Gesprächskreis der Initiative für mehr Demokratie in Toblach
Foto: Initiative für mehr Demokratie
Society | Kommentar

Die Südtiroler Philosophen rufen

Die Initiative für mehr Demokratie hat eine Befragung zu aktuellen Krisen durchgeführt. Ihre Analyse scheint zutreffend, die Empfehlungen aber wenig konkret.
  • Die Initiative für mehr Demokratie hat sich in diesem Jahr gemeinsam mit Climate Action und OEW intensiv mit der Frage nach einem guten Leben für Alle befasst. Im September hat auch der KVW diese Frage zu seinem Jahresthema gemacht.

    Das wichtigste Ergebnis teilt die Initiative gegenüber SALTO vorab mit: „Demokratie, echte Demokratie, ist die erste und entscheidende Bedingung für ein gutes Leben für Alle“. Eine imperiale, beherrschende Lebensweise verhindere sie bislang. Sie fordert deshalb eine Demokratie der Verständigung und Entscheidungsfähigkeit aller, um politische Entscheidungsprozesse solidarischer zu gestalten. 

    Selbst in der Südtiroler Volkspartei (SVP) spricht man heute von einer „Krise der Demokratie“, ausgesprochen hat die Worte Bildungslandesrat Philipp Achammer im Frühling dieses Jahres in seiner Stellungnahme zu Anna Künig, die erste weibliche Vorsitzende der Jungen Generation der SVP und neue politische Hoffnungsträgerin. 

    Auch die deutsche Bundeszentrale für politische Bildung konstatiert eine europaweite zunehmende Unzufriedenheit mit der repräsentativen Demokratie: „Mit Blick auf die Wahlergebnisse bezieht sich die Krise insbesondere auf den Rechtsruck, wenn vermehrt Parteien gewählt werden, die demokratie- und menschenfeindlich agieren.“

    Die Südtiroler Initiative für mehr Demokratie sieht angesichts dieser Sachlage dringenden Handlungsbedarf: „Demokratie ist gerade angesichts aller Krisenphänomene die vordringlichste der zu erfüllenden Aufgaben.“ In den letzten Monaten hat die Vereinigung deshalb eine Onlinebefragung zum Thema „gutes Leben für Alle“ durchgeführt, an der 230 Menschen teilgenommen haben.

    Die Ergebnisse der Befragung wurden Anfang November im Kulturzentrum des Grand Hotel Toblach vorgestellt und diskutiert. Darauf aufbauend fordert die Initiative nun einen Bewusstseinswandel in westlichen Ländern und die bessere Vernetzung verschiedener Akteure der Zivilgesellschaft. Das erscheint sowohl banal als auch äußerst notwendig zu sein, nur wo anfangen? Wie Menschen ansprechen, die nicht freiwillig nach Toblach kommen, um über Demokratie zu diskutieren? 

    Die Initiative scheint auch daran gedacht zu haben. Denn um Demokratien zu stärken, brauche es nicht nur Bildungsarbeit von Organisationen, wie ihre es ist, sondern in Sachen Verteilungsgerechtigkeit auch einen Rückbau in den hochindu­strialisierten Ländern – was auch immer dieser „Rückbau“  heißen soll. Folgerichtig hätten in einer Welt, wo Ressourcen gerechter verteilt sind, auch mehr Leute Lust auf Demokratie.