit Aussagen? Was sind sich Wikipedia und der klassische Duden einig?
>Und übrigens finde ich es interessant, dass in ihren Augen offensichtlich Pius Leitner mit jenem Satz keineswegs "polemisierte" (in ihrem Sinne), sondern "ein Problem anspricht, das nach einer Lösung sucht". <
Ja und ich sage auch dass ich es nicht in Ordnung finde dass mit seiner Rethorik alle Ausländer in einem Topf geworfen werden. Doch finden Sie es nicht problematisch, dass Arno Kompatscher die Frage aus dem Weg geht, weil er weiss dass er sie nicht glaubhaft so beantworten kann, dass es ihn nichts ausmachen würde in welche Klasse seine Kinder kommen?
Pius Leitner legt hier den Finger in die Wund und spricht ein Problem an, er bietet aber dafür auch keine Lösung.
Und leider kann ich mir aus der Kritik, dass ich in diesem Zusammenhang nicht "polemisiert" benutzt habe, wenig daraus machen, wenn Sie von jemanden kommt, der die Bedeutung von geläufigen Wörtern nicht kennt, noch fähig ist sie im nachhinein durch mehrmaliges Nachschlagen zu erschließen.
>Danke, schönen Tag noch!<
Und Ihnen eine gute Nacht.
Ich bin sehr froh über diese
Ich bin sehr froh über diese Diskussion, auch weil ich schon lange darüber nachdenke und ganz nebenbei den kleinen Bericht von Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek über den Islam (auf ihrer Homepage zu lesen) zufällig in die Hände gekriegt habe. Und ich meine, man kann das schwedische Experiment, das sich hauptsächlich auf mathematische Kenntnisse und der Fähigkeit, bzw. Unfähigkeit der Lehrkräfte Wissen zu vermitteln bezieht, nicht mit der Überlegung vergleichen, ob jemand sein Kind gern in einer Klasse mit Mitschülern mit Migrationshintergrund hat, den Vergleich mit Kindern mit Beeinträchtigung finde ich geradezu grotesk und total am Thema vorbei. Es geht um ein kulturelles Problem und ich fühle mich in meinen Persönlichkeitrechten gestört, wenn ich Arroganz hinnehmen muss, um deren Beseitigung ich schon in den 70ger Jahren an Schülerptotesten teilgenommen habe. Ich habe Angst davor, dass Rechte, die mühsam erkämpft wurden, langsam wieder mehr oder weniger subtil unter Übergriffen verwässert werden. Ich störe mich an der Tatsache, dass es offensichtlich zweierlei Arten von Frauen gibt. Ich frag mal ganz absurd, was würde passieren, wenn überzeugte Katholiken plötzlich in der Montour der Kreuzritter auftreten würden? Ich störe mich daran, auf einem Flughafen durchleuchtet werden zu müssen, weil jemand hinter mir einen Gürtel ziehen könnte, der mein Kind in die Luft jagd, aus religiösen Gründen. Ich habe, wie E.Jelinek auch sagt, noch nie eine konkrete Äußerung gegen diese Verhaltensweisen von Migranten gehört. Ich störe mich daran, dass möglicherweise mein Pizzaiolo, der hier rentenversichert ist, dessen Gattin im Krankenhaus bei jeder Geburt die bessere Betreuung findet (gottlob) als in der Heimat, die morgens mit den Kindern im NKD spazierengeht, während mein Baby in der Krippe wartet, einer kriminellen Organisation angehört und schon lange darüber nachsinnt, wie er bei mir zu Hause an Hab und Gut kommt und noch dazu die Bananen verspeist. Nur weil er hier eine Justiz vorfindet, die mich nicht schützt. Ich habe keine Lust mein Kind, dem ich versuche, Gewaltfreiheit schon im Sandkasten beizubringen, in der Schule blau schlagen zu lassen oder sexuellen Übergriffen auszusetzen. Nur um das geht es. Ich biete Demokratie und die möchte ich auch zurück ohne dass ich wieder von vorne für die Einhaltung von fundamentalsten Grundrechten kämpfen muss. Und dies sind keine Vorurteile, denn ich habe kaum etwas anderes vernommen, wenn ich mit meinen Mitbürgern darüber gesprochen habe.
In risposta a Ich bin sehr froh über diese di Oskar Egger
Spontan fällt mir ein,
zum Beispiel: Mönche in brauen Kutten. La stazione di Bologna, 1980. RAF. Verschleierte Nonnen. Brigate Rosse. NSU-Morde. Und wenn wir dann das Zeiträdchen um noch ein paar Jahrzehnte zurückdrehen, dann kommt auch nicht wirklich Erhebendes an die Oberfläche, oder (nein, bis zu den Kreuzrittern musst du dich wirklich nicht bemühen, es gibt genug Terror und Angst auch in den eigenen Reihen). Und tu doch bitte nicht so, als wären wir nicht (auch) gewalttätig, als würden einheimische Kinder und Leute sich nicht auch gegenseitig grün und blau schlagen, als würden einheimische Männer (ihre) Frauen nicht auch schlagen und demütigen und vergewaltigen und wie Gefangene halten... aber da schauen wir halt nicht so genau hin, oder nehmen's anders wahr, weil’s irgendwie halt doch "Heimat" ist und zu uns gehört und schon immer da war. Noch einmal, und damit’s klar gesagt sei: Ich will nichts beschönigen und nichts entschuldigen, aber wir müssen aufhören, immer mit zweierlei Maß zu messen und so zu tun, als seien wir Gottweiß wie zivilisiert und die anderen Gottweiß welche Tiere. Und à propos Demokratie, "die du bietest": Frag doch mal, zum Beispiel, ein paar Minderheiten, hier bei uns aber nicht nur, was sie halten, von der Demokratie die du nennst, und dann, wenn du magst, erklär mir doch bitte, ob "Demokratie" heißt, dass alle (gleich) zu sein haben oder zumindest so, wie wir sie haben wollen.
In risposta a Ich bin sehr froh über diese di Oskar Egger
@Silvia Rier, ja, wir sind
@Silvia Rier, ja, wir sind auch gewalttätig und arrogant, da hast Du wirklich recht und unsere Demokratie hat zwar einen tollen Namen, der Inhalt ist dürftig. Die Beispiele von Übergriffen und Terrorismus sind unzählig und machen uns alles andere als Ehre, da stimm ich mit Dir überein. Es sollen auch nicht alle formatiert werden (so wie es langsam geschieht) und wenn Du z.B. die RAF erwähnst, dann ist es genau das, wovor ich Angst habe: der Fundamentalismus, egal welchen couleurs. Und ich bin überzeugt davon, dass Hilfe oft an der falschen Stelle ansetzt und selbst von Arroganz und Überheblichkeit geprägt ist und unser Rechsstaat ist nicht in der Lage, Probleme zu lösen, deren Anfang nicht mit Weitblick überdacht wurde.