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Masochismus ist gut

Hugh Jackman als Wolverine war – mit Robert Downey Jr. als Iron Man – die beste Besetzung überhaupt im MCU. Dass Wolverine aber im Team mit Deadpool zurückkommen würde, war besorgniserregend.
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Foto: Marvel
  • Humor und Film ist eine heikle Sache. Oder besser: Humor ist eine sehr subjektive Angelegenheit. Wo die einen lachen, schütteln andere den Kopf. Das MCU, die Verfilmungen der Marvel-Comics der letzten zehn, fünfzehn Jahre, kann da die gesamte Bandbreite abdecken: von perfekt – der erste „Iron Man“ von 2008 oder „Guardians Of The Galaxy Vol. III“ (2023) – bis hin zu bisweilen unangenehm peinlich – „Thor: Love & Thunder“ (2022) oder „She-Hulk: Die Anwältin“ (2022).

    Deadpool gehört – auch in den Comics – zu den „lustigen“, satirischen Charakteren: Ein Angeber, ein Großmaul, irgendwie extrem us-amerikanische Klischees. Respektlos, zynisch, scheinbar frei von Empathie, zielt er (nicht nur verbal) stets unter die Gürtellinie. Man muss das mögen. Die erste Deadpool-Verfilmung (2016) haben wir uns noch angeschaut, die zweite (2018) nicht mehr.

    Wenn dieser Deadpool dann mit Wolverine, nicht nur einer der besten Comic-Figuren aus dem Hause der Marvel-Comics, sondern auch eine der besten filmischen Umsetzungen im MCU zurück ins Kino kommt, dann ist das – für uns ein – Problem, denn es war eine „Zerstörung“ von Logan zu befürchten. Der Wolverine-Fanboy behielt aber die Oberhand und mit einem leicht masochistischen Grundgefühl setzten wir uns ins Kino. Der Vorfilm zu „Venom: The Last Dance“, einem Deadpool ähnlichen Marvel-Charakter, beruhigte, weil er die Erwartungen nach unten schraubte. Doch es sollte anders kommen.

  • „Deadpool vs. Wolverine“ (Official Movie Trailer)
    (c) 20th Century Studios

  • Der Film beginnt mit einem auf mehreren Ebenen überraschenden – langen – Gemetzel. Und was für ein Gemetzel! Deadpool sucht Wolverine, findet nur dessen Adamantium-Skelett und kämpfte mit diesem gegen Agenten aus einem Parallel-Universum. Bei aller Brutalität dieser Szenen, der Humor ist treffsicher, überdreht und erstaunlich. Auch die direkte Einbindung der Opening-Credits in die Szenen funktioniert bestens und – was im Laufe des Films immer wieder geschehen wird – Deadpool durchbricht immer wieder die „vierte Wand“, d.h. er spricht zu den ZuschauerInnen, und er erzählt beispielsweise davon, dass Disney (!) Hugh Jackman mit viel Geld nur deshalb zurückgeholt hat, weil seine Wolverine-Performance eine Erfolgsgarantie an den Kinokassen wäre. Das erstaunliche: Diese offensichtliche Selbstironie funktioniert, und das ohne der Story irgendwelchen Schaden zuzufügen. Später sollte eine ähnliche Sequenz das „Multiversum“ betreffend ähnliche Wirkung zeigen. Erstaunlich.

    Je besser man sich im MCU und in der Welt der Marvel Comics auskennt, desto mehr Cameos und Easter Eggs wird man erkennen. Und es gibt einige, die wirklich lustig und überraschend sind. Toll auch die vielen Verweise auf Wolverines Vergangenheit in den Comics. Und jene von Deadpool: Irgendwann gibt es eine Kampfszene vor einem Shop namens „Liefeld’s Just Feet“. Rob Liefeld war jener Zeichner, der Deadpool alles erster umgesetzt hat, und Liefeld war bekannt dafür, dass die Füße seiner „Helden“, die er in der Regel zu zeichnen mied, anatomische „Unfälle“ waren. Lustig.

    Über die Story sei gesagt, dass die „TVA“, die Time Variance Authority, eine wesentliche Rolle spielt, jene Agentur, die darüber wacht, dass mit den verschiedenen Zeitlinien des Multiversums auch alles passt. Und es sei gesagt, dass es nicht nur um Action und Humor in allen Varianten geht, sondern auch um Themen wie Schuldgefühl (Wolverine) und die Sehnsucht um Anerkennung (Deadpool).

    Eingeprägt hat sich bei uns vor allem das erwähnte Massaker am Anfang und die wirklich gruselige „Hand im Kopf“, ausgeführt von der bösen Gegenseite, dem Villain des Films.

    Der Titel „Masochismus ist gut“ ist zwar Möchtegern-Clickbait, aber er steht auch gleichzeitig dafür, dass man hin und wieder auch Sachen tun sollte, die Unangenehmes erwarten lassen, sie könnten sich auch als Glücksfall herausstellen, so wie „Deadpool & Wolverine“, der zwar nicht so rund wie „The Guardians of The Galaxy“, aber gleichermaßen unterhaltsam ist. 

    Popcorn-Kino zum Weiterempfehlen und Mehrfachschauen.

  • Links:

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  • Seit 26. Juli 2024 im Kino: Das denkbar ungleiche Gespann Wolverine und Deadpool. Foto: Marvel Studios / Disney