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„Hinter jedem Profi steht ein Mensch“

FC-Südtirol-Kapitän Fabian Tait zieht ein Fazit aus der vergangenen Saison, erzählt von seinen Träumen und Zielen und davon, was er sich von Journalisten wünscht.
Fabian Tait
Foto: LK/SALTO
  • SALTO: Herr Tait, einen Großteil der vergangenen Saison mussten Sie verletzungsbedingt von außen mitverfolgen. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

    Fabian Tait: Ich konnte fünf Monate lang nicht spielen. Von draußen kann man nicht viel tun, um das Spielgeschehen zu beeinflussen. Für mich war es deshalb sehr wichtig, dass ich in der Rückrunde wieder mit der Mannschaft mittrainieren und bei den Auswärtsspielen mitfahren konnte. Die letzte Saison war schwer, es war die erste, wo ich mir gedacht habe, diesmal könnte uns der Klassenerhalt nicht gelingen. Die Meisterschaft in der Serie B ist sehr hart. Alle dachten, dass Salernitana den Titel holen würde, und dann sind sie abgestiegen. Unsere Leistung war gewaltig und ich bedanke mich bei allen, die ihren Beitrag geleistet haben.

    Die Vorbereitung für die neue Saison hat begonnen. Fühlen Sie sich wieder zu 100 Prozent fit nach Ihrer Verletzung?

    Nach meiner Verletzung letztes Jahr musste ich operiert werden. Bei Verletzungen dieser Art kommt es oft vor, dass es wieder passiert. Mein Ziel war deshalb erstens der Klassenerhalt und zweitens, dass ich wieder hineinkomme und mich nicht nochmal verletze. Jetzt fühle ich mich aber fit für die kommende Saison. Ich hoffe, dass alles gut laufen wird.

     

    „Der Tag, an dem ich dieses Ziel erreicht habe, war einer der schönsten Tage meines Lebens.“

     

    In Ihrem letzten Interview mit SALTO vor einem Jahr sagten Sie auf die Frage nach Ihrem persönlichen Ziel, dass Sie der Spieler mit den meisten Einsätzen in der Geschichte des FC Südtirol werden und damit Hans Rudi Brugger überholen wollen. Inzwischen ist Ihnen das gelungen. Wie fühlen Sie sich damit?

    Ich bin sehr glücklich. Der Tag, an dem ich dieses Ziel erreicht habe, war einer der schönsten Tage meines Lebens, aber zugleich auch ein etwas unschöner Tag, da ich mich eben verletzt habe. Gegen Pisa wurde ich richtig gefeiert: Die Fans haben mir eine Choreografie gewidmet und der Verein hat mir eine Tafel geschenkt. Es war eigentlich ein super Tag, ich habe auch ein Tor geschossen. Leider habe ich mich zehn Minuten später aber verletzt. Aber so ist das nun mal im Leben. Mittlerweile habe ich fast 400 Spiele für den FC Südtirol gespielt, das ist mein nächstes Ziel und ich hoffe, es in der kommenden Saison zu erreichen.

    Der FC Südtirol spielt bald seine vierte Saison in der Serie B. Hat er sich mittlerweile in der Liga etabliert und ist fester Bestandteil der zweiten italienischen Spielklasse?

    Absolut, dennoch ist der Klassenerhalt nichts, das man als garantiert ansehen darf. Die Serie B ist ein schwieriger Wettbewerb. Wie gesagt, es reicht zu schauen, wer letzte Saison abgestiegen ist. Was wir in den letzten Jahren geleistet haben, ist gewaltig, und wir müssen weiter Gas geben. Unser Ziel wird auch weiterhin der Klassenerhalt sein. Wichtig ist, dass die Fans uns weiterhin unterstützen, denn in schweren Momenten brauchen wir diesen Rückenwind.

  • Fabian Tait: „Wichtig ist, dass die Fans uns weiterhin unterstützen.“ Foto: FC Südtirol
  • Landesliga, Oberliga, Serie D, Serie C, Serie B: Sie haben nahezu in allen italienischen Ligen gespielt. Eine fehlt noch. In einem SALTO-Interview haben Sie die Serie A einmal als „großen Traum“ bezeichnet. Wie realistisch ist es, dass der FCS eines Tages in der höchsten italienischen Division spielt?

    Der Verein ist jung, hat aber in den letzten Jahren viel erreicht, ein neues Trainingscamp und ein neues Stadion realisiert. Wenn man sich den Werdegang des FC Südtirol ansieht, stellt man fest, dass es immer eine Entwicklung gibt. Es braucht Zeit, und ich hoffe, dabei zu sein, wenn es so weit ist.

    Sie sind seit 11 Jahren beim FCS und haben schon viele Interviews gegeben – gibt es eine Frage, die Sie sich immer gewünscht hätten, die aber nie von einem Journalisten gestellt wurde?

    Das ist eine schwere Frage. Ich würde sagen, genau diese hier (lacht). Darüber habe ich nie wirklich nachgedacht. Nun, wir sind professionelle Fußballspieler und müssen dementsprechend auch Kritik akzeptieren. Manchmal vergisst man aber, dass hinter jedem Profi auch ein Mensch steht, der Probleme hat wie jeder andere auch. Ich zum Beispiel habe letztes Jahr meinen Vater verloren. Solche Dinge werden oft vergessen. Wenn die Spieler am Sonntag das Stadion betreten, erwarten alle Topleistung – ohne zu wissen, was sich im Hintergrund abspielt. Das Resultat ist immer das Wichtigste. Deshalb würde ich mir von den Journalisten manchmal ein einfaches „Wie geht’s dir, alles in Ordnung?“ wünschen. Das fehlt oft einfach – allgemein im Sport. 

  • „Media Day“ 2025

    Am gestrigen Mittwoch (16.07.) fand der traditionelle Medientag des FC Südtirol im Rahmen des jährlichen Trainingscamps in Ridnaun statt. Auch SALTO mischte sich in das Mediengetümmel. In den kommenden Tagen erscheinen drei weitere Spielerinterviews mit Profis der Weißroten.