Politica | Versicherung

Zeitbombe Versicherungsschutz

Schließung der kleinen Geburtenabteilungen in Südtirol - was steckt dahinter? Auch Sanitätsdirektor Oswald Mayr bestätigt nun: "Wir sind rechtlich nicht in Ordnung."

Schon am 30. September hatte salto.bz auf das "Vergessene Risiko" hingewiesen. Ist ein prekärer Versicherungsschutz das Hauptargument für die Schließung der Geburtenabteilungen in den Kleinspitälern? Ein anonym bleibender Arzt hatte gegenüber salto.bz erklärt: "„Wir werden schon bald keine Versicherung mehr finden, die die Geburtenabteilungen in den kleinen Krankenhäusern und die dortigen Ärzte versichert“. Nun kommt eine Bestätigung aus der obersten Führungsebene. Sanitätsdirektor Oswald Mayr erklärt: "Die beiden Geburtenabteilungen in Sterzing und Innichen erfüllen nicht die gesetztlich vorgeschriebenen Strukturkriterien."

Rund um die Uhr muss bereits jetzt ein vierköpfiges Team aus Anästhesist, Gynäkologe, Pediater und Hebamme anwesend sein. Theoretisch - denn praktisch gibt es nur einen Bereitschaftsdienst in den beiden Kleinkrankenhäusern. Zu wenig, sagen staatliche und europäische Vorgaben. Und an diese muss sich Südtirol halten, da es im Sanitätswesen nur sekundäre Gesetzgebungsbefugnis hat.

Kein Versicherungsschutz also wenn dem Neugeborenen oder der Mutter bei der Geburt etwas passiert? Ob Kunstfehler, oder Fremdverschulden zählt nicht, ist das vierköpfige Fachteam nicht vor Ort, wird keine Versicherung zahlen. "Dann hätten wir ohne Zweifel schlechte Karten zu unserer Verteidigung in der Hand", so Mayr gegenüber der Südtiroler Tageszeitung.

Wer steht also gerade, wenn es zu einem Notfall während der Geburt kommt? Wer kann diese Zeitbombe entschärfen? Acht Millionen Euro hoch sind die Standard-Forderungen bei Anzeigen, die aus anderen Regionen bekannt sind, erklärt Mayr. "Wir machen uns große Sorgen."

Ein ernster Zwischenfall könnte in den kleinen Geburtabteilungen weitreichende Folgen haben. Der anonym bleibende Arzt sagte schon vor einem Monat gegenüber salto.bz: „Ich möchte dann nicht in der Haut dieser Ärzte und der Verantwortlichen stecken."